06 - BIER

Attentat aufs
Literatur-Café!

Die Ankündigung

…ging dem Literatur-Café in einer eMail vom 23. März 1997 zu. Der Inhalt war kurz und präzise: »Hab' ich dir schon mitgeteilt, dass ich dich heimsuchen werde? Bis bald Heinrich Gartentor«
     Danach folgten keine weiteren Meldungen, und nachdem sich in den nächsten Wochen nichts tat, schien die Sache erledigt.

Das Attentat

Laut Augenzeuge Herrn R. (Name der Redaktion bekannt), wurde das Attentat am 3. Juli 1998 ausgeführt.
     Der Zeuge beobachtete einen jungen Mann mit schweizer Akzent und Videokamera, der versuchte, zur Wohnung von Wolfgang Tischer vorzudringen.
     Vor der Wohnungstür legte er schließlich ein Metallschild ab und verschwand dann.

Der Täter und das Motiv

Der Attentäter ist namentlich bekannt. Es handelt sich um den schweizer Künstler Heinrich Gartentor. In einer beispiellosen Aktion will er an 1000 Orten im deutschsprachigen Raum Schilder mit »unnötigen Geschichten« anbringen. Das letzte der Schilder soll am Rednerpult des deutschen Bundestages befestigt werden.
     Mehr zu dieser literarisch-künstlerischen Aktion - die nicht bei allen auf Gegenliebe stößt - finden Sie auf der Web-Site von Heinrich Gartentor.

Das Schild im Literatur-Café

Das vor der Wohnungstür abgelegte Schild sehen Sie oben abgebildet. Es handelt sich um ein Schild mit der Geschichte Nummer 06. Folgender Text ist auf dem Schild zu lesen.

Links unter der Nummer 06:

Diese Aktion beinhaltet 50 unnötige Geschichten die 1000 Orte im deutschsprachigen Raum beeinträchtigen. Die erste Tafel wurde am 5. Mai 1996 im Speisewagen des ICE "Thunersee" (Interlaken - Berlin) montiert. Die letzte Tafel soll das Rednerpult des deutschen Bundestages zieren. Dies ist der privilegierte Ort Nr. 107
     Fotografiert und dokumentiert ihn. Schickt alles an
     Heinrich Gartentor
     Postfach CH-3601 Thun

Die Geschichte:

BIER

In einer verrauchten Kneipe stand auf einem Tisch ein umglastes Bier und schwenkte seine alkoholische Fahne. Wenn sein Trinker das Glas hob und an die Lippen kippte, wedelte ihm das Bier den Alkohol in die Nüstern und gurgelte: "Ich habe auch meine Daseinsberechtigung."
     Der Trinker rülpste nur und soff weiter. Das Bier rächte sich für die ungerechte Behandlung. Es trübte zusammen mit ein paar anderen Bieren des Trinkers Geist, brachte dessen Welt aus dem Gleichgewicht und ließ den Wüstling abstürzen. Die Bierleiche wurde am nächsten Morgen unter dem Tisch geborgen und in eine Anstalt eingewiesen, wo Respekt vor Bier gelehrt wird.

13.07.1998

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