Januar 2004 - Die monatliche Kolumne von Wilhelm Weller
Seid endlich lieb zueinander!
Ein Tod sollte nicht ganz vergeblich sein
Es fällt nicht leicht, am Ende des Jahres 2003 und am Anfang des Jahres 2004 die richtigen Worte und das richtige Thema zu finden. Was war wirklich bedeutsam, was weist gleichermaßen in Vergangenheit und Zukunft, über den Tag hinaus, was gemahnt uns an Tiefen und Höhen des Daseins, was trifft uns im Innersten? Uns, mich, wie sollen, wollen wir es sagen, uns berührte ein Vorfall, der sich klein ausnimmt neben den gewaltigen politischen und tektonischen Beben, deren Zeuge wir wieder und wieder sind. Und doch sehen wir in diesem scheinbar kleinen Vorfall den Widerschein universeller Tragik:
>Riders on the storm Into this house we're born Into this world we're thrown Like a dog without a bone, an actor out alone< (Riders on the storm, Jim Morrsion, The Doors)
Am 22. Dezember 2003 wurde ein freundlicher, gutherziger Hund von einem Artgenossen angegriffen und tödlich verletzt. Pharos, ein zierlich gebauter Corgi war vertrauensvoll auf die größer gewachsene Bullterrier-Hündin »Dotty« zugelaufen, zur Begrüßung, ja, vielleicht auch mit erotischen Hintergedanken, aber rechtfertigt das einen letalen Biss als Antwort? Trotz Behandlung auf einer Tierintensivstation musste das Tier bald darauf eingeschläfert werden, ausgerechnet an Weihnachten. Die Tragödie ereignete sich auf Schloss Sandringham, dem ostenglischen Landsitz von Queen Elizabeth. Sie, die Queen war Pharos Frauchen, hatten wir es erwähnt? Ein schwerer Schock für Elizabeth und insoweit auch ein Schlag für das von ihr repräsentierte britische Commonwealth. Sie sei »am Boden zerstört« und »tief traurig«, wie ein Höfling der »Times« mitteilte. Es ist vor allem die Prominenz von Pharos, die sein Schicksal paradigmatisch erscheinen lässt: Wie lange kann es noch hingenommen werden, dass der Schwache vom Starken geschlagen, gebissen oder gefressen wird, dass die Sanftmütigen immer wieder zum Opfer von Ruchlosen werden - entgegen aller neutestamentarischer Versprechen? Aktueller, leider, ist da doch die alttestamentarische Klage des Propheten Habakuk: »Warum läßt du mich Unrecht sehen und schaust dem Verderben zu, so daß Verwüstung und Gewalttat vor mir sind, Streit entsteht und Zank sich erhebt?« Machen wir uns nichts vor: Was Pharos in Sandringham widerfuhr, widerfährt unverändert tagtäglich Tausenden. Die Welt ist schlecht. Unrecht, wohin das Auge schaut. Wie wäre es, wenn die heuer durch Todesfälle (Mum, Margreth, Pharos) sichtlich getroffene Elizabeth das Geschick ihres Lieblingshundes zum Anlass nähme, mit der ihr verbliebenen Autorität einen Aufruf an die Welt und alles, was da läuft, kreucht und fleucht, richten würde: Seid endlich lieb zueinander! Wenn die Welt danach auch nur ein bißchen friedlicher wäre, wäre der Tod von Pharos nicht ganz vergebens gewesen. Das, liebe Leser, möge möglichst oft auch Ihr Vorsatz für das neue Jahr sein! Salam Aleikum!
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