Es war ein ruhiger Tag, kurz vor den Ferien. Niemand hätte gedacht, dass so etwas jemals passieren würde. Doch schon bald sollten sie feststellen, dass alles möglich ist. Satz von Olga, Patricia, 78054Schwenningen Die Geschichte zum Satz: Ich war auf dem Weg in die Stadt. Ich hatte mich mit Lisa verabredet. Wir wollten uns am Brunnen treffen. Der Bus hielt am Prinzipalmarkt. Ich stieg aus. Der Brunnen war gleich da vorn, im Schatten der Lamberti Kirche. Ich war viel zu früh und ich wusste, dass Lisa zu spät kommen würde. Und wenn sie dann da wäre, würden wir uns erst einmal streiten, aber das würde nichts machen, wir kannten das ja. Als ich ausstieg, sah ich Papa. Er stand auf der anderen Straßenseite. Ich wollte schon winken, wollte "Hallo, Papa!" rufen, als er seinen Arm um die Hüfte einer Frau legte, die vor ihm stand. Seinen anderen Arm legte er ihr in den Nacken, dann zog er sie an sich und küsste sie. Mama! dachte ich. Ich hatte Mama und Papa einander lange nicht küssen sehen. Und als ich dann merkte, dass die Frau nicht Mama war, hätte ich vor Schreck fast angefangen zu schreien. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Mit einem Satz war ich hinter einer Säule verschwunden. Mein Herz schlug bis zum Hals. Sicher würde ich gleich aufwachen. Dies war ein Traum. Ich lag im Bett, ich schlief noch. Hallo! Hallo, Lisa, aufwachen! Aber niemand rüttelte mich. Also war ich wach. Hellwach. (aus: Hermann Mensing "Alles ist gut, gar nichts" in: "Mut im Bauch" Anthologie - Wien, Ueberreuter 2000 ISBN 3-8000-2628-7) |