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Fremde Federn
von Kurt Myslik

Unter den sechsundzwanzig Einzelschicksalen gibt es wohl eines, das besonders bedauernswert ist. Die folgende kurze Geschichte handelt zwar von einem Glücksfall, stellt sich für meinen Buchstaben aber doch ganz anders dar; Die Realität eines verkannten Außenseiters:
     Ein beneidenswerter Norddeutscher hat sich mit seiner Gemahlin in den Schweizer Kurort Gstaad verirrt. Eigentlich ist er Gsellschafter von irgend einem Betrieb, in der Schweiz war er aber aus einem ganz anderen Grund.
     Wenn man ihm ins Gsicht schaut, merkt man sofort, dass er ein gselliger Mensch ist, also ließ er sich, weil es dort immer sehr lustig zugeht, in seiner Heimat das jährliche Fest des Gsangsvereines nicht entgehen. Er ist dort gsessen mit seiner Frau, seinem Gselchten und seinem Gsöff. Er hat auch ein paar Gewinnlose gsammelt, sechs waren es an der Zahl, seiner Frau aber nichts davon gsagt - wegen dem gsalzenen Preis. Außerdem wollte er sie, falls Fortuna ihnen gut gsinnt wäre, überraschen. Das ist ihm auch gelungen. Er hätte gerne ihr Gsicht gsehen, aber gerade da musste er den Gutschein für die Kur in Gstaad entgegennehmen.
     Er war übrigens froh um diesen gsunden Gewinn, denn der zweite Preis wäre ein Gsylophon gewesen.

© 1998 by Kurt Myslik. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

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