Wellers Wahre Worte am Café Tisch
Januar 2003 - Die monatliche Kolumne von Wilhelm Weller


Mein Krieg gegen den Terror
Wilhelm Weller


Eine gute Freundin berichtete mir vor kurzem, dass sie sich endlich zu wehren wagte - gegen das durchdringende Geschrei der Kinder in der Wohnung nebenan.
     10 Minuten lang habe sie mit bloßen Fäusten gegen die Wand gehämmert. Mit durchschlagendem Erfolg: Das Geschrei sei kurz darauf erstorben, seither genieße sie eine klösterlich anmutende Ruhe - und Respekt.
     Diesen neuen Geist einer selbstbewussten Wehrhaftigkeit spürt man allerorten. Auch in sich selbst. Wie oft nahm ich es klaglos hin, wenn sich ein Dreistling vor mir in eine Schlange hineinmogelte, sei es vor der Kasse eines Supermarktes oder in einem kilometerlangen Stau auf der A9.
     Mit mir nicht, sage ich neuerdings, und bleibe mit meinem (Einkaufs-) Wagen auf Tuchfühlung zum Vormann. Soll der Dreistling doch bitten oder blinken, er hat sich hinten, ganz hinten einzufügen.
     Wie ein Biedermann fand ich früher stets Entschuldigungen für die Alltags-Brandstifter - und Weisheiten für ein Leben als Feigling: »Der Klügere gibt nach«.
     Dass ich mit diesem Weichei-Appeasement endlich Schluss machen konnte, verdanke ich meinem Vorbild George W. Bush.
     Entschlossenheit, Furchtlosigkeit, einfache, klare Worte und notfalls alle militärischen Optionen.
     So wie der Texaner dem globalen Terror die Stirn bietet, will ich den Terror vor Ort in die Schranken weisen. Etwa dieses unnötige, frühzeitige Geballere mit Feuerwerkskörpern, es setzt heute schon Stunden, ja Tage vor dem eigentlichen Jahreswechsel ein. Handelt es sich nicht auch um Massenvernichtungswaffen? Man stelle sich vor, ein Böller explodiert mitten in einer Menschenmenge!
     Auf öffentlichen Aushängen in meiner Straße habe ich diesmal zur Abgabe bzw. Einsammlung aller sich als Silvester-Knaller tarnenden Massenvernichtungswaffen aufgefordert. Bei Zuwiderhandlung wird das Standrecht angedroht.
     Als überzeugter Nichtraucher empfinde ich auch den Nikotinqualm schon seit langem als chemische Massenvernichtungswaffe. All den Schurken in der rauchenden Achse des Bösen versuchte man allzu lange mit Toleranz und gutem Zureden beizukommen. Mit welchem Resultat? Die Proliferation des Nikotins schreitet scheinbar unaufhaltsam voran, ebenso die Zahl der Opfer.
     Wenn ich früher jugendliche Lümmel in den U-Bahnhöfen auf das Rauchverbot hinwies, erntete ich nur ein höhnisches Lachen. Das hat sich geändert - seitdem ich meine Pumpgun im Anschlag halte. Nun ernte ich körbeweise volle Zigarettenschachteln.
     Es ist ein wahrer Paradigmenwechsel, der da in und außer mir im Gange ist: George statt Gandhi gewissermaßen und Blut, Schweiß und Tränen statt Friede, Freude, Eierkuchen.
     Mit der Spaßgesellschaft ist es jedenfalls vorbei. Dennoch freut man sich auf das neue Jahr.
     Es verspricht ja, gewaltig spannend zu werden. In diesem Sinne: Alles Gute!

Wilhelm Weller

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