| Welch ein Herzeleid! Draußen johlte ein hasserfüllter Mob »Manu raus! Manu raus!« und drinnen, im Hürther Käfig, kämpfte die Geschmähte mit den Tränen, gehalten und getröstet nur noch von ihren Big Sisters Kerstin und Andrea. Sie ist ungerecht, diese Welt – gut nur, dass sie mit den tausend Kameraaugen von Big Brother ansehen muss , was sie an der bislang doch ständig telegen lächelnd kreuzbraven, norddeutschen Jura-Studentin angerichtet hat. Dabei wollte sie in diesen 100 Tagen nur berühmt werden, eine Fernsehkarriere starten und sich am Ende der neodarwinistischen RTL 2 - Selektion mit 250.000 DM auszahlen lassen. In einem vor 3 Tagen geführten Telefonat bestätigte sie mir: »Ich wollte doch nur das Beste!« Nun denn, sie hat diesen Genozid überlebt, vorzeitig, erhobenen Hauptes, und fühlt sich stärker denn je – soll Zlatko und der von ihm mobilisierte Pöbel doch weiter tönen und höhnen: »Isch vermiss dich wie die Hölle«. Sophie Rosentreter, die eisern heitere Vorort-Moderatorin von »Big Brother« rief die entfesselte Menge mit wenigen wahren Worten zur Besinnung: »Sie ALLE sind doch Helden!« Nicht nur »Shake-Bier« Sladdi. Alle: die gemobbte Manu, die solidarische Kerstin, der verlassene Alexander (»Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen«), de Kölsche Bub Jürschen, des blonde Engelsche Sabrina, die Ossi-Schlaftüte John und Andrea, das tiefbraune, weise Weib. Ein Käfig voller Helden. Mit wem noch vergleichbar? Vielleicht mit den Astronauten Armstrong, Collins und Aldrin, die sich 1969, ebenfalls in weltbeachteter, klaustrophobischer Enge, mit Apollo 11 auf den langen Weg zum Mond machten. »Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit.« Ob Alexander dem Geilen und seiner Crew beim riskanten Eintritt in die gleißend publikumshelle Atmosphäre des Container-Cosmos solches durch den Kopf ging? Doch wie lange mag sich das Publikum mit bloßen Helden zufrieden geben, wann wird es im Medien-Kolosseum nach mehr, nach Mehrtürern verlangen? Manu nicht gemobbt, sondern gemeuchelt. Denkbar wäre, dass zukünftig die Exklusion aus der Gruppe ersetzt bzw. verschärft wird durch eine Exekution. Wer langweilt oder nervt, stirbt. Die bisherigen demokratischen Regularien könnten beibehalten werden. Die Gruppenmitglieder nominieren Ihre Kandidaten für die Exekution, natürlich geheim, das Fernsehpublikum entscheidet, welcher der nominierten Kandidaten exekutiert wird. Dem größeren Risiko entsprechend sollte das Preisgeld für den letzten Überlebenden auf mindestens eine Million DM erhöht werden. Allerdings würde Derartiges andere Kriterien für die Auswahl der Kandidaten erfordern. Ist es ethisch vertretbar, junge, gesunde, emotional stabile Menschen zu exekutieren, auch wenn das Publikum dies wünscht? Eher nicht. Doch wie sähe es mit maladen, emotional labilen Menschen aus, die ohnehin zum Tode entschlossen sind? Diese fänden am Ende ihres Lebens eine Aufmerksamkeit, die sie sich zeitlebens vergebens wünschten, der Sensationsgier des Publikums wäre ebenfalls gedient – und der Gewinner bzw. Überlebende würde durch das stattliche Preisgeld womöglich wieder gesund und lebensfroh. Eine »story«, die sich eigentlich nahtlos in das pragmatisch - optimistische Programmkonzept von RTL 2 einfügt. Schau'n mer mal Ihr Wilhelm Weller |