StartseiteNotizenGlücksfall Harold Pinter

Glücksfall Harold Pinter

So ganz glücklich war man ja nicht, als Harold Pinter den Literaturnobelpreis 2005 zugesprochen bekam. Denis Scheck, oftmals der Elefant im Literaturladen, sprach sogar von einer “Beleidigung der Weltliteratur”. Reich-Ranicki fand lobende Worte: “Sein Werk ist nicht mit dem Rücken zum Publikum geschrieben”

Das zeigt Pinter auch bei der Nobelvorlesung. Er entpuppt sich als Glücksfall und äußert anläßlich der Preisverleihung deutliche Worte über die Politiker und insbesondere Bush und Blair. Das ist mutig. Auch wenn einige lästern, der krebskranke Autor habe nicht mehr viel zu verlieren.

Sein Text ist auf der Website der Nobelstiftung in voller Länge und deutscher Übersetzung nachzulesen. Es lohnt sich!

Die Sprache in der Kunst bleibt also eine äußerst vieldeutige Angelegenheit, Treibsand oder Trampolin, ein gefrorener Teich, auf dem man, der Autor, jederzeit einbrechen könnte.

Politische Sprache, so wie Politiker sie gebrauchen, wagt sich auf keines dieser Gebiete, weil die Mehrheit der Politiker, nach den uns vorliegenden Beweisen, an der Wahrheit kein Interesse hat sondern nur an der Macht und am Erhalt dieser Macht. Damit diese Macht erhalten bleibt, ist es unabdingbar, dass die Menschen unwissend bleiben, dass sie in Unkenntnis der Wahrheit leben, sogar der Wahrheit ihres eigenen Lebens. Es umgibt uns deshalb ein weitverzweigtes Lügengespinst, von dem wir uns nähren.

Der Vorlesung ist auch als Video abrufbar.

Weitere Beiträge zum Thema

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein.
Bitte geben Sie Ihren Namen ein