Mai 2000 - Die monatliche Kolumne von Wilhelm Weller
Ein Käfig voller Helden »BIG Brother« und sein BÖSES Ende!
Welch ein Herzeleid! Draußen johlte ein hasserfüllter Mob »Manu raus! Manu raus!« und drinnen, im Hürther Käfig, kämpfte die Geschmähte mit den Tränen, gehalten und getröstet nur noch von ihren Big Sisters Kerstin und Andrea. Sie ist ungerecht, diese Welt – gut nur, dass sie mit den tausend Kameraaugen von Big Brother ansehen muss , was sie an der bislang doch ständig telegen lächelnd kreuzbraven, norddeutschen Jura-Studentin angerichtet hat. Dabei wollte sie in diesen 100 Tagen nur berühmt werden, eine Fernsehkarriere starten und sich am Ende der neodarwinistischen RTL 2 - Selektion mit 250.000 DM auszahlen lassen. In einem vor 3 Tagen geführten Telefonat bestätigte sie mir: »Ich wollte doch nur das Beste!« Nun denn, sie hat diesen Genozid überlebt, vorzeitig, erhobenen Hauptes, und fühlt sich stärker denn je – soll Zlatko und der von ihm mobilisierte Pöbel doch weiter tönen und höhnen: »Isch vermiss dich wie die Hölle«. Sophie Rosentreter, die eisern heitere Vorort-Moderatorin von »Big Brother« rief die entfesselte Menge mit wenigen wahren Worten zur Besinnung: »Sie ALLE sind doch Helden!« Nicht nur »Shake-Bier« Sladdi. Alle: die gemobbte Manu, die solidarische Kerstin, der verlassene Alexander (»Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen«), de Kölsche Bub Jürschen, des blonde Engelsche Sabrina, die Ossi-Schlaftüte John und Andrea, das tiefbraune, weise Weib. Ein Käfig voller Helden. Mit wem noch vergleichbar? Vielleicht mit den Astronauten Armstrong, Collins und Aldrin, die sich 1969, ebenfalls in weltbeachteter, klaustrophobischer Enge, mit Apollo 11 auf den langen Weg zum Mond machten. »Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit.« Ob Alexander dem Geilen und seiner Crew beim riskanten Eintritt in die gleißend publikumshelle Atmosphäre des Container-Cosmos solches durch den Kopf ging? Doch wie lange mag sich das Publikum mit bloßen Helden zufrieden geben, wann wird es im Medien-Kolosseum nach mehr, nach Mehrtürern verlangen? Manu nicht gemobbt, sondern gemeuchelt. Denkbar wäre, dass zukünftig die Exklusion aus der Gruppe ersetzt bzw. verschärft wird durch eine Exekution. Wer langweilt oder nervt, stirbt. Die bisherigen demokratischen Regularien könnten beibehalten werden. Die Gruppenmitglieder nominieren Ihre Kandidaten für die Exekution, natürlich geheim, das Fernsehpublikum entscheidet, welcher der nominierten Kandidaten exekutiert wird. Dem größeren Risiko entsprechend sollte das Preisgeld für den letzten Überlebenden auf mindestens eine Million DM erhöht werden. Allerdings würde Derartiges andere Kriterien für die Auswahl der Kandidaten erfordern. Ist es ethisch vertretbar, junge, gesunde, emotional stabile Menschen zu exekutieren, auch wenn das Publikum dies wünscht? Eher nicht. Doch wie sähe es mit maladen, emotional labilen Menschen aus, die ohnehin zum Tode entschlossen sind? Diese fänden am Ende ihres Lebens eine Aufmerksamkeit, die sie sich zeitlebens vergebens wünschten, der Sensationsgier des Publikums wäre ebenfalls gedient – und der Gewinner bzw. Überlebende würde durch das stattliche Preisgeld womöglich wieder gesund und lebensfroh. Eine »story«, die sich eigentlich nahtlos in das pragmatisch - optimistische Programmkonzept von RTL 2 einfügt.
Wir verwenden funktionale Cookies, um notwendige Funktionen der Website zu ermöglichen und nicht-personalisierte Werbung anzuzeigen, sowie anonyme Nutzungsstatistiken zu erstellen. Für Cookies von Dritten bitten wir um Ihre Zustimmung. Dies hilft uns, die Website für Sie zu finanzieren. Vielen Dank!
Funktionale und notwendige Cookies sowie nicht-personalisierte Werbung und anonyme Statistik
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Voreinstellungen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Nutzer beantragt wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Aufforderung, die freiwillige Zustimmung Ihres Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht zu Ihrer Identifizierung verwendet werden.
Werbung und Drittinhalte (Social Media) mit Tracking
Erforderlich, um eingebettete Inhalte (YouTube, Twitter ...) anzuzeigen und um personalisierte Werbung einzublenden, mit der wir die Website finanzieren.