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Das Käsebrötchen
von Stefan Gantenbein

Auf der ganzen Welt werden belegte Brötchen gegessen, nur dass sie woanders auch anders heißen. Für den Franzosen ist es das Baguette, für den Italiener das Bruschetta, für den Amerikaner das Sandwich.
Und für mich ist es das Käsebrötchen als Offenbarung für den Geschmackssinn.
Deshalb erteilte ich dann Johannes den Auftrag, die Offenbarung zu (be)schreiben.
Wie muss ein Käsebrötchen belegt sein?
Naja, zunächst einmal mit Butter und Käse. Wäre zumindest angebracht. Da kommen wir der „Haut(e) Cuisine doch schon sehr nahe, wenn wir den alten Holländer auf dem Roggenbrötchen zurechtrücken und in Anlehnung an die niederländischen Nummernschilder liebevoll mit halbscharfem Senf bestreichen. Frisch dekoriert mit einem grünen Salatblättchen, einem knackigen Gürkchen und einer leuchtend roten Tomate wird diese Kostprobe auch zu einem optischen Reiz.
Am liebsten esse ich ja im allabendlichen Berufsverkehr in der U-Bahn.
Doppelt belegt - sowohl die Bahn als auch der Käse! Der alte Holländer kann dann so richtig seinen raffinierten Geruch entfalten und jeder Bissen im Mund wird zwischen schubsenden Ellenbogenkämpfern zur Herausforderung für den Schluckmechanismus. Ein Käsebrötchen darf man nicht schlingen! Es muss verantwortungsbewußt und geduldig dem Recyclingzyklus zugeführt werden.Und das dauert nun mal vom Hauptbahnhof bis nach St. Pauli. Bin ich dann zuhause hat der Innovationsschub mich schon erfaßt und nachdem ich das Käsebrötchen mit einem halben Liter Milch von glücklichen Kühen in meinem Magen zu einer undefinierbaren Masse aufgeschwemmt habe, macht sich mein Kreativ-Gen ans Werk. Ich klopfe an die marode Holztüre meiner schlankbeinigen Wohnungsnachbarin, die mir mit einem vielsagenden Grinsen öffnet und recht freizügig einen Blick auf ihre wundervollen Milchtüten gewährt. Schließlich kannten ja auch schon die antiken Griechen die aphrodisierende Wirkung und der alte Homer (nicht der von den Simpsons!) schrieb poetisch über dessen magische Kraft.
Ein Käsebrötchen ist eben doch eine Offenbarung!

© by Stefan Gantenbein. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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