Wellers Wahre Worte am Café Tisch
März 2003 - Die monatliche Kolumne von Wilhelm Weller


Organisierte Humanität: Ein funktionierendes Bündnis für Arbeit

Wahre Worte im Gespräch mit Unternehmensgründern

Wilhelm Weller


Wieder einmal scheiterte ein Gespräch zum Bündnis für Arbeit. Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften schieben sich wechselseitig die Schuld zu. Umso wichtiger erscheinen vor diesem Hintergrund private Initiativen, um der hohen und weiter steigenden Arbeitslosigkeit zu begegnen.

Nachdem wir zuletzt eine »Ich-AG« vorgestellt hatten, sprechen wir heute mit 3 Männern, die ihr gemeinsames Geschäft selbstbewusst als (gelungenes) »Bündnis für Arbeit« bezeichnen. Dazu auch unsere erste Frage:

WW: Herr Finker, Ihr Geschäft firmiert unter der Bezeichnung »Long & Finker GmbH & Co KG - Bündnis für Arbeit.« Eine Anspielung auf das immer wieder scheiternde »Bündnis für Arbeit« zwischen Regierung, Unternehmern und Gewerkschaften ?

Fred Finker: Wenn Sie so wollen: ja. Ich selbst und ebenso mein Kollege Alex Long haben zu lang erlebt, dass den großen Worten nie Taten folgten. Jahrelang hatten wir vergeblich nach Arbeit gesucht, da kommt Wut hoch, klar, da will man auch provozieren.

WW: Ihr Geschäft läuft gut. Wollen Sie der großen Politik also signalisieren: Schaut her, unser Bündnis funktioniert, nehmt Euch daran ein Beispiel?

Alex Long: Sicher. Wir konnten schon nach 6 Monaten unser Team erweitern. Zladko stand nach 2 Jahren Knast vor dem Nichts. Ohne uns säße er wieder auf der Straße. Das ist gelebte Solidarität und Humanität.

WW: Zladko, warum waren Sie im Gefängnis?

Zladko: Vollendeter Diebstahl und versuchter Raubüberfall. Dumm gelaufen.

WW: Verstehe ich Sie richtig: Sie bedauern nicht die Tat, sondern nur die missglückte Ausführung?

Zladko: Man muss in Beruf vorankommen. 2 Jahre Knast nicht gut für Karriere.

WW: Herr Finker, welche Unternehmensbereiche entwickeln sich bei Ihnen besonders dynamisch?

Fred Finker: Wir werden zunehmend um Schutz gebeten. Vor allem Gaststätten, Diskotheken, aber auch Tabakläden und Blumengeschäfte, ja sogar Prostituierte zahlen viel Geld, um sich durch unsere Organisation wirksam geschützt fühlen zu können.
     Daneben generieren wir auch in der Sparte Abfallwirtschaft schnell steigende Umsätze.
     Schmuck, Uhren, Geldscheine, Autos, technische Geräte ... trotz Wirtschaftsflaute trennen sich viele Menschen von eigentlich noch wertvollen Sachen . In solchen Fällen ist unser Unternehmen präsent

WW: Haben Sie schon einmal überlegt, ihr kleines »Bündnis für Arbeit« dem Kanzler vorzustellen, als funktionierendes Modell gewissermaßen?

Alex Long: Otto Schily ist über unsere Organisation im Bilde. Er müsste den Kanzler nur angemessen informieren. Wenn der mit uns sprechen will, gut, wir sind dazu bereit.

WW: Mit diesem optimistischen Ausblick wollen wir das Interview beenden. Meine Herren, ich danke Ihnen für die offenherzigen Auskünfte.

Wilhelm Weller

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