ALUSIUS TUNTENS UHRENWERKE von Christian von AsterMein Name ist Alusuis Tunt und mein Urteil lautet Tod vollstrecket wird's zur vollen Stund mit des Beiles Schneide rot. Uhrmachermeister bin ich, doch bin's wohl nicht mehr lang, denn der Titel ist kaum sinnig, so man auf mich das Beil erst schwang
Einen Laden hatt' ich auch und zwar im bess'ren Teil der Stadt, hatt' stetig einen vollen Bauch, da man mein Werk geschätzet hat. Oh, die Pendel meiner Uhren schwangen weiter, schöner aus und Pfaffen, Adlige und Huren hatten sie in ihrem Haus. Sanduhren von meiner Hand rühmte allerwärts man sehr, bes'rres Holz, besond'rer Sand und reinstes Blei, dunkel und schwer. Aus meinem Geschäft eine Taschenuhr, hielt zwanzig, fünfzig, hundert Jahr' und tat es einzig, bloß und nur weil sie aus meinem Laden war. Und ich versorgt die Polizei mit Uhren von besond'rer Güte da man sich doch in solcherlei Beruf um Pünktlichkeit bemühte. 'S gibt kein Haus in dieser Stadt, das nicht in Kammern und Mansarden einst eine Uhr gesehen hat die aus Alusius Tuntens Laden! Oh's ist beileib kein schön's Geräusch wenn Henkersmann sein Werkzeug schleift, und seine Axt, verludert keusch lüstern seinen Wetzstein streift. Und aus dieser Zelle hört man am besten wie er's macht. Bah, wie es meine Ohren stört Sein Handwerk, grob und ungeschlacht
Doch ab will ich nicht lenken, weil sie sich doch sicher fragen, weshalb 'nen Uhrmacher erhenken? Nun, ich will es ihnen sagen: Zum einen lag's mit Sicherheit am Neide and'rer Uhrenmacher, deren Liebe für die Zeit und Talent bei weitem schwacher. Dies Neiden trug ich mit Geduld. Doch and'rerseits, so sagt man hier, sei'n ein'ge 'Eigenheiten' schuld, die man zum Vorwurfe macht mir. Was sind denn aber Uhren ohne Seele? Und Seele hat nicht Holz noch Blei, welches immer ich auch wähle, von Seele bleibt das Uhrwerk frei. Und's ei'gne Herzenblut reicht nicht, es braucht mehr für gute Uhren. Man sieht's am besten im Gesicht, hektische Flecken. Leut' die spuren, die exakt sind und genau, Gemüter, pünktlich aber schlicht, eignen sich zum Uhrenbau. Wie? Ach, sie verstehen nicht
Nun, für ein Zahnrad ideal sind in der Regel Kieferknochen. und and're Knochen kleiner Zahl; doch man muss sie sauberkochen! Fett für das Uhrwerk jedenfalls lässt sich aus dem Wanst gewinnen, Und aus der Schlagader im Hals lässt man das Blut nach draußen rinnen, womit besser man nicht geizt denn und in üpp'gen dunklen Massen, wird damit das Holz gebeizt, das man drei Tag' muss trocknen lassen. Aus Knochen Leim man kochen kann, der gut kittet im Verbund mit Harz. Den Rest des Leib's vebrennet man, und mischt die Asche dann mit Quarz. mit dieser Asch', in Quarz gekreuzt füllet man auf die Kolben, die sich im Holze, blutgebeizt, um eine Sanduhr wolben
Ich weiß, da können sie mir trauen, dass man aus einem toten Mann drei Taschen-, eine Standuhr bauen, und ein'ge Sanduhr'n füllen kann. Oh, aus ihnen wäre sicher auch, für Uhren einiges zu holen. Zahnrad vom Kiefer, Fett vom Bauch, und der Rest kommt auf die Kohlen
Man kriegt' mich übrigens am Kragen, durch eine Unvorsichtigkeit. Hab' einen reichen Herr'n erschlagen vor gar nicht allzu langer Zeit, Hab' alles an ihm gut verwandt, in Uhren gezogen und gehängt, den Rest, wie übentlich verbrannt und in Sanduhren gezwängt. Dabei hab' ich bloß vergessen, seinen Schmuck ihm abzuwinden und er hat einen Ring besessen, der im Feuer nicht tat schwinden, er schmolz nicht fort noch weg. Und ich merkt's nicht, das Ringelein als ich es mit dem Aschendreck in eine Sanduhr füllt' hinein Ich verkauft', Torheit und Not, an seine Witw' ein' Uhr mit Sand. Sie starb an einem Herzschlag tot, da sie den Ring im Sande fand
Tuntens Zeichen auf der Uhr und des Mannes Ring im Sand war dann auch genügend Spur, dass man mich alsbald schon fand. Pünktlich kerkert' man mich ein, und urteilt' bald zum Tode mich, doch fast will ich mir sicher sein, so weit, nein, so weit kommt es nicht! Zwar tötet' ich wohl zehn, elf Leut, doch auch wenn es so zu sich trug, ha'm fünfzig heut genaue Zeit weil ich diese zehn erschlug! Ja, ich konnt' für jedes Leben, das ich aus einem Menschen zerrt' fünffach Zeit euch geben und Zeit ist vieles heute wert! Denn Zeit, mein Freund, ist wichtig. wie sie's zu allen Zeiten war, der einzelne ist nichtig und gewiss mein Freispruch nah
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