am abend
von ramis yentürk


am abend, nachdem kozan die schwere arbeit in der schweißerei beendet hatte, wartete er an der haltestelle vor den toren der schweißerei auf den bus, der ihn wie jeden abend aus der stadt zurück in sein viertel nahe der stadtgrenze bringen sollte.
     die sonne stand wie aus honig gegossen am himmel und die letzten schwalben tanzten mal höher mal niedriger, aber ohne ein festes ziel zu haben, durch die erwärmte luft.
     kozan saß auf der bank. er betrachtete die sonne. die kühle des abends streichelte sein gesicht. und er genoss es, in diesem moment auf diesem fleck erde zu sein, und eine innere unruhe bemächtigte sich seiner. ein gefühl, das er gut kannte. er wollte danken, verstand aber nicht wofür. als noch die angestellten aus dem nahen bankgebäude massenhaft herausströmten, konnte er seinem gefühl keine einhalt mehr gebieten und unterdrückte seine tränen. er presste die lippen aufeinander und spannte sein gesicht an. eine träne quoll hervor und rann die wange hinunter.
     wie er so da saß: sein ölverschmierter blaumann, seine von dreck und öl bedeckten hände, zersaustes pechschwarzes haar. aber ein gut aussehender mann. er nahm die hände in den schoß und staunte über die risse und narben, die durch die scharfen werkzeuge jeden tag neu entstanden, auf die er aber bei seiner arbeit jeden tag angewiesen war.

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