BUCHSTABENSUPPE Suppentasse
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J und k
von Johanna Kosmalla

Das kleine k fühlte sich schon eine ganze Weile ziemlich einsam und gelangweilt. So ganz allein im Alphabet rumstehend und immer auf das blöde L und M schauend, das es so oder so nicht beachtete. Kurz gesagt das kleine k war ganz schön frustriert. Es stand so zu sagen vor einer kleinen Midlife-Krise. Passiert ja den besten Buchstaben heutzutage. So wie dem großen O letztes Mal, dass fand sich plötzlich zu dick und wollte auf einmal so schlank sein wie das große I. Allerdings ist die Sache dann ziemlich schief gegangen, mit der Diät. Es gab ein riesen Theater und das O ist in Therapie zum großen P gegangen und nach ein paar Wochen ging?s dann wieder langsam Bergauf mit dem guten alten O und heute ist es wieder ein lebensfroher Buchstabe.
     Das kleine k merkte, dass es sich genau in die gleiche Richtung bewegte, aber die Situation war nun mal ganz anders, dem kleinen k war?s einfach nur langweilig, alles erschien ihm auf einmal so fad. Es hatte in letzter Zeit schon viele krasse Sachen ausprobiert: Klettern, Kampfsport, Kicken, Kanufahren, Krafttraining, Kugelstoßen, Kuchenbacken, Kichererbsen kochen, Kotelett klopfen, kneten, knüpfen, Kartenspielen, Kastanien sammeln, kompostieren, Kloputzen, kehren, Kupfer schmieden, Kisten stapeln. Aber alles was es tat erfüllt das kleine k nicht mit Freue oder Befriedigung, und es suchte die ganze Zeit nach einem neuen Zeitvertreib. Es hatte sogar letztes Wochenende dem große Q den Strich geklaut. Das war ein Chaos, denn keiner konnte nun das O und das Q auseinander halten und als die Sache drohte, außer Kontrolle zu geraten, hatte das kleine k schuldbewusst den Strich zurück gegeben und einen ziemlichen Ärger bekommen. Zur Strafe musste es 26 Kekse backen, was es dann auch voller Reue tat.
     Wie man sieht, hatte das kleine k nicht gerade viel zu kichern und so stand es nun im Alphabet und war ganz geknickt. Es war sehr traurig und deprimiert, und langsam fingen die Tränen an zu kullern und die Nase fing auch schon an zu laufen, als es plötzlich von hinten ein Schnaufen hörte, was immer lauter zu werden schien.
     Mit total verheulten Augen und Rotznase drehte sich das kleine k verwundert um, und da war es auch schon passiert. Es wurde von dem großen J über den Haufen gerannt.
     »Aua!«, schrie das kleine k auf und rappelte sich auf, wobei es sich das Knie hielt.
     »Oh Verzeihung, ich habe dich völlig übersehen.« entschuldigte sich das große J.
     »Jaja, schon in Ordnung«, entgegnete das kleine k und zog die Nase hoch. Das J schaute skeptisch auf das kleine k runter, das wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß und sein Knie begutachtete.
     »Na sag mal, Kleiner, was ist denn mit dir los?«, fragte das J. »Hast du dir so arg wehgetan?«
     »Nein, das ist es nicht. Ich fühle mich einfach doof. Alles langweilig mich, keiner mag mich, alles was ich anfange, macht keinen Spaß, das Leben ist schlichtweg Scheiße«, erklärte das k unter Krokodilstränen. Das große J stutze für eine kurzen Augenblick und zog dann die Augenbraue hoch.
     »So, nun wisch mal die Tränen weg und schnäuz die Nase, gehe und hol? deine Turnschuhe. Du kommst jetzt mit, eine Runde joggen«, sagte das J bestimmend und zog das kleine k auf die Beine. Das k blickte hoch und schnäuzte in seinen Ärmel, wobei es zustimmend nickte. Joggen war es noch nie. Nach einer Weile kam das kleine k mit seinen neuen Turnschuhe und geputzter Nase zurück.
     »Komm, ich zeige dir eine schönen Strecke durch den Wald, und danach gibt es einen Joghurt mit gezuckerten Johannisbeeren«, erklärte lächelnd das große J und tätschelte dem kleinen k den Kopf. Auf dem Gesicht des kleinen k erschien ein Lächeln, und auf einmal sah die Welt nicht mehr so schlimm aus, und das langweilige L sowie das muffige M waren schnell vergessen. Das J joggte los und das kleine k trabte fröhlich hinterher, als Antrieb den Johannisbeer-Jogurt im Hinterkopf.
     Diesen Abend sank das kleine k erschöpft und mit vollem Bauch in sein kuscheliges Bett und schlief glücklich ein. Es war für die nächste Woche wieder mit dem großen J zum joggen verabredet. Verdutzt hatte das kleine k feststellen müssen, dass das J schon sei je her hinter ihm stand. Warum hatte es das noch nie bemerkt? Es nahm sich vor, am nächsten Morgen einen Kuchen zu backen und nach hinten zu gehen, um das große J zu besuchen. Soll doch das L vor sich hin lungern und das dumme M vor sich hin muffeln so viel es will.

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