»Schatz, Gespenster gibt es keine und Geister auch nicht und jetzt macht das ihr weggkommt. Tante Ellison kommt nachher auch noch und dann wollen wir schön zu Abend essen!« Nina schickte ihren Sohn mit ein paar Freunden los. Heute war Halloween und überall, wo man hinsah irrten kleinere und größere Gespenster, Skelette, Hexen und andere furchteinflößende Gestalten umher. Sie ging wieder ins Haus um das Abendessen anzurichten, denn sie erwartete ihre Schwester. Ellison hatte sich auf den Weg gemacht. Den Wagen hatte sie in der Garage gelassen, es war nicht sehr weit und in einer solchen Nacht gab es immer noch genügend Rowdys, der Wagen war neu und Joshua würde ihr den Hals umdrehen, wenn er auch nur einen Kratzer hatte. Sie schlug den Kragen des Mantels noch ein wenig höher. Der Herbst hatte früh Einzug gehalten und es war feucht, kalt und dunkel. Durch die spärliche Beleuchtung in den Gassen wirkte es, als krochen die Schatten an den alten Gemäuern wie verzerrte, überdimensionale Grimassen hinauf. Sie spürte Hände in ihrem Nacken und erschrak heftig. »Huuuu huuuuu« klang es piepsig. Sie sah ein paar Gespenster und musste lächeln. »Hier!« sagte sie nur und reichte den Kindern ein paar Zuckertüten. Überall wo man heute hinsah herrschte Treiben. Doch auf einmal wurde es still, ganz still. Keine Kinder, kein lachen, nichts, es war einfach nur still. Ellison lief ein wenig schneller, die Tüten mit den Geschenken und Süßigkeiten noch ein wenig dichter an sich gepresst.. Merkwürdige, fremde krächzende Geräusche drangen durch die Nacht zu ihr hervor und es klang, wie das schreien eines gepeinigten Tieres. Ängstlich sah sich die junge Frau immer und immer wieder um, aber sie schien völlig allein zu sein. Keine Menschenseele war zu sehen. Eine räudige Katze kreuzte ihren Weg und fauchte sie an. Ihr Fell war fettig und ihre Augen waren verschmiert und blutunterlaufen. »Hau ab du stinkendes Fellbündel!« herrschte sie gereizt das Tier an, doch bevor sie ihren Worten Nachdruck verleihen konnte, schrak sie zusammen, denn eine große, dunkle Person kam auf sie zu. Sie konnte nichts erkennen, nur ein gelblich schimmernder Punkt, gerade wie der stechende Blick einer Katze. Es musste ein Mann sein, denn sein Gang war forsch und seine Schritte weitausholend. Klack klack, klack, klack...die Schritte kamen näher und näher und ein eisiger, fast schon arktischer Wind umhüllte sie wie ein Tuch und ließ sie für Momente des Unbehagens verharren. Ellison lief schneller und ihr stoßweiser Atem hauchte kleine graue Nebelwolken in den grauen Abendhimmel. Sie sah ein kleines Licht und hörte leise Musik, dort würden sie eine Party feiern, dachte sie sich und war froh, die Kneipe noch vor dem unheimlichen Fremden erreicht zu haben. Die rauchig stickige Luft ließ kaum einen tiefen Atemzug zu. An der Bar saßen Männer in dreckigen Klamotten, abgetragen, fleckig. Die junge Frau die sich wiederwillig, aber noch immer verstört in eine kleine Nische setzte und Kaffee bestellte, wurde von der Masse ungeniert und mit hämischem Grinsen begutachtet. Ein großer Hund mit einer Bisswunde setzte sich neben sie und starrte sie an. »Ich hab nichts für dich! Schau, nur Kaffee!« sagte sie sanftmütig, gar so, als könne der Hund sie verstehen. Er knurrte und ängstlich rutschte sie ein Stück von ihm. Jetzt erst sah sie, das aus der klaffenden Wunde unaufhörlich Blut lief. Niemand außer sie schien sich daran zu stören, aber ihr war unheimlich zumute. Immer noch besser als da draußen dachte sie sich und griff nach dem Handy, um Josh anzurufen. »Rokko komm her!« hörte sie eine barsche Stimme und sah im Schatten des halbdunkel einen Mann im Türrahmen stehen. Der Hund sprang auf, jaulte kurz, leckte sich das Blut aus der Wunde und setzte sich dann brav neben sein Herrchen. Das muss der Mann gewesen sein, der mich verfolgt hat dachte sie und drückte die Taste, auf der sie die Nummer von ihrem Verlobten gespeichert hatte. Er nahm ihr das Handy aus der Hand und warf es achtlos zu Boden. Ein weiterer Tritt und Einzelteile verstreuten sich über die brüchigen Dielen. Noch bevor sie etwas entgegnen konnte, griff er derb ihr Armgelenk und zog sie etwas zu sich heran, so das ihre Gesichter sich beinahe trafen »Was wollen sie hier? Sie haben hier nichts zu suchen Fremde!« sagte er zu Ellison und kam bedrohlich dicht. Er hatte nur ein Auge und es war stechend gelb, eher Bernsteinfarben und sie ekelte sich bei dem Anblick der leeren, verkrusteten Augenhöhle. Sein Atem war stickig, wie die Luft und seine Kleidung, sie war Blutverschmiert. Überall hingen Süßigkeiten aus seinen Taschen, die bei jeder seiner Bewegungen klackernd zu Boden fielen. So gerne wollte sie etwas sagen, aber es war als schnüre ihr jemand die Kehle zu. Alles starrte sie jetzt an und die grinsenden dreckigen Gesichter kamen näher und näher. Ein alter Mann in einem speckigen Frack und abgeranzte Schuhe, er setzte sich jetzt neben sie, direkt in das Blut des Hundes und es schien ihn nicht zu stören. Ellison wollte sich erheben, aber eine andere Hand drückte sie nieder, zurück auf die alte Holzbank. »Wir wollen doch nicht schon gehen, oder? Heute ist Halloween und sie wollen doch kein Spielverderber sein? Die anderen waren es auch nicht!« sagte eine andere Stimme gedehnt. Der Hund brachte einen abgetrennten Kinderkopf an und legte ihn von Ellisons Füße. Der Schmerz war noch immer deutlich in den weit aufgerissenen Augen des Kindes zu sehen. Sie stieß einen spitzen schrillen Schrei aus aber nur lautes kehliges lachen war zu vernehmen. »Bring das zurück zu den anderen du verdammter Scheißköter!« herrschte ihn einer an und stieß noch einmal gegen den Kopf, der kullernd in Richtung des Hundes trudelte, der auch brav folgte. Auf einmal sprachen alle wild durcheinander. Es war, als würden sie in einer fremden Sprache miteinander reden und Ellison konnte nichts verstehen. Das Stimmengewirr wurde Ohrenbetäubend, klang beinahe wie ein Schlachtruf. Nun spürte Ellison Hände auf ihrem Körper. Jemand riss ihren BH hinunter und sie spürte wie sich etwas stumpfes in ihr Fleisch bohrte, wieder uns wieder. Vom Schmerz gepeinigt sah sie rotes, heißes Blut über ihre Brust fließen. Der Hund stand vor ihr und leckte ihr das Blut vom Körper. Sie versuchte sich zu wehren, aber sie war zu schwach, unnachgiebig wie Schraubzwingen, lagen die Hände der Männer auf ihrem Leib. »Finger weg, zuerst komme ich!« sagte der Besitzer des Hundes, der sich nun dicht über sie beugte und breit angrinste. »Du bist seeeeehr appetitlich kleines Fräulein!« sagte er und seine gelblichen Zähne senkten sich zu ihrem blutüberströmten Körper nieder. Übel riechender, stossweiser Atem über ihr, schmutzige Hände, der Uringeruch in der Kleidung des Mannes und der reißende Schmerz, trieben sie an den Rand der Ohnmacht. Leise wimmernd bettelte Ellison, doch niemand wollte sie hören. Immer und immer wieder griffen seine verfaulten Zähne in ihr Fleisch und rissen kleine weiße Stücken aus ihr. Ihr schreien war lange schon verstummt, als auch die anderen sich des zarten Fleisches des jungen Körpers bemächtigten und schmatzend und rülpsend genossen, was diese kalte Halloweennacht ihnen zu bieten hatte und eine neue Trophäe zierte den Tresen und wieder klopften Ahnungslose an die Tür. »Süßes oder Streich!« und man hörte das knistern der Tüten.... |
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