Jeder Autor sein eigener Verleger Es ist der Wunschtraum vieler Hobby-Autoren, das eigene Werk gedruckt in den Händen zu halten. Doch dummerweise gibt es da die Lektorate der Verlage, die dem Werk des Autors oftmals eine ganz andere Qualität bescheinigen, als Oma oder Freundin. Drängt es den Autor trotz zahlreicher Absagen immer noch zur Printform, so bleibt nur der Eigenverlag oder der Weg zu oftmals dubiosen Angeboten. Damit scheint jetzt Schluss zu sein, denn die Georg Lingenbrink GmbH in Hamburg (Libri) stellt ein in der Tat innovatives Konzept vor: Das Buch auf Bestellung - oder Neudeutsch Book on Demand. Der Denkansatz hinter der technisch sehr aufwendigen Lösung ist dabei recht simpel: Warum druckt man ein Exemplar eines Buches nicht erst dann, wenn es tatsächlich jemand kaufen will? So entsteht kein Risiko bei der Kalkulation der Auflagenhöhe, keine Kosten für die Lagerhaltung und auch der Wald wird geschont. Und in der Tat hat Libri in Zusammenarbeit mit der Firma Xerox genau dies in die Tat umgesetzt. Ausgangsbasis sind dabei digitale Druckdaten, die idealerweise vom Autor selbst im Postscript-Format geliefert werden oder durch das Einscannen von bereits gedruckten Seiten erstellt werden. Die Kosten für diese Aufbereitung liegen bei korrekter Lieferung für ein 200 Seiten Buch unter 300 DM! Hinzu kommt lediglich ein kleiner Betrag von monatlich 3 DM für die Vorhaltung der Daten. Sind diese erst einmal digital aufbereitet, so ist ein 300 Seiten starkes Buch in ca. einer Minute gedruckt. Mindestauflage: 1. Die Qualität entspricht dabei dem eines herkömmlichen Taschenbuchs. Was den Service in dieser Form derzeit wirklich einzigartig macht, das ist die Tatsache, dass diesen Dienst nicht irgendwer anbietet, sondern der nach KNO/KV zweitgrößte Buchgroßhändler Deutschlands. Dies bedeutet, dass die als Book on Demand (BoD) gedruckten Bücher sofort im Datenbestand von Libri zur Verfügung stehen. Mit diesem Datenbestand arbeiten nicht nur die ca. 3000 Buchhandlungen, die von Libri beliefert werden, sondern auch viele Internet-Buchhandlungen wie Amazon oder buecher.de. Ebenso übernimmt Libri die Lieferung entweder an die Buchhandlung oder sogar bis zur Haustür. Von der Bestellung über den Druck bis zu Lieferung vergehen so keine 48 Stunden. Ebenfalls interessant an diesem Konzept ist auch, dass die Autoren- und Titelrechte beim Autoren bleiben und Libri als Dienstleiter fungiert und daher nur die Vervielfältigungsrechte übertragen werden. Gegen einen Aufpreis übernimmt Libri auch die Zuteilung einer ISBN und auch sonst, so versichert man dort, versuche man die Autoren weitestgehend bei technischen Dingen zu unterstützen. Natürlich gebe es noch die ein oder anderen Probleme, aber die Umsetzungszeit will man von derzeit 20 Tagen auf zehn reduzieren. Ob dies in absehbarer Zeit gelingt, das mag bezweifelt werden, denn sicherlich wird man sich vor Anfragen kaum retten können. Weitere Informationen über BoD finden sich seit Anfang Juli direkt im Internet. Die von der Hamburger Agentur Sinner+Schrader konzipierte Web-Site will dabei auch die Möglichkeit bieten, dass die Autoren ihre Werke dort präsentieren können. Für viele Autorinnen und Autoren also ein gutes Angebot, um so zumindest der Oma und der Freundin das eigene Werk präsentieren zu können. Ob sich mit dem eigenen Book on Demand auch der breite literarische Erfolg einstellt, das sei dahingestellt. Wolfgang Tischer
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