Sommerfee von Helmut Kolb Fast unbemerkt, mit leisen, leichten Kinderschritten in ihrem schwarzen Minikleid kam sie in jede Stadt, in jedes Dorf der Hemisphäre. Pflückte hier ein Lächeln, dort ein Lied entwand dir erst die Mütze und den Schal und dann die Hose. Doch was sie dir je genommen, das wirst du nie vermissen. Und trunken, blöde lächelnd, folgen ihrem Lied die Toren und die Weisen: denn jeder, der noch recht bei Sinnen ist, der lässt sich gern von ihr zum Narren machen. Und triefend schon von Schweiß und Gischt und Saft und Wein taumeln alle, die vor kurzem bleiche Larven noch gewesen, nun durch das heiße Flirren ohne Ruhe, ohne Ziel. Die Augen auf! zum Schlafen ist im Winter Zeit. Ein kurzes Schaudern nur, wenn sie vor Lachen sich bepisst und Blitz und Regengüsse kichernd auf uns schleudert. Doch unter ihrer heißen Zunge werden bald die Pfützen wieder Wolken und die Wolken blaue Luft. Die Städte keuchen, und es rinnt der Schweiß der Häuser. Die Sonne brüllt vor Kraft und kalbt bei Nacht: Dort fliegt ein Wunsch für dich! - Vorbei, erloschen. Doch was sich noch wünschen? Dieses Fest lässt kein Begehren unerfüllt. Und unentrinnbar hält sie nun das ganze Land mit ihren braunen Schenkeln fest umklammert bis schließlich, ihre Lenden fast erlahmt, das Haar schon fahl von Sand und Lust und Licht, ins Heu sie keuchend fällt, zu einer kurzen Ruhe sich begibt, um sich mit Frösteln abzuwenden, neble Spinnweben im Haar und sich zu gürten für den größren Job im Süden Und sagt uns nicht, ob sie uns nächstes Jahr die Ehre gibt, Und sagt dir nicht, wie oft du sie noch siehst. | |