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Dichter dichten nur noch Fußball

Auf Fußball macht jetzt Leder *peinlicher Kalauer* jeder. Kein Produkt, auf dem nicht ein Ball aufgedruckt wäre. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass auch die Dichter und Literaten des Landes derzeit nur noch rund um den Fußball dichten (können). Angefangen hat es bereits im letzten Jahr mit den Fußballgedichten der Literaturhäuser. Beim NDR gibt es unter dem Motto “Dichter am Ball” vertonte und unveröffentlichte Fußballgedichte, die auch als Podcast zu beziehen sind.

Die Zeit lässt maschinell und automatisch dichten. Der groß angekündigte Poesieautomat, der zu jeder WM-Begegnung Spezifisches dichten sollte und eines von 48 Projekten des offiziellen Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft (sic!) 2006 ist, produziert jedoch bislang nur Allerweltsgedichte. Zum Auftaktspiel Deutschland – Costa Rica (4:2) beispielsweise:

Es bleibt dabei: allein ist man meist allgemein meisterlich.
Ein plötzlicher Pfiff? – Keine Zeit zum Zappen.
Auch pummelige tummeln sich um solche Tumulte.
So jodeln sie schon monoton.
Der Mob tobt weiter in der VIP-Lounge.
Man prophezeit: Oh du fröhliche!

Der Rowohlt Verlag hat vermutlich ebenfalls einiges an Geld ausgegeben, um eine Site zum Thema Fußball zu erstellen, auf der sich ein merkwürdiges und unübersichtliches Gemisch aus Fußballlyrik und -prosa befindet, zusammen mit recht banalen Blog-Einträgen einiger Rowohlt-Autoren, bereits geführter Interviews mit Promis und biographischen Angaben. Man fragt sich, ob es das Wert ist, so viel Zeit und Geld in solche Websites zu investieren, wo doch am 8. Juli alles von gestern sein wird.

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