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Textkritik? Gestrichen!

Statt einer langen Kritik wird diesmal viel gestrichen. Doch den geschwätzigen Text wird auch das nicht retten.

Tischzeit

von Henry Nimczyk
Textart: Prosa
Bewertung: 0 von 5 Brillen

(Vorbemerkung des Textkritikers: Bei diesem geschwätzigen Text streiche ich alles durch, was ich für überflüssig halte, ohne es näher zu begründen, denn das wäre immer Geschwätzigkeit bzw. grober Unfug.)

Zurzeit bin ich hier, seit jeher, für immer, wo soll ich hin, wo kann ich hin? Hier ist meine Welt, wie es aussieht. Passanten laufen nach rechts und nach links vorbei. Mal mehr, mal weniger. Für dauernd scheinende Augenblicke läuft niemand vorüber. Dann spiegelt sich der Eingang ungestört im Lack eines davor parkenden Autos. Ich erinnere mich nicht, wie ich hierher gekommen bin, wann zum ersten Mal.

Ich kam hier früher auf dem Weg zur Schule vorbei, aber was hier war, weiß ich nicht. Vielleicht ein Bäcker oder später ein Schreibwarenladen. Ich erinnere mich an ein Büro der Heilsarmee an einer Straßenecke. Aber das war nicht hier.

Dieser Laden ist frisch gestrichen. Vom Gehweg und von der Ampel aus wollen sie ihn scheitern sehen und geben ihm ihre Frist. Die Scheiben waren lange Zeit zugehängt. Die Straße verlief anderes aber dieses Haus ist kein Neubau. Das Haus gegenüber mit seiner Hausnummer über dem Eingang blieb unverändert. Das habe ich vor Augen, aber an das Geschäft hier erinnere ich mich nicht. Aber an die Fliesen.

Der Flur ist gefliest wie zu der zur Zeit meiner Kindertage. So war das früher. Das gibt es hier noch. Mein Kinderroller, nein, ein Einkaufswagen und ramponierte Wände. Ein Kinderroller und ein Einkaufswagen im Hausflur, Zutritt verboten, vom Lokal aus. Die Fliesen kann man nicht mehr kaufen, glaube ich. Ich könnte nachschauen. Sie gliedern sich zu exakt verlegten Rechtecken. Ich meine nicht Die Fliesen im Flur, sondern die im Gastraum. Die sind neueren Datums. Ich bin allerdings kein Fachmann, aber Kunde im Fachhandel. Die Fugen spannen ihr Netz über die Fenster und Balkone gegenüber und die Autos vor dem Haus. Die Facetten der Spiegelung wollen nicht genau zusammenpassen. – Nein, Dieser Imbiss war schon immer hier.

Wenn ich zu sprechen versuche, muss ich husten. Ich kann nicht aufhören, bis ich einen Schluck trinke, irgendetwas, irgendwoher, es gibt den kleinen Wasserhahn am Handwaschbecken. Ich muss nur aufstehen und das leere bauchige Teeglas darunter halten oder jemanden bitten, mir zu helfen. Ein Zeichen, und die Gäste verstehen mich. Scharf oder süß? Für hier, oder zum Mitnehmen?, fragt mich der Wirt nach meiner Bestellung. und ich nicke. Neben mir stehen Gäste auf dem roten Teppich vor der Theke wie ich einst vor dem ersten Mal. Einer hat haargenau dieselben Schuhe an, haargenau dieselben wie ich. Okay, mit Zwiebeln und Peperoni, aber ohne Tomaten. Okay, mit Tomaten, aber ohne Zwiebeln und Peperoni. Mit Tomaten und Zwiebeln, aber ohne Peperoni. Scharf oder süß? Scharf mit süß geht auch. Er angelt und füttert die offene Brottasche. Manche verstehen Mit oder Ohne nicht. Er fragt noch mal. Obwohl ich scharf bestelle, macht er süß, oder umgekehrt. Er tut eh drauf, was er meint. Deshalb denke ich an das eine und bestelle das andere. Zu trinken? Im Kühlschrank. Wenn Sie hier essen, ist Tee umsonst. Sonst ein Euro. Einpacken? Nein für hier. Okay.

© 2017 by Henry Nimczyk. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Dröges Geschwätz!
Der eingereichte Text war erheblich länger, aber es reicht! Denn es wurde munter weiter drauflos geschwafelt!

Die Kritik im Einzelnen

Kurz darauf wird deutlich, dass das lyrische Ich sich bei einem Döner-Imbiss befindet, und türkische Teegläser haben einen Bauch! Und dass wohl niemand ein volles Teeglas unter einen Wasserhahn hält, weil er was trinken muss, versteht sich – eigentlich – von selbst! Ach ja, die Krux mit den Adjektiven … zurück

Zwei ODER-Fragen, und das lyrische Ich nickt: Scheint wohl ziemlich verstört zu sein. zurück

Wie kann denn jemand VOR dem ersten Mal schon da gestanden haben? In diesem Text ist wohl alles möglich … Es muss BEIM ersten Mal heißen. zurück

Man stelle sich das bildlich vor – oder besser: Suchen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin! Dann ziehen Sie sich ein paar Schuhe an, und Partner bzw. Partnerin bekommt die Aufgabe, die Füße ebenfalls in diese Schuhe zu stellen: So, und NUR so haben dann beide dieselben Schuhe an! zurück

© 2017 by Malte Bremer. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – verboten.