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Die Buchstabenreform
von Philipp Horatschek

Aus gegebenem Anlass hielt der angesehene Sprachforscher Dr. Hans Peter Üprig folgende Rede vor den deutschen Schriftgelehrten:

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen!

Es ist jetzt an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Nach der erfolgreichen Rechtschreibreform sind wir alle nun aufgefordert, auch unser veraltetes Alphabet neu zu überdenken. Denn zu viele Buchstaben schwimmen in der deutschen Sprachsuppe!
     Alle unsere Politiker rufen uns öffentlich zum Sparen auf. Ich habe erkannt, dass unser Alphabet seit vielen Generationen aus 5 Vokalen, 21 Konsonanten und 3 Umlauten besteht. Das sind viel zu viele Buchstaben! Warum sparen wir nicht einen oder zwei ein? Zum Wohle unserer Gesellschaft!
     Meine lieben Damen und Herren, es ist mir ja klar, dass nicht ein x-beliebiger Buchstabe so einfach aus unseren ABC gestrichen werden kann. Wie es schon immer üblich ist, schlage ich daher vor, dass wir bei den kleinsten und daher unbedeutendsten anfangen. So hab ich mein Lexikon aufgeschlagen und fand diesen Buchstaben. Es gibt nur 49 Wörter die mit ihm beginnen. Viele davon sind aus fremden Sprachen übernommen. Und so habe ich weiters festgestellt, dieser Buchstabe lässt sich ohne großen Qualitätsverlust durch ein “Ü” oder ein “J” ersetzen. Diese Eindeutschung würde unsere Muttersprache sogar überraschend vereinfachen. Der Buchstabe ist gar so unbedeutend, dass ich ihn in meiner Rede bisher noch gar nicht verwendet habe. Das alles muss doch nun auch sie überzeugen, das “Üpsilon” aus unserem Alphabet zu streichen.

© 1998 by Philipp Horatschek. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

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