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Spree-Toskana - Mein kulinarisches Berlin
von Klaus Wowereit
Regierender Bürgermeister von Berlin

Früher war es kulinarisch gesehen nicht leicht, Berliner zu sein. Man hatte die Wahl zwischen Currywurst und Erbspüree - oder man wanderte aus. So sagte man uns zumindest nach. Zu Mauerzeiten waren wir Berliner ja mehr für unser Fernweh bekannt als für eine gute Küche. Ich bin auch gerne dorthin gereist, wo man gut essen konnte, zum Beispiel nach Belgien oder ins Elsaß. Zu Hause habe ich dann nachgekocht, was mir anderswo schmeckte.

Aber nichts gegen Erbspüree und Kohlrouladen. Ich liebe die wunderbare Hausmannskost meiner Kinderzeit. Meine Mutter war eine gute Köchin. Und sie hat auf eine gehobene Ess-Kultur wert gelegt. Wir saßen immer an einem pikobello gedeckten Tisch, was in den schweren Aufbaujahren keine Selbstverständlichkeit war. Das hat mich geprägt.

Ja, ich esse für mein Leben gern. Der Nachteil ist der Zuwachs um Bauch und Hüften. Die Rezepte für ein paar meiner Lieblingsnachspeisen habe ich übrigens auf meiner Homepage gesammelt (http://www.klaus-wowereit.de/mix/index.html). Keine Angst: Sie gelingen eigentlich immer.

Als Regierender Bürgermeister stehe ich ja nicht ganz zu Unrecht in dem Ruf der Aktenfresserei, was kulinarisch insofern korrekt ist, als ein langer Arbeitstag Hunger macht. Leider komme ich selbst nur selten zum Kochen. Dafür muss ich keine lange Reisen mehr auf mich nehmen, um gut zu essen. Die Toskana - sie liegt so nahe: Spargel aus Beelitz, Zander und Flusskrebse aus der Havel, das würzige Fleisch von Galloway-Rindern, die auf Mecklenburgischen Wiesen gegrast haben sowie feinster Mozarella und Ricotta, für den brandenburgische Büffelherden die Milch liefern. Die Einheit hat Berlin nicht nur sein Hinterland wiedergegeben, sie hat der Stadt auch ein neues kulinarisches Gesicht verliehen.

Dazu gehört auch und vor allem das Küchenwunder der 90er Jahre. Keine andere Stadt hat in dieser Zeit so viele großartige Köche angezogen und hervorgebracht. Nirgendwo sind seither mehr Sterne am Gourmethimmel aufgegangen als in Berlin. Aber was ich ganz besonders schätze ist Berlins kulinarische Vielfalt. Dabei kann es ruhig einfach zugehen: Den elsässischen Flammekuchen im „Gugelhof am Kollwitzplatz", wo einst schon Gerhard Schröder und Bill Clinton speisten, liebe ich. Oder eine mit provencalischen Kräutern gefüllte Dorade vom Grill.

Für taufrischen Fisch und erlesene Zutaten gibt es inzwischen eine große Zahl von Quellen in der Stadt. Einkaufen gehe ich leidenschaftlich gerne. Das ist die Ouvertüre zu einem schönen Abend. Es folgt als erster Akt die Zubereitung eines guten Essens. Für mich ist das eine kreative Entspannung, die ich gerne mit einem Glas Wein begehe. Und dann: ein schöner Abend mit Freunden.

© by Klaus Wowereit. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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