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Spielerische Kreativität

Fast täglich führt uns unser Weg am Stuttgarter Literaturhaus vorbei. Dort hängen seit letzter Woche zwei Fußball-Gedichte an den Hauswänden. Sie gehören zur diesjährigen Aktion “Poesie in die Stadt!” der Literaturhäuser (wir berichteten). Das ganze sind Auftragsarbeiten. Die 8 Lyriker hatten die Aufgabe, einige der Fußballweisheiten, die Sepp Herberger bzw. Otto Rehhagel zugeschrieben werden, in ein Gedicht ein- oder umzuarbeiten.

Auf der einen Seite des Literaturhauses hängt das Werk von Robert Gernhardt. Fast schon meisterlich routiniert hat Gernhardt den Spruch “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel” lyrisch verarbeitet. Ein sprachlich und rhythmisch gut gemachtes Werk, das zudem witzig ist. Das liest man gerne und schmunzelt.

An der anderen Hauswand Elfriede Jelinek (immerhin Nobelpreisträgerin). Sie hat “Die Wahrheit liegt auf dem Platz” als äh Gedicht umgesetzt. Beliebigkeitslyrik. Ein paar nicht sonderlich originelle Assoziationen in Sätzen untereinander geschrieben. Eigentlich einfaches Hobby-Lyriker-Niveau. Eines der Gedichte, in denen man Begriffe beliebig austauschen kann. Versuchen Sie es mal mit Liebe und Bett statt Wahrheit und Platz. Klappt auch. Was Sie in diesem Fall anstelle des Elfmeters einsetzen, das überlassen wir Ihnen.

So wird das Gedicht von Frau Jelinek zur täglichen kreativen Herausforderung: Jeden Morgen, beim Anblick des Gedichtes neue Begriffe ausprobieren: Katze – Dach, Schlüssel – Schrank,…

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