April 1999 - Diesmal von Wilhelm Weller
Ich sage Nein zum Nein | |
![]() | Sie kennen doch Harald Schmidt? Der wo jeden Abend in der »Haraldschmidtshow« auftritt. Jeder glaubt ihn zu kennen, ein Spaßvogel, ein Zyniker, ein neuzeitlicher Barney Geröllheimer, der mit seinem Kumpel Feuerstein wieder Leben in die Fernsehbude brachte. Und heute als Dirty Harry zu nächtlicher Stunde Angst und Schrecken verbreitet. In Wirklichkeit ist er der am meisten unterschätzte Denker Deutschlands. Ich gebe es zu: ich bewundere ihn. Ich bewundere ihn so rückhaltlos, wie Dennis Hopper als erleuchteter Fotograf damals im Dschungel Kambodschas Colonel Kurtz bewunderte (Sie erinnern sich: Apocalypse Now!). So wie Hopper Captain Willard vom Genie des grausamen, kahlköpfigen Colonel (Marlon Brando) überzeugte, will ich, muss ich Sie von Talker Harrys einsamer Geistesgröße überzeugen. Ja, ich weiß, wie viele Köpfe late night schon aufgespießt wurden, ich weiß um das Schicksal von Bettina Böttinger, von Lodda Maddäus und all den anderen. Tiefpunkt der Zivilisation, Schande, Grauen, das Grauen, ....sie werfen ihm das vor, aber sie verstehen nicht, was er will! Wirklich Großes ist immer einfach und lässt sich mit wenigen Worten sagen. Sokrates, belehrt von seiner Frau Xanthippe, begriff als einer der ersten Männer: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Descartes, der Hohepriester des Rationalismus, ging noch einen Schritt weiter bzw. zurück und stellte fest: Coito ergo sum - Ich denke, also bin ich. Jesus, der Vorgänger von Eugen Drewermann, formulierte mit nur 3 Worten, was fast 2000 Jahre später sexuell Befreite neu zu entdecken glaubten: Liebe deinen Nächsten. Sollten Sie glauben, dass ich Harald Schmidt geistesgeschichtlich als Antipoden von Christus oder Descartes begreife (»Verlache deinen Nächsten«, »Ich spotte, also bin ich«) - Sie irren sich. |