Reisetagebuch England - Gero von Büttner berichtet online aus England vom 15. Juni bis zum 5. Juli 1998
 
Die Route
heute

Mumbles
Swansea

Mittwoch, 24. Juni 1998

Captain CatIn Swansea ist man zweifelsohne sehr stolz auf Dylan Thomas (1914-1953), der nicht nur der berühmteste Einwohner der Stadt war, sondern generell einer der bekanntesten Waliser ist bzw. war. Das berühmteste Werk des Schriftstellers, das man aufgrund der Nachdichtung von Erich Fried auch in Deutschland kennt, ist das Hörspiel »Under Milkwood (Unter dem Milchwald)«. Das Stück beschreibt die Träume und Gedanken der Einwohner von Swansea und wurde später auch mit Richard Burton verfilmt (Burton war im übrigen auch ein Waliser).
     Heute ehrt man Thomas mit einem eigenen »Dylan Thomas Centre«, einem eigenen Festival, welches in diesem Jahr vom 24. Juli bis zum 23. August stattfindet, sowie mit zwei Bronzestatuen im neu gestalteten Hafen von Swansea. Die eine davon stellt Thomas selbst dar, die andere erinnert an eine Figur aus »Unter dem Milchwald«, nämlich den blinden Kapitän Cat, der an der Rathausglocke zieht, um einen neuen Tag einzuläuten.
The Dylan Thomas Centre     Im Dylan Thomas Centre gibt’s natürlich eine Ausstellung über den Dichter. Es ist die übliche Sammlung von Schriftstücken, Fotos, Zeichnungen und Zeitungsausschnitten aus dem Leben des Walisers. Mich beschleicht immer ein merkwürdiges Gefühl bei diesen Ausstellungen, bei denen plötzlich die unbedeutendsten Papierfetzen interessant werden und die privatesten Briefe für jedermann unter Glas einsehbar sind. Außerdem gehört Dylan Thomas zweifelsohne zu der Sorte von Künstlern, denen man besser zu Lebzeiten etwas von dem Geld gegeben hätte, was man nach ihrem Tode mit ihnen verdient. Thomas litt unter notorischer Geldknappheit und war Alkoholiker. Er starb während einer Lesereise in die Vereinigten Staaten. Noch heute ist nicht ganz geklärt, ob er sich dort zu Tode gesoffen hat oder auch eine falsche medizinische Behandlung der Grund für sein frühes Ableben war.
     Swansea hat einen nett gestalteten Hafen, doch ist die Stadt ansonsten sicherlich keine Schönheit. Folgt man der Bucht von Swansea, so gelangt man nach Mumbles. Am Meeresufer ist dort auch noch am Abend einiges los. Ruderer, Wasserskifahrer, Segler und Angler sind dort anzutreffen. Ganz am Ende befindet sich auch ein Pier, eines jener besser ausgebauten Holzstege, um die sich immer ein paar Vergnügungseinrichtungen gruppieren. Mumbles hat davon sicher eine abgespeckte Version, doch gibt es auch hier eine Spielhalle und eine Diskothek, in der sich eine wabbernde Masse Teenies zu den Klängen der Back Street Boys bewegt.

Am Strand von Mumbles
Am Strand von Mumbles

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