Anzeige
StartseiteSelf-PublishingKindle Storyteller Self Publishing Award: Ein Blick auf die Shortlist

Kindle Storyteller Self Publishing Award: Ein Blick auf die Shortlist

Kindle Storyteller Self Publishing Award - Die Shortlist

Fünf von über 1.000 eingereichten Wettbewerbstiteln stehen auf der Shortlist von Amazons Kindle Storyteller Self Publishing Award. Der Gewinnertitel wird mit 10.000 Euro prämiert, für alle die Nominierten winken Preise im Wert von 30.000 Euro.

Unser Textkritiker macht mit den fünf Spitzenreitern wieder den Lektorentest. Was zeigt ein Blick ins Buch? Welche Texte möchte man gerne weiterlesen? Taugt das was?

Schon jetzt scheint klar zu sein: Selten wurde schlechten Texten so viel Aufmerksamkeit und Preisgeld zuteil wie bei diesen Wettbewerb.

Amazon hat entschieden, welche Titel auf der Shortlist stehen. Irgendwie spiele da die Beliebtheit bei den Lesern eine Rolle, ohne dass Amazon die Kriterien näher definiert hat. Die Zahl der Rezensionen oder die Platzierung im Verkaufsranking allein können nicht der Maßstab sein. Die Sternchenwertung ist bei den Titeln auf jeden Fall hoch. Aber hat ein Leserurteil überhaupt etwas mit Qualität zu tun? Schließlich sind auch RTL und die BILD sehr beliebt.

Fünf Titel sind also im Schlussrennen:

  • »Als die Zeit vom Himmel fiel« von Mella Dumont, Deutschland (Sci-Fi-Romance)
  • »Totes Sommermädchen« von B.C. Schiller, Österreich (Thriller)
  • »Paradox – Am Abgrund der Ewigkeit« von Phillip P. Peterson, Deutschland (Sci-Fi-Thriller)
  • »Bis du wieder atmen kannst« von Jessica Winter, Österreich (Romance)
  • »Loan: Aus dem Leben eines Phoenix« von Isabelle Müller, Deutschland (Biografie)

Unser Textkritiker Malte Bremer hat in die nominierten Titel reingeschaut.

Mella Dumont: Als die Zeit vom Himmel fiel

Mella Dumont: Als die Zeit vom Himmel fiel

Was steht am Anfang? Ein Prolog! Aber nicht so ein normaler – nein: Ein zentrierter Prosaprolog! Schlimm genug, so ein Anfang – aber auch noch zentriert? Genau die Form, die literarische Laien ihrem Lieblingsgedicht verpassen, wenn sie es unerlaubterweise ins Netz stellen, auch wenn es vom Autor rechtsbündig angelegt gewesen sein sollte? Eiwei.

Und inhaltlich? Vollgestopft mit Kitsch: der berüchtigte Schmetterlings-Flügelschlag, der die ganze Welt verändert (warum eigentlich nicht das Weltall? Wenn schon, denn schon!); da verläuft ein Leben in ruhigen Bahnen; dann kommt eine Sie; dann bleibt kein Stein auf dem andern (jaja, der Flügelschlag!) – also das typische Plötzlich-ist-alles-anders-Klischee.

Und danach? Die Kapitelüberschrift Eins (rechtsbündig, warum auch immer); anschließend werden dem Leser die Lebensumstände einer Karla aufgezwungen … als ob ein Leser überfordert wäre damit, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen aus den Handlungen und Verhaltensweisen dieser Karla! Gefasel statt Handlung – einfach nur trivial!

Positiv: Weder Grammatik- noch Rechtschreibfehler am Anfang. Und das ist löbliche Ausnahme bei Self-Publishern!

Derzeit keine Titelinformationen vorhanden.

B.C. Schiller: Totes Sommermädchen

B.C. Schiller: Totes Sommermädchen

Im redaktionellen Vorspann finden sich zwei Kommafehler und ein sprachlicher Dummfug (man solle sich wenden »an jemanden an«), aber dafür können die Autoren nichts, dafür zeichnet das angegebene Lektorat und Korrektorat verantwortlich. Die Erwartungen sinken bereits …

Als Motto dient ein eitles Selbstzitat mit Kommafehler, hübsch kursiv gesetzt und ebenfalls zentriert, inhaltlich dazu passend der Kitsch:

»In der Schwärze der Nacht« hebt das an, als sei diese Schwärze was Besonderes: Eine Nacht reichte völlig. Und eine »rote Glut schien« – nein, sie schien nicht, aber sie ist ROT, so wie jede vernünftige 08/15-Glut, an die Normalleser denkt (falls es sich nicht um Schweißtechniker oder Hüttenarbeiter handelt).

Jetzt kommt das Scheinen: Diese Glut »schien die Mädchen wie ein Auge zu beobachten.« Donnerwetter: Man beobachtet mit dem Auge? Und ich dachte immer, dafür seien die Ohren zuständig! Als ob »beobachtete« missverständlich sein könnte!

Weiter: Unsere nächtliche Glut beobachtet mit ihrem Auge nicht nur, nein: sie verfolgt (zusätzlich zum Beobachten!) auch noch die Schritte der Mädchen. Davon können Schlapphüte eine Menge lernen: Man muss als Beobachter nämlich die Augen oder gar den Kopf bewegen, sonst ist man keiner, und die Mädchenfüße sind weg und damit auch die Schritte!

Nach verfolgen ist (mindestens) ein Komma zu erwarten, denn der Hauptsatz ist beendet; deswegen darf es auch ein Semikolon oder Punkt sein: Nur dann wüsste der Leser, dass hier nichts aufgezählt wird, sondern ein neues Satzkonstrukt beginnt.

Das höchstselbst zusammengestümperte Zitat reicht eigentlich schon für einen endgültigen Abschied von diesem Text, da Folgeschäden drohen.

Nach einem Abschnitt folgt kein Einzug, nur bei Absätzen. Hier folgt nach der (obligatorischen) Überschrift Prolog jedoch ein Abschnitt, aber einer mit Einzug, den es doch nur bei Absätzen …Was soll’s! Die falsche Formatierung setzt sich in diesem Text fort wie die Beulenpest.

Gleich zu Beginn alberne Adjektive: Ehegespons und Tochter starren Mama mit bedeutungsvollen Blicken an, als wäre sie ein seltenes Tier … Geht’s noch? Wer starrt mit bedeutungsvollem Blick ein seltenes Tier an? Welche Bedeutung könnte  einem seltenen Tier denn vermittelt werden: Mach mir den Teppich nicht schmutzig? Verweile doch, ich mach schon mal den Backofen an? Ey, du siehst aber ganz schön teuer aus!

B.C. Schiller: Totes Sommermädchen - Thriller (Tony Braun ermittelt 1). Kindle Ausgabe. 2015. . 2,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Phillip P. Peterson: Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit

Phillip P. Peterson: Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit

Prima: Kein Prolog (dafür wieder dieser falsche Einzug)! Ansonsten ein direkter Einstieg, sprachlich und handwerklich sauber. Selbstverständlich mit den erwartbaren Spannung erzeugenden Elementen wie zu überwindende Hindernisse, Zeitnot, Bürokratie & pipapo … Dieses Buch werde ich mir besorgen, denn der flotte Beginn macht Lust auf mehr!

Phillip P. Peterson: Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit. Kindle Ausgabe. 2015. . 6,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Jessica Winter: Bis du wieder atmen kannst

Jessica Winter: Bis du wieder atmen kannst

Na klar: Prolog! Und falscher Einzug … Es war schon wegen des kitschigen Titelbildes zu erwarten, dass hier literarisch wohl nichts geboten wird!

Bingo: Ein Du ist gestorben (dem die Erzählerin jetzt wohl einen Roman schreibt), und jetzt begönne ihre Trauerarbeit, bei der es vier bis sieben verschiedene Stadien gäbe, doch die Protagonistin hätte ihre eigenen, nämlich fünf. Ihr erstes Stadium wäre der Schock.

Voll gelogen, stimmt nicht: Ihr erstes Stadium ist das Nicht-wahrhaben-Wollen. Kitsch hilft der Erzählerin auf die Sprünge: Gefaselt wird da von der vollen Wucht des Schmerzes, die auf ihren Körper einwirkt, von so unfassbar grauenhaften Ereignissen wie Schlaf- und Appetitlosigkeit, vom Hadern mit einem Gott (der einen sonst doch nie interessiert hat). Würg!

Der erste Satz des ersten Kapitels zeigt, dass hier jemand des Deutschen nur eingeschränkt mächtig ist, und das ist in erster Linie das Lektorat: Ein weiblicher Teenager lässt ein einen Rucksack geräuschvoll fallen. Bitte? Hat man beim Etwas-fallen-Lassen auf einen Küchenboden denn Gewalt darüber, ob das während des Fallens (oder beim Aufprall) laut oder leise ist? Das geht nur aktiv, also in der Bandbreite zwischen Hinwerfen und Ablegen.

Die fetischistische USA-Umgebung nervt: Jeremy & Dad & Scouts & Highschools & Football … aber das muss wohl, denn das gehört zum Kitsch wie auch der Hach-wie bin-ich-witzig-Stil: z. B. dass der Körper dieses Dad zu 60% aus Kaffee besteht.

Jessica Winter: Bis du wieder atmen kannst (Julia und Jeremy 1). Kindle Ausgabe. 2015. . 3,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Isabelle Müller: Loan – Aus dem Leben eines Phoenix

Isabelle Müller: Loan - Aus dem Leben eines Phoenix

Fett und unterstrichen (dazu noch ein viel zu dünner Unterstrich), kursiv und unterstrichen, falsche Einrückung: Da wird gleich zu Beginn typografisch nach Herzenslust geschludert!

Statt eines Vorwortes wartet Ein Wort zuvor auf die geneigte Aufmerksamkeit – aber leider bleibt es nicht bei einem: Ein salbungsvoller Brief an ein Kind und was sich ereignet hat und warum sie schreibt: nämlich damit die Welt (darunter macht sie’s nicht!) erfährt, was für ein wunderbares Wesen ihre Tochter (?) war: Selbige hatte nämlich ein zu großes Herz, als dass es hätte brechen können und Kitschkommraus und Laberlaber – hört sich verdächtig an nach einem schröcklichen Ich-weiß-wie’s-auf-der-Welt-besser-gehen-könnte-Lebensberatung-Text – unerträglich!

Schnell zum ersten Kapitel. Die Revolution eines Herzens wird da angekündigt – doch warum sollte jemand ein Herz revolutionieren? Und wozu? Oder soll etwa das Herz jemanden/etwas revolutionieren, z. B. den Blutkreislauf? Die Währung? Das Weltall?

Bräsig schlurft die Herzrevolution daher: Sich einem Kind öffnen lautet das erste Unterkapitel. Ich-Erzählerin sucht sich an einem Sommertag die Stufen einer Treppe aus, um sich in den Schatten zweier Haselnusssträucher zu legen, wo die Tochter ihr eine bestimmte Art von Haaren entfernen soll.

Aufgabe: Stellen Sie die folgenden Adjektive (groß-grau-neu-hoch-dicht-warm) vor die dazugehörigen Substantive (Haselnusssträucher-Stufen-Treppe-Haare). Ich wette, Sie werden nichts falsch machen!

Als Appetitanreger vielleicht noch ein Blick auf die nachfolgenden Untertitel dieses Revolutions-Kapitels? Nun, da hätten wir

Unterwegs das Licht der Welt entdecken – Wurzeln – So eine Ehe – Zeit der Unbekümmertheit – Seelen wie du und ich – Magier – Es war einmal ein Kaiser – Die »gelben Affen« – Der Wert eines Lächelns – Fühlen, wie ein Jäger – Aufstand der Geister – Eine Reise in die große Welt – Kleines Mädchen ganz groß.

Hier endete glücklicherweise die Vorschau. Die Untertitel-Überschriften teilen mir mit: Du bist schon viel zu weit vorgedrungen …

Isabelle Müller: Loan - Aus dem Leben eines Phönix. Kindle Ausgabe. 2015. . 4,98 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Fazit

Von den fünf Leservorschlägen der Shortlist ist nur Phillip P. Peterson überhaupt lesenswert und hätte somit die 10.000 Euro verdient.

Der Rest ist Schrott.

Malte Bremer

Der Kindle Storyteller Award wird am 15. Oktober 2015 um 14 Uhr auf der Bühne der Self-Publishing Area auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.

Nachtrag: Phillip P. Peterson gewinnt Amazons Self-Publishing-Preis

Gewinner Philip P. Peterson (rechts) und Amazon Senior Vice President Russell Grandinetti
Gewinner des Jahres 2015 Philip P. Peterson (rechts) und Amazon Senior Vice President Russell Grandinetti

Nicht nur unseren Kritiker, sondern auch die Jury hat der Text von Phillip P. Peterson überzeugt. Der Autor erhielt auf der Frankfurter Buchmesse den Preis im Gesamtwert von 30.000 Euro von Amazon Senior Vice President Russell Grandinetti überreicht. Hier geht es zum vollständigen Bericht »

Weitere Beiträge zum Thema

25 Kommentare

  1. Der Autor der obigen Zeilen sollte selbst erst einmal ein Korrektorat bemühen.
    Es ist ganz schlechter Stil, ein Buch öffentlich nur nach der Leseprobe zu zerreißen.
    Und ob man nun ein Buch mit oder ohne Einzug lesen möchte, das sei doch dem Leser überlassen.

  2. Wenn dieser Artikel eines ganz deutlich zeigt – von den Herstellungsprozessen eines E-Books hat dieser Autor null Ahnung.
    Texte werden nicht überall gleich angezeigt. Was im epub-Format z. B. als stumpfer Absatz korrekt angezeigt wird, wird von der Kindle-Lese-App gerne zu einen eingerückten Absatz verwurstet – auch wenn dieser vorher richtig zugewiesen wurde. Und ich rede hier nicht von einer Word-Vorlage, sondern von Jutoh.
    Was die inhaltliche Kritik anbelangt, so spricht aus einigen, recht polemischen, Formulierungen eher blanker Neid als Sachkenntnis.
    Aber Self-Publisher-Bashing hat im Literaturcafé ja Tradition.

  3. Unsäglich …

    Der “Herr Literaturkritiker” scheint sich nach ein wenig Anerkennung zu sehnen. Die will er ob seiner mit mehreren Rechtschreib- und Grammatikfehlern garnierten und neidisch anmutenden Kritik jedoch nicht so recht bekommen.

    Er hält sich tatsächlich daran auf, dass Prologe eingezogen, fett geschrieben oder unterstrichen wurden. Wie bitte? Er beurteilt eines der Bücher lediglich anhand des ersten Kapitels. Sollte das ein Witz sein?

    Immerhin attestiert er einer der Autorinnen, dass sie in der Lage ist, Grammatik und Rechtschreibung richtig zu handhaben. Damit ist sie dem Rezensenten jedenfalls überlegen.

    Insgesamt finde ich die Kritiken des “Herrn Einzugsfetischisten” bösartig. Sie sagen sehr viel über den Schreiber aus.

    Ich habe dieses “Literaturcafés” übrigens heute aufgrund des Postings von Herrn Matting zum ersten Mal besucht. Es wird auch mein letzter Besuch sein.

  4. Abgesehen von der Kritik des m.E. überheblichen Herrn Malte Bremer finde ich den Satz im Eingangstext bedenklich : Aber hat ein Leserurteil überhaupt etwas mit Qualität zu tun? Sind denn alle RTL u. Bild,- u. E-Book-Leser Intelligenzresistent?

  5. “Kann man einen schlechten Roman schon am ersten Satz erkennen?”, fragte literaturcafe.de am 24. Februar 2013. Wir ahnen, wie die Antwort ausfiel. Natürlich handelt es sich höchstens um eine Faustregel, gibt es große Romane, die sehr schlicht beginnen, und vermutlich auch schlechte Romane (davon aber weniger), die nicht so schlecht beginnen. Natürlich ist der Beitrag zugespitzt, überspitzt, aber das darf Kritik sein. Und natürlich vereinfacht die Faustregel “Ein Buch ist nicht besser als sein Anfang” ungemein, aber das macht sie gerade so erfrischend: Die unzulässige Vereinfachung ist unzulässig, aber trotzdem häufig richtig, das ist der Witz dabei. Der Witz dabei ist aber auch, dass es dem Publikum trotzdem gefällt. Heute Abend tummeln sich drei der fünf Titel der Shortlist in den TOP 50 des Kindle-Shops. Es sei ihnen gegönnt, Schrott hin oder her.

  6. Die Kritik der oben genannten Büchern haben mir einiges gelehrt und dadurch kann man versuchen, solche Fehler in der Zukunft zu vermeiden.
    Ich bin definitiv nicht perfekt und kann mir keinen Lektor leisten, aber meine Ideen möchte ich nicht für mich selbst behalten.
    Wenn ich anderen durch meine Bücher etwas Freude bringe, dann freue ich mich. Besonders wenn sie gerne meine lustigen Alltagsgeschichten lesen. Denn ich bin gerne lustig und finde, leider können es manche nicht sein.

  7. Kann es sein, dass einige Damen und Herren Selfpublisher ein klein wenig überempfindlich sein, was Kritik angeht?

    Die Nominierung durch Amazon sei allen AutorInnen herzlich gegönnt. Herzlichen Glückwunsch! Sie macht diese AutorInnen und ihre Bücher jedoch keineswegs über jede Kritik erhaben.

    Die Formulierungen mögen etwas polemisch sein, zugegeben, doch sie treffen an mehreren Stellen ins Schwarze: Gerade was die sprachlichen Unzulänglichkeiten angeht – Adjektive, schiefe Bilder, ausgeprägte Eitelkeiten, verunglückte Formulierungen, wenige durchdachte Beschreibungen – hat der Autor dieses Beitrags nämlich absolut recht. Das ist teilweise ganz und gar nicht preiswürdig.

  8. Ich hatte es eigentlich aufgegeben, mich über die Arroganz des Herrn M. B. aufzuregen. Den Artikel habe ich gar nicht erst gelesen und werde es meinem Blutdruck zuliebe auch nicht tun, aber es tut gut zu sehen, dass es noch mehr Menschen gibt, denen seine Überheblichkeit sauer aufstößt.

    Zumal sich diese Überheblichkeit jemand leistet, der noch nichts, aber auch gar nichts (bis auf ein paar wertlose Vierzeiler) produziert und veröffentlicht hat.

    Einfach nur unsäglich. Ich frage mich immer wieder, was Herrn Tischer bewegt, diesem Mann wiederholt ein Forum zu bieten.

  9. Ich finde es völlig in Ordnung, wenn ein Kritiker Bücher anhand der Leseprobe beurteilt. Was, bitte, tun denn die Lektoren der Verlage? Sie lesen oft nur die erste Seite oder manchmal nur den beigelegten Brief. LeserInnen selbst sind genauso hart. Die Entscheidung, ob man einem Buch eine Chance gibt, wird schon getroffen, wenn man nur das Cover sieht.

    Also: je ehrlicher und schonungsloser eine solche Kritik, desto besser. (Außerdem müssen wir Autoren uns ein dickes Fell zulegen, somit hilft ein solch hartes Urteil)

    Und viele der hier aufgezeigten Probleme sind tatsächlich problematisch. Prologe sind, per Definition, von der Geschichte unabhängig. Das heißt, sie gehören nur bedingt dazu. Was wiederum bedeutet, dass man sie in den meisten Fällen weglassen kann.

    Rechtschreibung und Grammatik sind keine Vorschläge, sondern ein Zeichen dafür, wie sorgfältig ein(e) AutorIn gearbeitet hat, und ein Überangebot an Adjektiven und Adverbien liegt meistens daran, dass das hochgelobte “Show-don’t-Tell” Prinzip ignoriert wurde. Wenn es einem/r AutorIn gelingt, zu zeigen, dass jemand wütend ist, braucht sie/er es nicht noch einmal zusätzlich zu sagen.

    Zu behaupten, dass diese Probleme allein bei Selbstverlegern auftreten würden, wäre anmaßend (und ist, soweit ich den Artikel verstanden habe, auch nicht beabsichtigt). Auch unter den Indies gibt es verdammt gute Bücher. Die Schwierigkeit ist, sie zu finden. Und da setze ich, persönlich, eher auf Buchblogger, als auf solche Wettbewerbe.

    Allerdings wäre es für diesen Kritiker ratsam, seinen Ton im Griff zu halten, insbesondere, wenn er etwas bemängelt, das er selbst nicht beherzigt hat. Denn so klingt sein Artikel eher nach Neid und Verbitterung als nach hilfreicher Kritik.

    Noch ein abschließendes Wort zum Storyteller-Award:
    Das Problem dieser Ausschrebung ist, meiner Meinung nach, dass Amazons einziges Kriterium die Beliebtheit (und somit potentielle Verkaufsfähigkeit) eines Titels ist (was ganz klar im Sinne der Firma ist, denn was sich verkauft bringt Geld). Eigentlich hätten sich Autoren außerhalb der Genres Krimi und Romance gar nicht bewerben müssen. Auch AutorInnen mit einem oder wenigen Titeln (also ohne Fangemeinde) hatten nicht wirklich eine Chance. Vielleicht sollte der Autor des Artikels mal über die Vergabekriterien bei den diversen Indie-Preisen eine Kritik schreiben. 😀

  10. @Florian:
    Es hat überhaupt nichts mit Empfindlichkeit zu tun, dass sich viele über die Art des Herrn B. echauffieren. Ich lasse mir jederzeit gerne und völlig unaufgeregt Fehler aufzeigen, wenn … ja, wenn derjenige jemand ist, der selbst Ahnung vom Schreiben hat und seinerseits bereits gezeigt hat, wie es richtig geht.

    Genau das ist bei M. B. nicht der Fall. Er “schreibt viel, veröffentlicht aber nichts”. Man fragt sich, warum? Hat er etwa Angst vor Kritik? Gleichzeitig maßt er sich aber an, über andere zu urteilen und das auch nur anhand einer Leseprobe oder sogar nur des Klappentextes!

    Selbst die in einem anderen Kommentar erwähnten Lektoren lesen meist mehr von einer Geschichte als M. B., bevor sie sich ein Urteil bilden.

  11. Hart aber herrlich. Was habe ich gelacht. Danke, Malte Bremer! Polemik hin oder her, Sie haben in allem Recht, auch wenn die Konvertierungen so manche Überraschung bieten.
    Auch mein Buch war eingereicht, hatte jedoch zu wenig Bewertungen, um in eine Endauswahl zu gelangen. Gerne würde ich eines von Ihnen bewerten lassen, um zu sehen, ob es Ihrer scharfen Zunge standhält.

  12. In gewohnt selbstgefälliger Pose, verteilt der Kritiker seine Schläge mit dem ganz großen Knüppel, nicht nur auf die Autoren der Shortlist, sondern auf die Self Publisher als Gruppe, die neben den Print Verlagen, nach unverbautem Neuland suchen. Verliebt in das eigene Spiel der Worte, verliert er dabei den Boden unter den Füßen, gleitet ins Fabulieren ab. Was einem Marcel Reich-Ranicki zustand, was dieser in Perfektion beherrschte, gerät hier zu einem dünnen Aufguss eines literarischen Süppchens aus der Instanttüte. Schade.

  13. Eine gute Textkritik provoziert. Wer provoziert, erntet Kommentare. Wer kommentiert, macht sich Gedanken. Wer schriftlich ausgedrückte Gedanken liest, bildet sich eine Meinung. Wer meint, denkt und darum geht’s!

    Die Resonanz adelt den Verfasser. Natürlich handelt es sich um seine begründete Meinung. Und eine Meinung ist und bleibt immer subjektiv. Wozu aufregen?

  14. Ich bin hier im Literaturcafé-Blog und lese im Rahmen einer Rezension den unfeinen Imperativ „Würg!“ Bin nun etwas verwirrt. Unter anderem auch deshalb, weil eine Protagonistin durchaus ihre eigenen Phasen der Trauer haben darf, dies aber als „Voll gelogen!“ kommentiert wird. Die Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens beinhaltet, nebenbei bemerkt, auch die Schockphase („starr vor Entsetzen“) und wird bei Yarick Spiegel sogar nur als Schockphase bezeichnet. Dieser Kommentar des Rezensenten trifft also überall hin, nur nicht ins Schwarze.

    Printbooks von richtigen Verlagen sind ja auch nicht immer ihr Geld wert. Ich habe nicht nur bereits eBooks von Selfpublishern nach wenigen Seiten gelöscht, sondern in der Tat schon lektorierte Bücher von großen Belletristik-Verlagen ins Altpapier gedonnert, ohne ihnen eine Träne hinterher zu weinen. Von den fünf kommentierten Titeln habe ich keines gelesen und bilde mir da gerne anhand einer ausführlicheren Leseprobe oder des ganzen eBooks eine eigene Meinung.

    Was die Formatierung angeht: Mag sein, dass das bei manchen eBook-Formaten tricky ist, vielleicht aber auch nicht und es war schlichtweg Unkenntnis, die wiederum auch bei Verlagsbüchern auftritt. Wer sich immer und überall nach Schriftsetzer-Lehrbuch richten will, hat seit der Digitalisierung von Texten eh schlechte Chancen, sich sämtlicher typografischer Regeln bedienen zu wollen.

  15. Einem jeden mag man seine Meinung zugestehen, auch wenn sie unfein ausgedrückt wird. Aber Texte in der Luft zerreißen, die man falsch zitiert und sich dann über den selbst erfundenen Schrott genüsslich aufregen, das ist nun wirklich unprofessionell – um nicht zu sagen kindisch.
    Wer kritisiert, sollte mit gutem Beispiel vorangehen oder den Mund halten.

  16. Ich muss gestehen, ich habe mich köstlich amüsiert. Wahrscheinlich würde ich, wenn mich Malte Bremer so in der Luft zerreißen würde, auch bittere Tränen vergießen.
    Ich muss ihm jetzt doch mal einen Text von mir schicken.
    Schade, dass ich nicht auf der Frankfurter Messe sein werde. Diese Preisverleihung hätte mich schon interessiert.
    Wer möchte schon 1000 Romane auf einmal lesen. Vielleicht haben die Juroren einfach in den Zetteltopf gegriffen. Warten wir ab, wer das Preisgeld gewinnt und dann lese ich den Text mal selbst.

  17. Riesenentäuschung schon jetzt. Wer in dieser Jury sitzt, ist sich zu nichts zu schade. Wie wär’s mit Müllsortieren in der städtischen Entsorgung? Auch dort macht die Maschine die Hauptarbeit und es braucht noch ein paar helfende Hände für die Sortierfehler. Oder verlangen wir da schon zu viel?

  18. Auch bei Publikumsverlagen wird mittlerweile das Lektorat vernachlässigt. Wie auch bei Zeitungen und Magazinen. Und bei solchen Beiträgen wie hier, wo munter durch Zeiten und Fälle gehopst wird. Aus dieser Textkritik lese ich vor allem Neid und Häme. Zudem sind etliche unsachliche Aussagen beinhaltet (“Aber hat ein Leserurteil überhaupt etwas mit Qualität zu tun? Schließlich sind auch RTL und die BILD sehr beliebt.”) Das ist populistisch, aber belegt nichts.

  19. Was für gnadenlose Worte und scharfe Kritik. Da habe ich mir gleich den “Pfarrer Menzel” (das einzig wirklich große Werk des Autors der Kritiken) angesehen und begriffen. Wer selber schlecht schreibt und versucht zwangswitzig zu sein, der kann doch kein gutes Haar an anderen lassen. Die deutsche Grammatik kann man auswendig lernen, das Talent zum Schreiben leider nicht und dies erklärt die “fundierte Literaturkritik” des Herrn Malte Bremer. Weniger Bitterkeit würde helfen und zu wenig Eigenerfolg sollte nicht zur Boshaftigkeit führen. Versuchen Sie mal zu gönnen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein.
Bitte geben Sie Ihren Namen ein