eMail von Katharina Pallas | ||||
Von: | <Katharina Pallas> pallas@literaturcafe.de | |||
An: | <Das Literatur-Café> redaktion@literaturcafe.de | |||
Zeit: | 01.03.2003 01:23 (29.02.2003 19:23 Ortszeit) | |||
Betreff: | Von Baños in den Oriente | |||
Hallo zusammen, ein letzter Gruss von unterwegs! Am Sonntag heisst es Abschied nehmen von Ecuador. Mittlerweile wieder in Quito angekommen, erfreue ich mich endlich wieder einmal an einer schnellen Internet-Verbindung. Auch das Hochland-Klima ist nach der feuchtheissen Regenwald-Luft eine angenehme Abwechslung. Die letzten 3 Tage verbrachten wir im Urwald bei Tena in der "Liana Lodge" und schnupperten etwas in den Oriente hinein (so wird der ecuadorianische Teil des Amazonas-Regenwalds hier bezeichnet). Die Strecke vom 1.800 m hoch gelegenen Baños bis hinunter ins Amazonas-Becken war atemberaubend: Die Strasse fuehrte stets am Rand eines tiefen, zerkluefteten Cañons entlang . Ohne die in Deutschland ueblichen Streckenbegrenzungen nichts fuer Nervenschwache. In Tena stiegen wir in einen klapperigen Dorfbus, der uns bis zum Schutzgebiet Selva Viva brachte. Kurz hinter Tena wurde der Bus von einer Gruppe Schulkinder geentert. Recht bald waren alle Sitzplaetze vergeben, bis auf die zwei zwischen Anna und mir auf der hinteren Sitzbank. Die wohl 9jaehrigen Maedchen mit ihren adretten Schulkleidchen beaeugten uns interessiert und misstrauisch zugleich. Sie waren sich offenbar nicht sicher, ob sie es wagen koennten, sich zwischen die zwei gefaehrlichen Gringas zu setzen. Schliesslich schob die mutigste ihre Freundin vor, um sich anschliessend zusammen mit ihr zwischen uns zu setzen. Anna und ich grinsten uns an, waehrend die zwei sich staendig gegenseitig ins Ohr fluesterten und kicherten - vermutlich fanden sie die Situation genauso exotisch wie wir. Auf unsere Konversationsversuche reagierten sie jedoch nur mit Kichern. Offenbar hatte sich der Mut mit dem Sitzplatz-Erobern erschoepft. Sobald die zwei ausgestiegen waren, draengelte sich ein 12jaehriger Schuljunge zielstrebig nach hinten durch, setzte sich zu uns, um uns abwechselnd frech anzugrinsen. Jonathan war wohl der mutigsten von allen und begann gleich, uns auszuquetschen. Warum wir denn so riesige Rucksaecke haben, woher wir kommen, wo wir schon gewesen sind, wie wir Karneval finden usw. Er faende Karneval ja klasse, erzaehlte er mit spitzbuebischem Augenaufschlag, besonders der Teil, wenn man die Leute auf der Strasse mit Wasser bespritzt. Das wird in Ecuador schon wochenlang vor Karneval praktiziert - mit Spritzpistolen, Wasser-Pumpguns oder ganzen Eimern voll Wasser - und hat uns schon viel Nerven und beinahe eine Kamera gekostet. Zum Glueck trocknet bei dem Klima hier alles schnell. Bevor Jonathan bei der Huette seiner Eltern ausstieg, schrieb er sich noch unsere Namen auf und wollte Annas Telefonnummer. Als er hoerte, dass sie in Ecuador keine hat, war er ganz geknickt, meinte zum Abschied aber strahlend, wir waeren jetzt "amigos". Nicht zu fassen, frueh uebt sich, was ein richtiger Verfuehrer werden will :-). Mehr zum Regenwald dann morgen,
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