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Der Weihnachtskarpfen
von Michael Derschatta

Am Karpfenteich,da ging die Sage,
dass an einem Wintertage
Gott herab vom Himmel kam,
und die Menschen feiern dann
diesen Tag, da er geboren.
Und dass der Karpfen auserkoren,
als würdigster der Fische,
zu krönen unterm Lichterbaum
das Weihnachtsmahl bei Tische.

Ein Karpfen, grad im rechten Alter,
träumt davon, dies zu erleben.
"Du guter Gott!", so betet er,
"Erhöre mich! Für diese Ehr',
da gäb' ich gern mein Leben!"

Der liebe Gott erhört sein Flehn,
schickt einen Fischer an den Teich.
Der wirft gekonnt die Angel aus
und hat den Karpfen dran sogleich.

Die Köchin in dem großen Haus
schuppt und putzt und nimmt ihn aus,
richtet neben andrem mehr
ihn liebevoll zum Braten her.

Festlich wird er angerichtet
auf einem silbernen Tablett.
Mit einem Kräuterstrauß im Maul
wartet er auf sein Entree.

Nun prangt er stolz als Mittelpunkt
am Tische unterm Weihnachtsbaum.
Und er dankt Gott von ganzem Herzen,
das sich erfüllt sein Lebenstraum.

Sein Glück, das sollte kurz nur sein,
denn bald schon war er aufgegessen.
Dann gab es Kekse, Kuchen, Wein -

und der Karpfen war vergessen.

© by Michael Derschatta. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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