StartseiteLiterarisches LebenWeihnachtsgeschäft 2025: Ich bin dann mal wieder im Buchhandel

Weihnachtsgeschäft 2025: Ich bin dann mal wieder im Buchhandel

Ein Buchhändler in einer BuchhandlungIch bin gelernter Buchhändler. Seit vielen Jahren schreibe ich über die Buchbranche und erkläre sie Autorinnen und Autoren. Doch im Laden oder hinter der Kasse stand ich schon lange nicht mehr. Das ändert sich jetzt. Im Weihnachtsgeschäft 2025 arbeite ich wieder in einer Buchhandlung.

Die örtliche Buchhändlerin kam auf einen Kaffee vorbei. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft war auch von ihr die Klage vieler Unternehmer zu hören: Es ist schwer, qualifiziertes Personal zu bekommen.

»Da kann ich aushelfen«, sagte ich, »schließlich bin ich Buchhändler.«

Es entstand eine Gesprächspause und die Nachfrage mit ernstem Gesicht: »Meinst du das ernst?«

Meinte ich es ernst? Oder war es nur so dahingesagt? So richtig wusste ich es selbst nicht.

Ich bin gelernter Buchhändler. So steht es in meiner Vita und so sage ich es in meinen Vorträgen, Seminaren und Webinaren, wenn ich die Mechanismen und Besonderheiten dieser Branche erkläre.

Tatsächlich ist es der Beruf, den ich nach Abitur und Studium gelernt und ergriffen habe. Doch in der Buchhandlung stand ich nach meiner Ausbildung nicht sehr lange. Ich wechselte zum Buchgroßhandel, entwarf dort als Mitarbeiter und Projektleiter Bibliografie- und Warenwirtschaftssysteme für Buchhandlungen. Das literaturcafe.de entstand nebenher. Später, als ich für Internet-Unternehmen und in diesem Bereich für das Land Baden-Württemberg gearbeitet hatte, wurde die Literaturvermittlung, das Moderieren, die Literaturkritik und das Schreiben über die Branche mein Hauptberuf.

Die Vorstellung, für begrenzte Zeit in meinen »alten« Beruf hineinzuschnuppern, hatte etwas Verlockendes. Der Buchhandel von heute hat sich gewandelt. Aktuelle Einblicke könnten da nicht schaden. Davon könnte ich und könnten die Teilnehmenden meiner Seminare profitieren.

Aber was würden die Leute denken, wenn der Gründer des literaturcafe.de wieder in einer Buchhandlung steht? Allerdings: Wenn ich sage, dass ich gelernter Buchhändler bin, wollen hin und wieder Menschen wissen, in welcher Buchhandlung ich arbeite, weil sie glauben, ich wäre in diesem Beruf noch aktiv.

Und dann ist da noch ein anderer Punkt: die örtliche Buchhändlerin ist nicht die Inhaberin einer kleinen, unabhängigen Buchhandlung. Das war sie mal. Jetzt leitet sie die hiesige Filiale der größten deutschen Buchhandelskette. Was würden die Leute da erst sagen? Andererseits wären es spannende Einblicke in eine andere Art Buchhandel.

Im Oktober 2025 fahre ich zur Buchmesse. Ich nutze die Gelegenheit und erzähle den unterschiedlichsten Menschen aus Buchhandlungen, Verlagen und anderen von meinem Plan. Ich will sehen, wie sie reagieren.

Und siehe da: Alle finden es toll! »Machen Sie das, das ist doch super!«, rät mir sogar eine unabhängige Buchhändlerin zu.

Ich bin erleichtert. Und der Entschluss ist gefasst, im Weihnachtsgeschäft 2025 mal wieder als Aushilfe in einer Buchhandlung zu arbeiten.

AuĂźerdem: Wir reden nicht von einem Mega-Einsatz, sondern es sind zwei halbe Tage in der Woche.

Nun liegen die ersten Arbeitstage hinter mir. Es macht SpaĂź. Ich habe nette Kolleginnen, stehe bislang meist an der Kasse und sehe, was welche Leute aktuell so an BĂĽchern kaufen. Spannend!

Ich bin wieder Buchhändler.

Wolfgang Tischer

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1 Kommentar

  1. Moin, nicht dieses Jahr, auch nicht 2026, aber ab Sommer ’27 ĂĽberlge ich genau das zu anzubieten. Ăśber 30 Jahre drauĂźen. In den lezten Jahren in Sachen Fachbuch im Handel unterwegs. Kenne also ein paar Buchhandlungen von Nord nach SĂĽd, West, Ost. Es wĂĽrde mich reizen, genau mit dem Konzept von dem Sie schreiben.

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