Stefanie fasste sich an den Kopf. “Ich bin Stefanie Bruhks”, sagte sie mechanisch und nickte zur Bekräftigung.
“Alias Stefan Bruhks”, antwortete eine innere, ihr bisher unbekannte Stimme.
“Ich bin Stefanie Bruhks …”
“Alias Stefan Bruhks”, tönte das Echo.
Stefanie hielt den Atem an. Das war keine Sinnestäuschung, sie hatte die Stimme deutlich gehört. Mit einem zornig geknurrten ‘Aaaaaah!’ zog sie ihren Kopf mit beiden Händen und schüttelte ihn.
Ob er an einen Wackelkontakt glaube, fragte die Stimme.
“Ganz ruhig”, sagte Stefanie laut und bewegte die offenen Hände mit gespreizten Fingern langsam auf und ab. Man muss es nur fest wollen, ganz fest, dann geht es. “Ich bin Stefanie Bruhks …”
“Alias Stefan Bruhks”, sagte die Stimme unbeirrt.
Auf diese Weise kam sie nicht weiter. Statt eines andauernden Ping-Pong müsste sie den Beweis antrete. Es gab Menschen, die sie kannten, die “Guten Tag, Stefanie” sagten, wenn man sich begegnete, oder “Frau Bruhks”, zum Beispiel ihre Arbeitskollegen.
Wo arbeite ich eigentlich? fragte sie sich. Die Anstrengung, sich zu erinnern, steigerte ihre Angst und Verwirrung noch. Ob dieser Stefan wohl Tabletten im Haus hat? Eine Handvoll Valium könnte nicht schaden. Nein, besser nicht, sie brauchte einen klaren Kopf zur Ordnung ihrer taumelnden Gedanken.
Stefanie massierte die Schläfen mit den Fingerspitzen und regulierte den Atem. In ihrem Unterleib verstärkte sich der bis jetzt verdrängte Druck. Auch das noch. Musste Mann die Verrichtung üben oder war sie angeboren?
Resigniert legte ich den Kopf auf die Schreibmaschine. Meine Gedanken konnten beim Schreiben die Spur nicht halten. Ich fragte mich, ob es überhaupt eine gab, ich folgte bisher meinen unmittelbaren Einfällen und keinem Konzept, das den Konsequenzen der Verwandlung Rechnung trug. Wie würde ich reagieren, wenn über Nacht wichtige Teile fehlen und dafür andere vorhanden wären, mit deren Handhabung ich nicht vertraut war? Ich grübelte, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, bis die Zweifel an meiner Fantasie mit der Überlegung verschwanden, dass man keine Frau zum Manne machen kann, ohne auf den Unterschied einzugehen. So gesehen gab es keinen Grund, mit mir zu hadern.
Stefanie setzte sich wie üblich aufs Klo und es funktionierte. Danach ging sie ins Schlafzimmer und stellte sich vor den Spiegel. Sie wollte diese – Funktion – einmal ausprobieren, dachte intensiv an unbekleidete Männer, starke Männer mit breiten Schultern und schmalen Hüften – es tat sich nichts. Plötzlich dämmerte ihr der Grund:
Das ging zu weit. Heftig riss ich das Blatt aus der Maschine. Die Triumph beschwerte sich durch ein helles Singen der Walze.