Das Literatur-Café: Waren Sie überrascht über die große Resonanz? Spatz: Mit dieser Resonanz auf den Wettbewerb haben wir nicht gerechnet - nach ein paar zögerlichen Anfangstagen gingen pro Tag bis zu fünfzig Geschichten ein. Das Literatur-Café: Wie beurteilen Sie die literarische Qualität der eingesandten Geschichten? Spatz: Die Qualität der Texte war trotz (oder wegen?) des griffigen Themas sehr gut. Das gilt für die Sprache, aber auch für die Art und Weise der literarischen Umsetzung. Es ging um die Liebe, und so konnte es gar nicht anders sein, dass wir sehr persönliche und unterschiedliche Geschichten erhielten. Das Literatur-Café: Wie viele Texte waren im Grunde geeignet, in das Buch aufgenommen zu werden? Spatz: Wir haben alle Texte, die uns wirklich geeignet erschienen, in die Anthologie aufgenommen. Es gab einige Zweifelsfälle, aber als wir am Ende die Auswahl der Geschichten getroffen hatten, blieb dieser Stapel bis auf zwei Ausnahmen unangetastet. Das Literatur-Café: Welche Kriterien waren letztlich entscheidend, als die 25 Geschichten ausgewählt wurden? Spatz: Wir stellten uns eine Sammlung von Texten vor, die das Thema »Liebe auf den ersten Blick« heiter, ernsthaft, melancholisch und dramatisch behandeln. Somit kam es uns zum einen auf Literarizität aber auch auf die Art und Weise an, wie ein Autor, eine Autorin sich des Themas angenommen haben. Das Literatur-Café: Hand aufs Herz: Wurden wirklich alle Einsendungen durchgelesen und geprüft? Spatz: Alle Einsendungen, die wir erhalten haben, wurden gelesen und geprüft. Das Literatur-Café: Einmal abgesehen von diesem Wettbewerb: Stimmt das Vorurteil eigentlich, dass unverlangt eingesandte Texte von unbekannten Autoren bei den großen Verlagen sowieso keine Chance haben und die Lektoren sich die Manuskripte erst gar nicht durchlesen? Spatz: Dabei handelt es sich, wie Sie richtig sagen, um ein Vorurteil. Kein Verlag kann und will auf die Prüfung unverlangt eingesandter Manuskripte verzichten. Immer wieder werden Entdeckungen gemacht. Auf der anderen Seite: Bei großen Verlagen gehen in jedem Jahr Tausende von Manuskripten ein. Das bedeutet auch für die Verlage einen gewaltigen Aufwand. Es kann (und muss) deshalb auch recht lange dauern, bis ein Verlag über eine Veröffentlichung entscheidet. Das Literatur-Café: Welche Tipps würden Sie Autorinnen und Autoren geben, die noch keinen »großen Namen« haben und sich an einen Verlag wenden möchten? Spatz: Manuskript schicken - und abwarten. Sich an solchen und anderen Wettbewerben beteiligen. Und nicht den Mut verlieren, wenn es nicht gleich bei den ersten Anläufen klappt. Das Literatur-Café: Frau Dr. Spatz, wir danken Ihnen für das Interview! 12.11.2000 |