Als S die Neue Mitte fand Wie S der P ein D wegen dem K vormachte von Jörg Schuite Als das S ein Licht am Ende des Tunnels erblickte war es schrecklich enttäuscht. Der Ort an dem es sich wieder fand, war gar nicht so, wie S es sich immer erträumt hatte. Dieser Ort war laut und hässlich und es gab eine ganze Anzahl von Menschen, die S sogleich nicht leiden konnte. Niemand kümmerte sich um das S und niemanden schien es zu interessieren, dass das S ihnen eine Menge zu sagen hatte. Da das S sich nicht mit ihnen streiten wollte, verhallten seine Worte ungehört in den leeren Hallen. Nach einer langen Zeit, in denen das S in ständiger Angst gelebt hatte, vor seinem fünfzigsten Geburtstag keine gesicherte Altersversorgung erwirtschaftet zu haben, traf es ein altes erfahrenes SCH, das ihm folgenden Tipp gab: »Finde deine Mitte!« sagte es dem S. »Dann wirst du dir nie wieder Gedanken um deine Zukunft machen müssen.« Das S war sprachlos ob dieses unbezahlbaren Ratschlages und fragte sich verzweifelt, woher er dieses weise alte SCH kannte. Dann nahm es allen Mut zusammen und rief mit lauter Stimme: »Ich bin ein S!« Es kam, wie es kommen musste. Plötzlich sah sich das S inmitten vieler anderer Buchstaben stehen, die atemlos seinen Rufen lauschten. Es war schon lange her, dass jemand aus ihren Reihen etwas zu sagen gehabt hatte und noch länger lag die Zeit zurück, wo jemand wirklich begriff, worüber er gerade sprach. Als das S die Menge seiner Zuhörer betrachtete, wusste es, dass es nun keinen Fehler machen durfte. »Gebt mir ein S!« schrie es, »und auch das P
Und ohne den K tut auch das D nicht weh!« In der Menge begann es zu rumoren. Endlich war es soweit! Hier war ein S das sie aus dem Buchstabensalat ziehen würde, in welchen sie sich geritten hatten. »Hoch lebe S !« rief ein G, das erleichtert war, nun nicht mehr selbst denken zu müssen. Dann umringten sie das S und begannen es ob der Dinge zu loben und zu preisen, die S für sie ändern würde. Das S hörte sehr genau zu was ihm seine neuen Freunde zu sagen hatten und es beschloss, rein gar nichts davon zu tun, denn S war ein nachtragender Buchstabe. Als sich der Rummel um das S etwas gelegt hatte, sah es zu seiner Verwunderung die Freunde des K in einer Ecke herumlungern und missmutige Grimassen schneiden. Da das S nicht dumm war und genau wusste, dass gute Ideen irgendwann einmal Geld kosten würden, lud es sie zu sich ein und breitete in einer freundschaftlichen Geste seine Arme aus. Eine Geste, die vielen seiner neuen Freunde gar nicht gefiel. »Ich bin S !«, sprach es in die plötzliche Stille. »Also ist da wo S ist die neue Mitte.« »Damit könnte man leben«, sagten sich die Freunde des K und gesellten sich zu dem S, das endlich am Ziel seiner Wünsche war. Denn wenn man im Mittelpunkt steht, ist es nicht mehr nötig Stellung zu beziehen. Und das SCH weinte
ENDE © 1999 by Jörg Schuite. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten. |