Näumanns NörgeleiEine Tasse Kaffee
Monatliches vom Café-Tisch - September 1998


Näumann nimmt Abschied

Näumann am Café-TischGute Nörgler gehören einer längst verloren geglaubten Spezies an, über die man heutzutage auf den Cocktailpartys der Nachwuchsyuppies gerne die Nase rümpft: sie sind Weltverbesserer. Oder meinen zumindest es zu sein. Schlechte Nörgler gibt es zuhauf. Sie sitzen mit Kissen gepolstert am Fenster und schimpfen. Über spielende Kinder, vorbeilaufende Flüchtlingsfamilien oder Frauen am Steuer. Sie nörgeln nicht, weil es irgendetwas zu verbessern gäbe, nein, sie tun es um ihrer selbst willen; weil ihnen langweilig ist oder aus all den anderen Gründen, warum man zu einem ekelhaften und widerlichen Zeitgenossen mutiert. Gute Nörgler sitzen daher nicht an der Fensterbank, sondern stehen im richtigen Leben, sammeln Erfahrungen, und beobachten alle Situationen ganz genau. Fällt ihnen etwas auf, schlagen sie zu. Mit einem Schmunzeln, versteht sich.
     Leider befindet sich Näumann gerade auch nicht im richten Leben. Er sitzt tagein tagaus über dicken Büchern, zwischen dicken Büchern und hinter dicken Büchern in einer Bibliothek. Das sind die Verpflichtungen, die er - zugegeben schon vor etlichen Semestern - mal eingegangen ist und seinem Namen die brotlose Erweiterung M.A. einbringen wird. Nun sollte man meinen, dass doch eine Bibliothek der optimale Ort ist um - gewissermaßen live - für das Literatur-Café zu berichten. Aber das hat sich schnell erschöpft: Der nasepopelnde Nachbar vielleicht, das tuschelnde Pärchen, das nicht einmal ruhig sein kann, die vielen Juristen, die einem den Platz wegnehmen, doch halt: schon wäre Näumann ein übler, böser und schlechter Nörgler.
     Deshalb nimmt Näumann seinen Hut. Jedenfalls bis er sich wieder im wirklichen Leben befindet und neue spannende Themen findet. Und dann geht's weiter.

Als höflicher Mensch bedankt er sich natürlich bei allen treuen Leserinnen und Lesern. Ganz besonders bei seinen »Fans« in den USA und natürlich auch bei seinem besten Kritiker aus dem Westerwald.

Bis dahin,

Johannes Näumann


August 1998SeitenanfangArchivübersicht