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Rungholts Ehre: Wie ein Sylvester-Vorsatz zum Roman wurde

Der Autor Derek Meister schildert im Literatur-Café, wie sein historischer Kriminalroman »Rungholts Ehre« entstanden ist, der bei Blanvalet (Verlagsgruppe Random House - Bertelsmann) erschienen ist.

Von Derek Meister

Berufe im Mittelalter: »Stein- und starstechender Bader mit Lizenz zum Zähneziehen« Cover: Derek Meister: Rungholts Ehre

Zusammen mit Random House haben wir 10 Exemplare des Buches verlost. Wir wollten von Ihnen wissen, welches Handwerk oder welchen Beruf Sie denn gerne in einer mittelalterlichen Hansestadt ausgeübt hätten. Die originellsten Antworten auf unsere Frage finden Sie hier >>.

Mehr Informationen zum Buch - inklusiv einer Lese- und Hörprobe - finden Sie auf der Website zum Buch unter
www.rungholt-das-buch.de

Derek Meister: Rungholts Ehre: Historischer Kriminalroman (Patrizier Rungholt, Band 1). Taschenbuch. 2017. Blanvalet Taschenbuch Verlag. ISBN/EAN: 9783734105517. 11,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Derek Meister: Rungholts Ehre: Historischer Kriminalroman (Patrizier Rungholt 1). Kindle Ausgabe. 2010. Blanvalet Taschenbuch Verlag. 8,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Silvester 2003 saß ich mit Freunden zusammen und beantwortete die Frage nach den guten Vorsätzen für 2004 mit einem lapidaren Satz: »Endlich meinen ersten Roman schreiben.« Die Lächler reihum sagten mir, wie naiv dieser Satz war. »Nächstes Jahr höre ich mit dem Rauchen auf« - Schulterklopfen »... Ja ja.« Doch der Romanvorsatz wurde schnell zu einem begeisterten Projekt und ich setzte mich 2004 hin und vertiefte mich in den Stoff und das Mittelalter.
     Und tatsächlich: Im Januar 2006 ist der erste Teil meiner Krimireihe um den dickköpfigen Patrizier Rungholt im Blanvalet Verlag erschienen – mein erster Roman. Noch immer bin ich erstaunt wie schnell alles ging, bis ich das erste Exemplar von »Rungholts Ehre« in den Händen hielt.
     Hauptberuflich bin ich Drehbuchautor. Seit ca. 7 Jahren, nach Abschluss meines Studiums an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg, schreibe ich TV-Movies und Serien für das Fernsehen. Dass ich »endlich« einen Roman schreiben wollte, war der Wunsch, ein Gegengewicht zur Drehbucharbeit zu finden. An einem Stoff zu schreiben, der nicht »verfilmbar« sein muss, Szenen zu erfinden, bei denen kein Produzent »Herr Meister, das ist zu teuer« sagt. Die Idee, einen historischen Krimi mit einem kantigen und schwierigen Charakter zu erzählen - mit einem Protagonisten der unter seiner Sturheit und seinem Jähzorn zu leiden hat und dessen Ängste und Sünden ihn behindern, der aber trotz allem ein sehr liebenswerter Mensch ist - wurden nach Silvester schnell mehr und mehr real. Und ich wusste, dass dieser beleibte »Detektiv« nicht in der Neuzeit ermitteln sollte, er sollte ein Mensch des Mittelalters sein, an der Schwelle zur Renaissance.
     Da ich es nicht so mit Königshäusern habe, sollte der Krimi im städtischen Milieu spielen. Was gab es besseres, als sich die Hansezeit genauer anzusehen, eine Zeit, in der sich eine Art Bürgertum zu bilden begann. Schon bei der Arbeit am Expose wurde mir schnell klar, dass Rungholt in Lübeck leben muss, denn Lübeck war damals eine der größten Städte Deutschlands und das »Haupt der Hanse«. Im Nachhinein hat sich für mich Lübeck als wahrer Glückstreffer erwiesen, da hier das Stadtarchiv bis ins 12.Jh zurück reicht und die Stadt archäologisch fantastisch gut erforscht ist. Viele der historischen Details habe ich bei meinen Recherchereisen in den Ausstellungen und im Archiv gefunden. Ich finde es bei meinen Besuchen in Lübeck immer wieder inspirierend »auf Rungholts Spuren« durch die Altstadt zu stromern und den Geist der Backsteingotik zu schnuppern. Sicherlich hat mich das Mittelalter schon immer fasziniert, doch habe ich mich vor Rungholt nicht intensiv damit beschäftigt. Erst durch die ausgiebige Recherche vor Ort und in der Fachliteratur habe ich das Spätmittelalter kennen und schätzen gelernt.
     Rungholt erblickte bereits im Sommer 2004 das Licht der Welt. Zu mindest die ersten 100 Seiten standen und ich fand - Gott sei Dank - einen sehr engagierten Agenten. Es dauerte nicht lange und das Buch war verkauft bevor ich es fertig geschrieben hatte. Sicherlich kam mir meine langjährige Schreib-Erfahrung und meine handwerkliche Ausbildung zu Gute, dass dann alles so schnell ging. Ich konnte es dennoch kaum glauben.
     Am Schreiben von Rungholt reizt mich besonders die Psychologie der Figuren. Der Protagonist Rungholt - bei meinen Recherchen stieß ich auf die in der Nordsee untergegangene Insel Rungholt und ich hatte endlich seinen Namen und seine Backstory gefunden - ist ein kantiger und teils schwieriger Charakter. Er ist cholerisch und dickköpfig und hat einige schwere Blutsünden auf sich geladen. Trotzdem schließt der Leser ihn - hoffe ich - schnell ins Herz, denn letztendlich trägt Rungholt seines am rechten Fleck. Das schöne am historischen Krimi ist wohl, dass es für solche eher rauen Charaktere einen sehr guten Hintergrund bietet, um sie nachvollziehbar und sympathisch dazustellen.
     Neben der Psychologie der Figuren versuche ich in den Krimiplots Motive zu entwickeln, die eindeutigen Bezug zur Zeit des 14ten Jahrhunderts haben und nicht so leicht in die Neuzeit versetzt werden können. Dabei greife ich gerne auf wissenschaftliche oder religiöse Motive zurück.
     Momentan schreibe ich am zweiten Teil, der den Arbeitstitel »Rungholts Sünde« trägt. Das Geheimnis um Rungholts Vergangenheit wird darin ein bisschen mehr gelüftet, und diesmal sieht sich Rungholt einem Serientäter gegenüber, der sein  Unwesen treibt. Gut, dass zu mindest der Autor weiß: Jede Welle bricht an Lande, jede Lüge bricht an Rungholt.

Derek Meister
28.03.2006

Derek Meister
Foto: © Anke Jacob

Drei Fragen noch, Herr Meister!
Literatur-Café: Obwohl in Ihrem Fall der Verlag viel Werbung für das Buch macht, hört man immer wieder, dass man sich als Autor auch selbst für den Erfolg des eigenen Werkes engagieren muss.

Meister: Dem stimme ich zu. Gerade als Debütant ist es nicht getan, sein Werk abzugeben und die Hände in den Schoß zu legen. Ich halte jedenfalls immer die Augen auf, versuche pfiffig zu werben, Interviews heranzuholen, Artikel zu lancieren und arbeite mit dem Verlag dabei eng zusammen.

Literatur-Café: Ihrer Schilderung nach sind Sie das Thema »eigener Roman« sehr professionell und zielstrebig gleich mit einem Agenten angegangen, ohne dass der Roman schon vollständig fertig war. Hätten Sie Ihren Vorsatz auch in die Tat umgesetzt, wenn sich zunächst kein Verlag für den Roman interessiert hätte?

Meister: Ja. Wenn der Agent abgelehnt oder auf Grundlage der ersten Seiten niemanden gefunden hätte, hätte ich wohl in den sauren Apfel gebissen und das komplette Buch in Vorleistung geschrieben. Einfach, weil ich an Rungholt glaube.

Literatur-Café: Wurde denn vom Verlag alles, was Sie geschrieben hatten, für gut befunden oder gab es auch Dinge, die Sie ändern mussten?

Meister: Natürlich war alles sofort perfekt (lacht)! Nein, natürlich wurde einiges noch geändert und vieles mit meiner Lektorin abgestimmt. Die Korrekturen und Änderungen hielten sich jedoch in Grenzen. Gott sei Dank.


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