Es ist früher Mittwochnachmittag, der Tag vor dem Kardonnerstag, und ich stehe versonnen vor dem Computer und überlege, was ich denn mit dem schon versauten Tag noch anfange. Da kommt mir die rettende Idee - ich werde etwas Sport treiben. Gedacht getan - ich wuchte die Fahrmaschine vom Arbeitszimmer in die Küche und platziere sie mit Blickrichtung zum Küchenfernseher. Nachdem das Gerät ordentlich eingerichtet ist, beginne ich mit der Prozedur des Umkleidens. Weg mit den Alltagsklamotten und rein in die Racepants von De Marchi, dann meine Carnac Pulsar an die Füße und einen Helm auf den Kopf, der aussieht wie ein Osterei mit Entenschwanz. Die Rennbrille von Bollé darf natürlich nicht fehlen. So gerüstet betrachte ich mich ein Weilchen wohlgefällig im Spiegel und denke mir so, wenn ich jetzt auf die Straße ginge, würde ich umgehend von einer Schar aufregend junger Frauen umringt werden, die alle ein Autogramm von mir wollen und mir anschließend unter lautem Gekreische die Sachen vom Leibe reißen. Ich verdränge den Gedanken ganz schnell, um sofort mit komplizierten Dehn- und Aufwärmübungen zu beginnen. Als die ersten Schweißperlen rinnen, begebe ich mich leicht o-beinig zum Gerät; da fällt mir ein, dass ich noch etwas zum Trinken brauche. Also ab in den Keller, um eine Flasche Mineralwasser zu holen. Ein Mitbewohner, der zufällig im Treppenhaus steht, grinst leicht. Was der nur hat! Auf alle Fälle werde ich ihm kein Autogramm geben.
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