StartseiteAlmtraumFolge 26 vom 27. April 2007

Folge 26 vom 27. April 2007

Auf dem Rückweg zur Wohnung begegnete ich meinem abgestellten Auto, einem Polo. Endlich wieder einmal volltanken! Ich griff zur Innentasche der Jacke, wo das Geld steckte. Von einem Augenblick zu anderen verschwand das Glücksgefühl und ich sah den Besuch des Geldbriefträgers in seiner wahren Bedeutung: Ich hatte Pia an Mutter verkauft! Dabei war ich mir noch nicht einmal klar darüber geworden, ob ich Pia zurück wollte oder nicht.

Als nächstes sah ich silbern umbördelte, grinsende Tasten. Das Geld reicht, um den Roman ungestört zu Ende zu schreiben, hörte ich. Das war eine klare Botschaft und sie enthob mich der Entscheidung, das Geld empört zurück zu schicken oder mich von Mutter gekauft zu fühlen. Wenn es nun schon einmal da war, würde ich mich zunächst beim Discounter mit dem Nötigsten versorgen. Auf dem Weg dorthin summte ich No woman, no cry.

Ich verließ den Discounter mit vier Einkaufswagen. Vor dem Haus fand ich keinen Parkplatz, also blieb mir nur die radikale Lösung. Ich schaltete die Warnblinkanlage ein und parkte in der zweiten Reihe. Heute konnte ich mir sogar ein Strafmandat leisten.

Kallweit stützte seine Oberarme wie gewöhnlich auf das goldbraune Sofakissen im Fensterrahmen. Ohne eine Miene zu verziehen sah er mir zu, wie ich zwölf Kartons Rotwein nach oben schleppte, mehrere Papp-Paletten mit Dosenbier und einige große Kartons mit allem Möglichen, was ein Einpersonenhaushalt braucht, bevorzugt Essbares mit Verfalldaten, die ich teilweise durch das Fernrohr nicht erkennen konnte. Eine schöne Formulierung, die ich mir nach einem der Aufstiege in die dritte Etage sogleich notierte.

Ich war ziemlich geschafft und durchgeschwitzt, trotz meiner auf Bergwanderungen erprobter Kondition, musste aber den Polo noch strafzettelfrei parken.

Drei Querstraßen weiter zwängte ich mich in eine Lücke, die eine junge blonde Frau mit einem kleinen Fiat hinterließ. Während sie einstieg und ich blinkend wartete, erinnerte ich mich daran, dass wir im Gymnasium eine Zeit hatten, in der wir die Mädchen nach ihren Fahrgestellen zu taxieren pflegten. Dabei wussten wir nicht einmal, wie man richtig fährt.

In der Küche sortierte ich die Einkäufe, das Trinkbare unter und neben den Tisch, Essbares in den viel zu kleinen Vorratsschrank und kunstvoll aufgeschichtet auf den Tisch. Zufrieden schaute ich mich um. Die Küche war nun wieder begehbar und es gab keinen Grund, mit der Arbeit nicht fortzufahren; alles Profane, was mich ablenken konnte, hatte ich mit einem Schlag erledigt.