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Der Buchstabe B
von Daniel B?ttrich

Das B ist ein sympathischer Buchstabe. Die zwei Schwünge (oder Bäuche) vermitteln eine gewisse Dynamik und Lebendigkeit. Anders als andere Buchstaben wie das etwas hölzern wirkende F oder das einfältige L kann das B als vorangestellter Buchstabe einem ganzen Wort Würde und Gewicht verleihen.
     Das B gilt durch seine zwei Bäuche als Schwergewicht unter den Buchstaben.
     Es stammt von den Buchstaben P und D ab. Aufgrund des engen Verwandtschaftsverhältnisses mit dem P wird in manchen Dialekten (Fränkisch!) das P als B ausgesprochen. In den germanistisch-umgangssprachlichen Wortschatz wurden deshalb die Bezeichnungen hartes und weiches B aufgenommen.

Was kann man mit dem B anfangen? Als Wort einleitender Buchstabe hat er oft eine Führungsposition inne. Diese Führungsposition übt das B in der Regel jedoch in bescheidener Manier aus. Das geschriebene B könnte durch seine schwunghafte Wuchtigkeit andere Folge-Buchstaben verschrecken, die entsprechend klein auftreten würden. Meistens jedoch präsentiert sich das geschriebene B als gutmütiges Walross, das seine Rolle als Zugpferd bescheiden und mannschaftsdienlich interpretiert, indem es die folgenden Buchstaben zur Lockerheit und Schwunghaftigkeit anregt.

Das gesprochene B hat eine große Bandbreite und kann primitiv klingen (beispielsweise, wenn ein Bayer das Wort Brunzen = Pieseln im stark betrunkenen Zustand ausspricht), elegant (im Wort Balance, weich gesprochen) oder gequält (Bbiiidde?).

Das B leitet einige prominente Namen ein. Als einer der prominentesten B-Namen der Gegenwart sei exemplarisch der amerikanische Präsident George W. Bush genannt. Bush ist ein üblicher Name in Texas (Bush-Clan). In manchen Erdteilen ruft er Entsetzen, Wut oder Ärger hervor, zuweilen auch im eigenen Land. Ohne das B wäre der Name nicht lebensfähig (Ush!). Dem ush wird im angloamerikanischen Raum gerne ein B vorangestellt, alleine aus Gründen der Einfachheit. Andere Namensbildungen wie z.B. Vush, Kush, Dush oder Hush klängen kompliziert und fremdartig. Höchstens an Rush wäre noch zu denken.

Auch einige deutsche Politiker haben ihren Namen mit B beginnen lassen.
     Ich denke hier zunächst an Willy Brandt, dessen ursprünglicher Name jedoch mit F anfing. Brandt erkannte schnell, dass das hölzern wirkende F einem Politiker mit Ambitionen zum bedeutenden Staatsmann keine Würde und Ernsthaftigkeit verleihen kann (und besonders kein Gewicht), und benannte sich kurzerhand im Norweger Exil um.
     Man stelle sich nur einmal vor, Willy Brandt sei als Herbert Frahm, also mit einem F zusammen, vor dem Mahnmal für die Opfer des Warschauer Ghettos in die Knie gegangen. Freilich hätte unter solchen Umständen der Fall nicht diese bildhafte Berühmtheit erlangt wie mit einem B.
     Ich spreche hier ausschließlich von der Wirkung der Anfangsbuchstaben, nicht von Willy Brandts Vergangenheit als uneheliches Kind und seiner Zeit im Norweger Exil. Diese zwei Punkte hat die damalige CDU im Wahlkampf leider auf verletzende Weise herausstellen wollen.

Ansonsten gibt es noch viele berühmte B:

Brausepaul (eine Figur der Witzhistorie), Boris Becker, Beckenbauer, Beuys, Götz von Berlichingen, Brigitte Bardot, Thomas Bernhard, Samuel Beckett, Ingeborg Bachmann, Iris Berben, Charles Bronson, um nur einige Sportler, Literaten und Künstler zu nennen, Berlin, Bombay, Barcelona, Bratislava, Bamberg, um nur einige Städte zu nennen.

© 2006 by Daniel B?ttrich. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

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