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Zucchini, ein sinnliches Gemüse
von Isabell Geißler

Alles fing damit an, dass ich zwei Zucchini geschenkt bekam. Eine Riesenkeule und eine, die in Form und Farbe einer Gurke ähnelte.
"Olala, ist das schwer", lachte ich und ging fast in die Knie.
"Zucchini", sagte die Gärtnerin und strahlte mit ihren Grübchen wie die Sonne vom Himmel.
"Und was muss ich tun mit den Zuc...?"
"Zucchini, schmeckt total lecker und beflügelt die Sinne. Unendlich viele Rezepte kennt der Südländer."
"Zucchini, klingt gut. Die kleine schäle ich wie eine Gurke und dann?"
"Hast du Olivenöl?" fragte sie.
"Nein Sonnenblumenöl."
"Geht auch. Schneid Scheiben, würz mit Dill, Petersilie, Pfeffer und was deine Küche so hergibt."
"Schmeckt das?"
"Klar! So, ich muss weiter. Erzähl mir mal davon." Sie drehte sich um, und erntete Tomaten.
"Und der Koloss?" rief ich ihr nach, "was mache ich damit?"
"Lass deine Fantasie spielen, es gibt tausend Arten."
"Danke", sagte ich und hatte es eilig, nach Haus zu kommen. Mein Freund lobte meine Kocherei, doch ob ihm Zucchini schmecken? Unterwegs kaufte ich Olivenöl und Schnittlauch. Dill mag er nicht, sonst schmeckt ihm alles.
Ich habe gebrutzelt, wie die Gärtnerin mir riet. Dazu hatte ich Toast geröstet, Karottensalat mit Zitrone und Schorle gereicht.
"Gut," sagte Ronny, "kann man essen."
"Wie? Nix besonderes, oder was heißt das?"
"Köstlich Isa!" Wir hatten die Zucchini aufgefuttert.
"Morgen probier ich die Keule, überlege nur noch wie. Soll ja gut schmecken", beteuerte ich und lächelte Ronny verliebt an.
Dieser Tag sollte ein Zucchini-Day werden. Zum Frühstück gab es nur Pumpernickel und Kakao, denn ein Brunch sollte folgen.
Es wurde ein deftiges Zucchiniomelett mit Käse, Ketchup, Lauch und Grünpfeffer. Ronny schmatzte wonnig und sagte: "Meine Mutter hat recht, wenn sie sagt, die ‚wunderbare Isabell‘. Bist eine Zauberköchin."
Mein Zucchini-Day war angelaufen. Später hatte ich gefüllte Zucchini geplant. "Ich ruf‘ deinen Bruder an, lad ihn zum Essen ein. Den Koloss schaffen wir nie zu zweit."
"Okay, aber ohne Ei."
"Ich weiß. Die Geschmäcker von euch Brüdern kenne ich längst."
"Himmlisch", lobte ich die Zucchini, gefüllt mit Schinken, Erbsen, Gehacktem und Tomaten."
"Ja, kann man essen", hörte ich und wusste dennoch, die beiden meinten "ausgezeichnet".
Abends reichte ich Zucchinisuppe mit Knoblauch und Schalotten.
Fünf Tage später erzählte ich der Gärtnerin vom Zucchini-Day und wieder packte sie zwei Stück auf meine Arme. Ein sinnliches Gemüse!

© by Isabell Geißler. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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