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Oma Doris kulinarische Finesse
von Rainer Schlüter genannt Thesing

Immer, wenn ich an genussvolles Essen denke, fällt mir der Heilige Abend ein. An diesem einzigen Abend im Jahr trifft sich die ganze Familie um gemütlich beieinander zu sitzen, zu klönen und, nicht zuletzt, zu essen. Bei der Wahl dieses Essens sind wir sehr flexibel, hat einer der Brüder beim Baden diverser Regenwürmer zufällig einen Fisch gefangen, wird dieser zubereitet, kommen Familienmitglieder aus Amerika, gibt es eben Hamburger. Aber etwas kommt in jedem Jahr auf den Tisch, und das ist Oma Doris Kaninchenbraten in Schwarzbrotsoße. Jeden Heiligen Abend glänzen die Gesichter der Erwachsenen wie auch der Kinder angesichts dieser Köstlichkeit. Ehrfurchtsvoll steigt der Geruch des Essens in unsere Nasen, die Teller werden gefüllt und jeder Bissen sichtlich genossen. Das Brot und der Wein zum Essen sind selbstproduziert und natürlich wird das Brot gebrochen und nicht geschnitten. Das, was von diesem Mahl übrigbleibt, wird am nächsten Tag beim sogenannten Weihnachtssingen an anderer Stelle als Resteessen verspeist.
Natürlich haben wir schon alle versucht, in den Besitz des Rezeptes für diesen kulinarischen Höchstgenuss zu kommen, aber jeder unserer Versuche hat bisher zu keinem positiven Ergebnis geführt. Nach dem Rezept gefragt, zieht ein verschmitztes Lächeln über Oma Doris Gesicht und man hört sie dann antworten: " Also, ich hatte da ein paar Dinge im Schrank, die ich einfach nur in einen Topf getan habe." Vielleicht ist dieses das wahre Weihnachtswunder.

© by Rainer Schlüter genannt Thesing. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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