Wolfgang Tischer empfiehlt

»Mädchen zum Anfassen«
von Beth Nugent

Ich liebe Bücher in denen merkwürdige Lebensläufe erzählt werden, die sich in Bereiche vorwagen, die man vielleicht als verrückt oder krankhaft bezeichnen würde, die aber vor allem höchst merkwürdig sind und die von den wunderbar skurrilen Ideen des Autors durchzogen sind.

Leider finde ich diese Art von Büchern nicht allzu oft, denn sie werden selten besprochen, und häufig nehme ich ein Buch in die Hand, welches vielleicht bereits vom Cover oder Titel her vielversprechend ausschaut. Sehr oft sind es Titel des Rowohlt-Verlages. Glück hatte ich vor zwei Wochen, als mein Blick auf dem Tisch der Neuerscheinungen auf einen Roman von Beth Nugent viel.

Der Name war mir nicht ganz unbekannt. Ich hatte bereits einige Kurzgeschichten dieser Autorin gelesen, die in der Jubiläumsreihe von Rowohlt erschienen waren. Es waren Geschichten aus dem Band »Stadt voller Jungs«. Allesamt keine schönen Geschichten im eigentlichen Sinne, da fast alle Hauptpersonen am Leben gescheitert waren und ihre eigene Lebenslüge aufrecht erhalten - sich selbst und anderen gegenüber. Dennoch gefallen mir diese Geschichte, da sie einen in eine merkwürdige Welt ziehen. Also griff ich zu, als ich den Roman »Mädchen zum Anfassen« sah.

»Mädchen zum Anfassen« ist Beth Nugents erster Roman und sicherlich nicht der Stoff, aus dem Bestseller gemacht werden. Dies scheint auch der Rowohlt Verlag zu wissen, denn der Roman erscheint gar nicht erst in gebundener Form. Literarisch mag der Roman nicht der beste zu sein, doch besitzt die Autorin die Gabe, sehr merkwürdige, beklemmende Atmosphären zu schaffen, die einem als Leser oftmals erschaudern lassen.

Cathrine, die Hauptperson des Romans, arbeitet als Kartenverkäuferin in einem billigen Pornokino, irgendwo in einer Kleinstadt im Osten der USA. Nach dem Tod Ihrer Schwester verließ sie ihre Eltern. Denen schreibt sie Briefe, die sie nie abschickt, und in denen steht, wie gut es ihr gehe. Dabei sieht die Wirklichkeit anders aus. Sie wohnt in einem kleinen Ein-Zimmer-Apartment mit merkwürdigen Nachbarn. Die Welt in der sie lebt, ist eine Scheinwelt, die sie sich selbst zusammenlügt, nur um auch vor anderen die Würde zu wahren und ihr Leben interessant zu machen.

Dave, der Besitzer des Pornokinos, in dem sie arbeitet, träumt davon, wirklich künstlerisch wertvolle Filme zu zeigen, doch ist auch er in einer merkwürdigen Welt gefangen. Catherine stellt sich vor, er habe seine erste Frau umgebracht, doch genaues wird sie erfahren.

Dave möchte Catherine gerne mit dem Sohn seiner Schwägerin zusammenbringen, doch der erweist sich als Trottel, der im Auftrag der Stadtverwaltung Tauben vergiftet.

Wie man sieht eine merkwürdige Geschichte, die dennoch sehr interessant ist, da sie von sehr guten Schilderungen kleiner merkwürdiger Details durchzogen ist. Ein Buch, das ich all denen empfehlen möchte, die solch merkwürdige Szenarien lieben und die vielleicht auf meine Empfehlung hin auch schon Marie Nimier gelesen haben.

Übringens bin ich natürlich auch für jeden Buchtipp in dieser Richtung dankbar!

Beth Nugent: Mädchen zum Anfassen. Taschenbuch. 1997. Rowohlt Tb. ISBN/EAN: 9783499139598

 

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