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Content-Autor: Rezension, Fachaufsatz, Gegendarstellung? – Ich erfinde alles!

Auch dieser Screenshot einer Content-Agentur ist erfundenIch bin Autorin. Ich bin nicht jung, aber ich brauche das Geld. Ich erfinde Geschichten fürs Internet.

Das Internet bietet Chancen, die in Centbeträgen berechnet werden. Ich schreibe im Akkord, schaffe 14 Stunden am Tag, ich brauche mehr.

Ich schreibe Rezensionen und Leserkommentare zu Romanen, die ich nicht gelesen habe – und auf Wunsch auch Forendialoge.

Meine Qualitäten: Schnelles lesen, rasche Auffassungsgabe, Empathie, unerschöpfliches Alltagswissen, Textsicherheit, sehr gute Rechtschreibung- und Grammatikkenntnisse, Fantasie, Wille.
Und aus Mist Gold spinnen.

Zwischen 0,7 und 4 Cent pro Wort

Seit einiger Zeit schreibe ich für Internet-Content-Agenturen. Je nach Agentur muss ich mich hinter Anonymität verbergen oder darf mich outen.
Unter Tausenden von Aufträgen suche ich mir auf deren Websites den für mich passenden aus und erhalte dafür – je nach Einstiegseinschätzung der Webseitenmacher, meiner persönlichen, steigerungsfähigen Qualifikation und der Anforderung des Auftrags – 0,7 bis 4 Cent pro Wort.
Das ist kein Geheimnis, jeder kann sich anmelden. Der Autor muss einen Text einreichen, der nicht bezahlt wird, anhand dessen jedoch die Einstufung – und somit die Honorierung – definiert wird. Die Agenturen behalten sich vor, Autoren abzulehnen, was – wie in Foren zu lesen ist – auch schon geschehen sein soll.

Auftraggeber kann jeder sein.
Die Aufträge sind interessant.
Auch wenn sich manche der namenlosen Auftraggeber in Sicherheit wägen, oft wird aus der Auftragsbeschreibung klar, wer sich hinter XYZ123 verbirgt, zumindest in den Bereichen, in denen ich mich auskenne – und andere Artikel schreibe ich nicht. Denn Wissen ist Geld.

Ich bin überrascht, überwältigt. Ich bin überzeugt. Und doch: Ich bin verdammt noch mal schockiert. Und irgendwie auch belustigt.

Ein Großteil der Internettexte wird nicht von Usern, Bloggern oder Journalisten geschrieben

Nun weiß ich, dass ein Großteil der Internettexte nicht von Usern, Bloggern, angestellten oder freiberuflichen Journalisten verfasst wird. Es sind auch nicht immer Ärzte, die auf medizinischen Portalen ihr Wissen preisgeben, auch wenn darunter ein Prof. Dr. steht. Viele Erfahrungsberichte beruhen auf nichts weiter als Fantasie, vermischt mit logischem Denken und Lebenserfahrung eines anonymen Autors, der 1,2 Cent pro Wort erhält.

Geschrieben wird so, wie es der Auftraggeber verlangt. Manchmal sachlich, manchmal nicht zu trocken. »Sprechen Sie den Leser mit Sie, du oder nicht an.«
Es müssen die vorgegebenen Keywords in einer vom Auftraggeber verlangten Menge eingepflegt werden, ob das gut klingt oder grammatikalisch unsinnig ist – sie müssen rein. Der Auftraggeber macht die Gesetze, und die sind durch Suchmaschinenoptimierung geprägt.
Ich, als Autor, muss mich daran halten oder den Auftrag gar nicht erst annehmen.
Und das Wichtigste: Alle Texte müssen „unique“ sein. Textdiebe und Abschreiber fliegen raus.

Fantasie, logisches Denken und Lebenserfahrung

Doch ich benötige nicht nur die Fähigkeit zu schreiben und Ideenreichtum, sondern auch Gleichgültigkeit. Denn egal wie gut mein Text ist, ich erhalte keine zusätzliche Belohnung, nur das vorher angegebene Honorar, das im Durchschnitt irgendwo zwischen 1,- € und 5,- € liegt – je nach Textlänge und Einstufung. Ein Lob gibt es vom Auftraggeber nur manchmal, aber immerhin.
Aber niemand erfährt jemals, dass dieser Text von mir stammt.

Große Zeitungen, Onlineportale, Shops, Verlage, der kleine Blogger von nebenan, Serviceseiten, Versicherungen, große und kleine Konzerne verlangen alles nur erdenkliche an Texten: Filmrezensionen und Buchbesprechungen, Meinungen, Erfahrungsberichte, Artikelbeschreibungen, Berichte, Vergleiche, Vorstellungen zu jeglichem Thema, das es auf dieser Welt gibt: Versicherungen, Tiere, Autos, Tests, Kredite, Spiele, Vorlagen, Esoterik, Bücher, Filme, Banken, Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Menschen, Politik, Sparen, Börse, Handy, Tarife, Magazine, Software, Tattoos, Sex, Arztpraxen, Altenheime, Technik, TV, Computer, Stadtbeschreibungen, Reinigungen, alternative Tipps, Tiere, Immobilien, Krankenkassen, Hochzeiten, Liebe, Geschenke und und und…
Überwiegend handelt es sich um seriöse Text-Aufträge, bei denen der Autor sein Wissen mit seinem Können verknüpfen kann.
Nur manchmal sind die Briefings voller Überraschungen:

Zeitungsartikel als Vorlage für Buchrezensionen

Verlage lassen Texte über ihre Bücher verfassen und Autoren ihre Bücher rezensieren.
Gut ausgearbeitete Artikel von großen Zeitungen dienen als Vorlagen und sollen in eigene Worte neu verpackt werden. Es werden Blogeinträge gesucht und Filmrezensionen. Hier bittet jemand um eine Facharbeit. Und dort werden Dialoge zwischen Usern gewünscht. Die besten Anbieter eines bestimmten Produkts sollen herausgestellt werden, es darf aber nur ein bestimmter Produktname genannt werden.

Fälle, die Wahrheit berichten, ohne wahr zu sein: Sie zeigen Medien-Manipulation, bezahlt-legales Unique-Plagiat, Ghostwriting, Wortpuzzelklau, Meinungsfakes und Marketingmache.

Ich wusste es, und jetzt mache ich mit.

Meine Artikel erscheinen auf Portalen und Verlagsseiten

Auch wenn die Honorare vergleichsweise niedrig sind, ist es ein befriedigendes Gefühl, fürs Texten bezahlt zu werden. Und doch ist da dieser Zwiespalt. Ich belüge meine Leser, die nicht einmal wissen, dass dieser Text von mir stammt, denn ich heiße nicht Klaus, Kerstin, Katrin, Sven oder Markus.
Und dennoch erscheint irgendwo im Internet mein Text, für den ich durchschnittlich 1,3 Cent pro Wort erhalten habe, nun publiziert unter dem Namen eines nicht existenten Menschen. Meine Artikel erscheinen plötzlich auf Portalen und Verlagsseiten, für die ich so gerne gearbeitet hätte. Nun darf ich – aber niemand darf es wissen.

Es ist paradox, wie viel Fantasie ich mit einem Mal benötige, obwohl ich doch eigentlich nichts weiter als Artikel, Tipps und Dialoge zu alltäglichen Begebenheiten schreibe, die dann mit einem Mal von Gudrun, Monika oder Thorsten verfasst wurden. Personen, die ich nicht kenne – die es auch gar nicht gibt.

Auch in diesem Text verstecke ich mich hinter meiner Anonymität.
Ich bin kein Auftraggeber, ich bin Autorin. Ich bin existent. Ich bin nicht jung, aber ich brauche das Geld, das letztendlich bei durchschnittlichen 1,3 Cent pro Wort nicht reicht, denn der Tag ist zu kurz und die Müdigkeit mein täglicher Geselle, aber der Wille – der Wille ist stärker.

Gudrun, Monika oder Thorsten

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42 Kommentare

  1. Liebe/r Gudrun-Thorsten,
    ebenfalls Autorin, nicht mehr jung und monetär bedürftig schockt mich dieser Artikel einigermaßen trotzdem. So altbacken und abgedroschen es sich auch anhört: Wo bitte, soll das alles noch hinführen? Graben wir uns nicht unsere eigene Grube indem wir uns auf solche Machenschaften einlassen? Doch was tun, wenn unser Gewerbe so wenig Wertschätzung erfährt und dennoch Miete gezahlt werden muss… Ein echtes Dilemma!

  2. Vielleicht ist ja auch dieser vermeintlich aufklärerische Text pure Fiktion… Falls nicht, trägt er zur dringend nötigen Entzauberung des Internets als angeblich wahrstes Spiegelbild der Wirklichkeit bei. Dies schreibt die rechte Hand der Kanzlerin…

  3. Tja, da kann man sich jetzt aufregen – oder einfach daran denken dass es schon immer so war. Nur früher haben sich die Leute Journalisten genannt und haben die fette Kohle bekommen. Heute sind es Texter die eher dürftig bezahlt werden.

    Oder glaubt hier irgendwer, dass das was in der Zeitung steht immer wahr und gut recherchiert ist? Schon mal eine BILD gelesen? 🙂

    Dennoch sind die meisten Texte im Netz immer noch von echten Menschen geschrieben, so viele Texter kann man gar nicht bezahlen – obwohl auch ich Texter bezahle.

    Falls Gudrun, Monika oder Thorsten also Lust auf regelmäßige Aufträge ohne Zwang zum Lügen und Verstecken (ja das gibts) hat, möge sie/er sich melden. Kontakt gibts im Impressum meiner Website.

    Gerhard Zirkel

  4. Ich kann mir nicht vorstellen warum jemand sich für diese Paar Kröten zu schreiben. Ich schreibe ebenfalls gerne, aber 14 Stunden am Tag Müll zu produzieren ist einfach blödsinnig. Zu mal ja wohl kaum genug rumkommt dabei. Also warum nicht lieber darauf konzentrieren das zu schreiben was einem wirklich wichtig ist? Aber vielleicht ist es ja für die oder den VerfasserIn einfach nur wichtig eine Rechtfertigung zu haben sich AutorIn zu nennen. Wer weiß?

  5. Mitnichten ist dieser Artikel Fiktion. Es gibt diese Content-Agenturen tatsächlich und der Artikel beschönigt dabei nichts.
    Andererseits wurde das Rad im Internet nicht neu erfunden. In vielen Boulevard-Zeitschriften findet man doch genug “tatsächliche” Erlebnisberichte, die – liest man sie einmal kritisch – nur erfunden sein können.
    Auch das Fernsehen spielt gerne mit: Die sogenannten Reality-Shows haben meist dann die höchsten Einschaltquoten, wenn die Realität zumindest verbessert oder besser noch gleich erfunden wurde.

    Pimp up my reality!

  6. Danke an Leute wie Euch, die anderen eine Selbständigkeit in diesem Bereich versaut haben, mit unterirdischen Preisen. Portale für Texterstellung müssten verboten werden, weil das eh zu 90% Schwarzarbeit ist da ! Als jemand, der legal in diesem Bereich arbeiten will sag ich, lasst es NULL-Chance. Es sei denn man hat Vitamin B und damit Kunden, die auch so zahlen , dass man davon Leben kann.

  7. Ist das wirklich eine schockierende Erkenntnis?
    Nöö, glaube ich mal nicht. So funktioniert doch fast die ganze Welt: Wirtschaftskrisen entstehen aus Transaktionen mit Fantasiegeld, politische Reden sind aus Textbausteinen zusammengesetzt,u.s.w., u.s.w.
    Was ich aber wirklich toll finde, ist die Persiflierung der Persiflage, denn ich denke nicht, dass jemand “in echt” so blöde ist, für sooo wenig Geld stundenlang zu schreiben.
    Oder???????????
    Na ja; sicher bin ich mir nicht…..

  8. Ich sehe es genau wie mein Vorredner. Leute wie Gudrun-Monika-Thorsten versauen die Marktpreise – von denen Leute wie ich ihr Leben und ihre Altersvorsorge bezahlen.

    Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass ich überhaupt keinen Bock auf gefakte Texte hätte. Und schon gar nicht für ein paar lausige Cent pro Wort.

    Das oben beschriebene Honorar-Dumping nichts anderes als Prostitution. Nur wird dabei nicht der Körper verkauft, sondern der Geist. Und das finde ich noch schlimmer als auf den Strich zu gehen.
    Texte erfinden für lau … klasse Job! Da gratuliere ich doch ganz herzlich.
    Oh, ganz nebenbei. Ich habe neulich einen Textauftrag ausgeführt – “ehrlichen” Text für eine Imagebroschüre. 811 Wörter insgesamt (habe sie gerade mal von “Word” zählen lassen). Pro Wort habe ich 5,54 Euro Honorar erhalten + MwSt. natürlich. Liegt vielleicht daran, dass ich texten kann. Denn Qualität macht sich auch heute noch bezahlt. Und das wird auch so bleiben. Nicht nur im Textbereich.
    Beste Grüße und weiterhin viel Spaß beim “kreativen” Texten!

  9. Traurig, aber genau so sieht es doch aus.
    An jeder Ecke warten “Auftraggeber”, die für wenig Geld wenig wertvolle Texte wünschen. Und es gibt genügend Leute, die sich dazu bereit erklären, ihnen diese Texte zum Dumpinglohn zu liefern. Teils um des Geldes willen, teils, um den Traum vom “Autorendasein” nicht gänzlich aufgeben zu müssen.
    Und wenn es nicht die Text- und Contentagenturen sind, dann ist es beispielsweise eine SEO-Firma, die Leute als “Pro-Blogger” bezahlt, um (z.T. fragwürdige) Bloginhalte zu erstellen und die Illusion zu erschaffen, dass ein “echter Blogger” hinter der Website steht – während es in Wirklichkeit anonyme Schreiber, meist Studenten, sind (die man ja besonders gut ausnutzen kann, da sie ja noch an den Traum vom Autor sein glauben und die ehemals marktüblichen Preise nicht kennen).
    Wer sich dann noch weiter in die Materie eingräbt, findet schnell heraus, dass hinter den SEO-Firmen so manches Mal bekannte Medienkonzerne stehen und irgendwann schließt sich so wieder der Kreis: die Löhne sind vollends auf unterirdischem Nivau, Internet und Printmedien vollgestopft mit minderwertigen Texten von desillusionierten und ums Dasein ringenden “Textern”. Ein Trauerspiel.

    Es ist vielen Menschen zu mühsam, Rückgrat zu beweisen und faire Löhne für faire Arbeit zu verlangen. Das gepaart mit der “nach mir die Sintflut”-Mentalität schadet wirklich jedem Arbeitnehmer, auch fern der Medienbranche.

  10. Wenn so die ganze Welt funktioniert, wenn das nichts Besonderes ist, dann ist ja auch gut so. Dann machen wir weiter. Politiker sind halt korrupt, Beamte sowieso. Weshalb dann aufregen, wenn man mal wieder einen ertappt? Wozu sollen wir uns Gedanken machen über einen kritischeren Umgang mit der uns angebotenen oder aufgedrängten Information? — Wenn ich immer dann, wenn irgendo was im Argen liegt, ständig den selben, wortwörtlich gleichen Kommentarscheiß lesen muss, dann sind eben Kommentare so. Warum sich darüber auslassen? Oder? — Vielleicht einfach keine Kommentare mehr lesen! Oder?

  11. Auch ich habe mich im vorigen Jahr bei einer Textagentur beworben und eine Menge unbezahlter Zeit in die Bearbeitung der Probetexte gesteckt, obwohl es mir schon seltsam vorkam, dass die Agentur im Vorhinein partout nicht bereit war, sich zu ihren Honoraren zu äußern. Nachdem ich mir den ersten Auftrag angesehen hatte, habe ich ihn zurückgegeben und umgehend den Vertrag gekündigt. Schade um die investierte Zeit, aber allemal besser, als für Beutelschneider im Akkord Wortmüll zu produzieren, mit dem sie andere an der Nase herumführen. Und dieses Lohndumping ist ohnehin vollkommen indiskutabel. Mehr als peinlich, wie eines der reichsten Länder der Erde seine gut ausgebildeten AkademikerInnen abserviert, wenn sich ihr Einsatz nicht in Börsenkursen niederschlägt.

  12. Jemand der gleichgültig über alles schreibt, weil ihm alles gleichgültig ist, wird kaum jemals über einen Wortpreis von 1,3 Cent kommen.

    Der Schreibstil sagt mehr über die Verfasserin aus, als der Name der drunter steht. Den findet man massenhaft im Netz.

  13. Ich finde die Kommentare echt lustig. Ich gehöre übrigens zu denen, die die Marktpreise versauen, unnützes Zeugs schreiben und über alles schreiben was se in de Finger bekommen … na und … zum einen gibt es Menschen die sich die horrenden Preise für ne “privat” Website net leisten können – zum anderen muss die Qualität der Texte in den Börsen net schlecht sein… ich verdiene gutes Geld und es macht Spaß.

    Ach ja, und wenn jemand sagt, “wir” machen die Preise kaputt, warum sollte jemand das 10-fache für nen Text ausgeben, wenn es reicht ein paar Keywords mit ein paar Worten zu mischen?

    Liebe Frau Blaes, Sie kennen schon das Sprichwort “Die Dümmsten Bauern Haben Die Dicksten Kartoffeln” ?

  14. Korruption und Lüge gibts überall auf der Welt, nicht nur im Texterischen Bereich, wem erst durch diesen Bericht die Augen geöffnet wurden, der sollte zukünftig blind durchs Leben laufen!

    Die Texte sind nicht grundsätzlich schrott und der Stundenlohn für gewandte Schreiber ist auch nicht schlechter, als der einer Aushilfskraft an einer Tankstelle. Einige sollten vielleicht doch erst einmal “nachforschen” und dann mitreden.

    Und wie Schreiberlein schon sagt: nicht jeder kann sich einen Text für einen dreistelligen Betrag leisten.

    grüße

  15. Mich erstaunt das professionelle Texter sich hierüber aufregen. Da Texte zu Dumpingpreisen doch ihrer Meinung nach rein gar nichts taugen, besteht doch gar nicht die Gefahr das diese Texter den Markt “versauen”. Wer für über 5 Euro pro Wort schreiben kann, kann gemütlich die Füsse hochlegen und hat es nicht nötig solche Kommentare abzugeben. Angebot und Nachfrage..es gibt immer welche die horrende Summen pro Wort zahlen können, und jene, die gerade mal einen Cent löhnen möchten und können. Jedem das Seine, ich freue m ich über das kleine Zubrot was man damit verdienen kann

  16. @Melusine

    es ist sehr schade, dass es dir so ergangen ist, wenn du noch schreiben möchtest, dann melde dich doch bei mir, ich zahle wirklich! http://www.textservice-bygolla.de

    @all

    Ich kann nicht verstehen, das über Texter, die sich für 1 Cent pro Wort “verkaufen”, immer wieder hergezogen wird. Der Markt ist da, die Texte sind gewünscht und es ist auch nicht grundsätzlich jeder Artikel schlecht geschrieben, nur weil er für 2,50€ erstellt wurde. Der Textmarkt ist genauso facettenreich, wie jeder andere Markt und jede andere Branche auch.

    Jeder Tankstellenpächter erhält pro verkauften Liter Sprit ja auch nur 1 bis 1,1 Cent – verkaufen die sich nun auch viel zu billig? Sind dies nun auch alles schlechte Kaufmänner und Frauen? Immerhin wissen sie ja, auf was sie sich einlassen…

    Ihr solltet die Dinge vielleicht auch einmal aus einer anderen Perspektive sehen… Texten ist nicht der einzige Job, der mit viel Aufwand betrieben werden muss und dennoch nur 1 Cent pro Wort bringt …

  17. Um meine Meinung zum obigen Artikel zu ergänzen: Ich finde es erschütternd, dass Fachleute zu Dumpingpreisen gute Leistung bringen. Nichtsdestotrotz trägt das dazu bei, die Marktpreise nach unten zu treiben. Mir ist sehr wohl bewusst, dass vielen nichts anderes übrig bleibt – um überleben zu können. Doch stellt sich hier nun die Frage: wer war zu erst da, das Ei oder die Henne? Wenn wir Texter – gemeinsam – nicht bereit sind, unser Know-how und Talent zum Schreiben zu Mediamarkt-Preisen unters Volk zu werfen, werden sich auch die Marktpreise wieder nach oben bewegen.
    Wer sich lediglich ein “Zubrot” verdienen möchte und sich über eine handvoll Euro freut, den zähle ich nicht zur schreibenden Zunft.
    Ich lebe von meiner Arbeit. Und von dem Honorar muss ich mich und meine Lieben ernähren, mich um meine Altersvorsorge, kümmern, manch unerwartete Autoreparatur und andere unerwartete Rechnungen bezahlen, kranke Katzen für viel Geld in der Tierklinik operieren lassen – Alltagskosten, wie sie die meisten von uns kennen und sie erstmal verdienen müssen. Und aus diesem Grund (es gibt auch noch grundsätzlich-ethische Gründe: weil ich für Halsabschneider nicht arbeite) kann ich es mir schlichtweg nicht leisten, für einen Hungerlohn meine Texte zu verschenken.

    Und zum Schluss: bekäme ich für jedes geschriebene Wort von meinen Kunden 5 Euro, wäre ich sehr froh. Aber auch ich lebe von der Mischkalkulation. Für 1 Cent pro Wort verscherble ich mein Profession allerdings nicht. Da ginge ich in der Not lieber putzen.
    Beste Grüße
    Renate Blaes
    P. S.: Vor ein paar Monaten bekam die Abteilung eines Kunden, für den ich viele Jahre Texte geschrieben habe, einen neuen Abteilungsleiter. Der meinte, ich solle mein Honorar um 75 % kürzen. Das habe ich nicht gemacht. Denn: gute Arbeit braucht auch gutes, zumindest aber angemessenes Honorar. Und ich kann nur jedem raten, sich genau zu überlegen, ob er sich versklaven lässt oder sich die Freiheit nimmt und die Arbeit macht, Kunden zu suchen, die noch wissen, was Wertschätzung bedeutet.

    P. P.S.: Einigen der obigen Texte beweisen eindeutig, dass der Verfasser (oder die Verfasserin) von gutem Schreiben wirklich nichts versteht.

  18. Hallo Renate Blaes,

    ich denke, es ist ein Unterschied, ob du für ein Magazin, eine Werbebroschüre oder ähnliches textest, oder ob du für “ein paar Cent” einen kleinen Artikel für das Internet erstellst.

    Die Qualität, die du glaubst bieten zu können, ist sicherlich mehr wert, als einen Cent pro Wort. Doch dies hat nichts mit dem zu tun, was in Blogs und Onlineshops und anderen Web-Projekten die Seiten füllt. Diese Texter schreiben gerne und freiwillig und nicht grundsätzlich so schlecht, wie du es darstellst. Und die Kunden, die diese Texte abnehmen, sind damit auch recht zufrieden.

    Du schreibst, du findest es erschütternd, das Fachleute ihre Leistung zu Dumpingpreisen anbieten… weist du wie viele Berufe es gibt, in denen Fachleute nicht das Gehalt bekommen, was ihnen eigentlich zustehen würde, sie aber dennoch für dieses Geld arbeiten? Vielleicht, weil ihnen der Job Spaß macht, vielleicht aber auch, weil die drei Kinder zuhause auch nächsten Monat noch hunger haben werden….

    Ehrlich gesagt finde ich es auch unfair von dir, dich mit Spitzfindigkeiten über die Schreibe der anderen zu beschweren – bleib doch einfach sachlich bei deiner Meinung und bewahre dabei den Respekt, den jeder Mensch, obgleich er nun für 10€ pro Seite oder 1 Cent pro Wort schreibt, verdient.

    Die Kunst des Textens liegt nicht nur in der Grammatik, der Rechtschreibung, der Lesbarkeit des Textes …, sondern auch darin, etwas in angenehmer, sachlicher und stilvoller Weise zum Ausdruck zu bringen. Eine Meinung zu äußern ist überhaupt kein Problem – doch oft ist es der “Ton”, der den Unterschied zwischen einer Meinungsäußerung und einer Beleidigung ausmacht – und oft ist es auch genau das, was ein wirklich guter Texter können sollte.

    In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute

  19. Frau Blaes – Daumen HOCH. Genau so ist es.

    @Brigitte: Verständlich, dass Sie Ihr Business verteidigen, aber ob Ihnen das nun gefällt oder nicht, Sie, gerade Sie tragen dazu bei, dass der Markt noch kaputter und die Löhne allgemein noch unfairer und unangemessener werden. Reden Sie sich nicht damit heraus, dass auch andere Leute schlecht zahlen und viele Menschen nicht bekommen, was sie verdienen – das entbindet Sie noch lange nicht von Ihrer Eigenverantwortung!
    Sie beuten Billigkräfte aus, Sie schaden den hauptberuflichen Textern, Sie machen den Markt kaputt, Sie ganz persönlich – so einfach ist das. Stellen Sie sich dieser Wahrheit.

  20. Hallo Marianne

    Wissen Sie, damit ich kostendeckend arbeiten kann, steht mir von Auftrag zu Auftrag leider nur ein gewisser Betrag zur Verfügung, den ich abgeben kann. Wenn ein Texter damit einverstanden ist, dann schreibt er, ansonsten eben nicht.

    Diese Thematik gibt es ja nicht nur im Texter-Business, dies ist überall so. Mein Business erstreckt sich beispielsweise noch auf einen anderen Geschäftsbereich, der nichts mit dem texten zu tun hat.

    In diesem Business habe ich feste Mitarbeiter, die sich bislang nicht über ihren Lohn beschwert haben – vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass diese Branche einfach einen anderen finanziellen Background zulässt.

    Sie sind der Meinung, dass ich ausbeute und den Markt kaputt mache. Wie steht es denn mit Ihnen? Sind Sie denn nicht auch eine von den Verbrauchern, die im Discounter einkaufen, weil Sie genau wissen, dass die Ware günstig ist – aber nicht schlechter als die teure? Und trägt dies nicht auch dazu bei, dass diese Kassierinnen für ebenso wenig Geld viele, viele Stunden arbeiten müssen?

    Solange WIR Kunden immer auf der Suche nach etwas günstigerem sind, wird es immer Unternehmen geben, die dies bieten – und Mitarbeiter, die auch für weniger Geld arbeiten werden.

    Es ist aber keineswegs so, dass ich dies ausnütze, denn ich zwinge niemanden für 1,2 oder gar 3 Cent pro Wort für mich zu schreiben. Ich kann es mir im Texter-Business eben nicht leisten, 5€ pro Wort zu bezahlen. Das können Sie natürlich nicht wissen, doch gerade deshalb sollten Sie mich nicht als eine Ausbeuterin bezeichnen – wie heißt es so schön: Im Zweifel immer für den Angeklagten 😉

    Viele Grüße

    Brigitte

  21. Und wieder schieben Sie die Schuld einfach weiter, immer auf den Nächsten, nur nicht selbst der eigenen Verantwortung ins Gesicht schauen.
    Ich erwarte faire Löhne für gute Arbeit und gute Arbeit für mein Geld – und nicht die “Geiz ist geil”-Mentalität, die Sie propagieren. Aus diesem Grund kaufe ich auch nicht die billigste Milch beim billigsten Discounter und erfreu mich daran, hey, der Bauer ist selbst schuld, was gibt er die Milch auch so billig ab?
    Werden Sie sich endlich Ihrer Verantwortung bewusst oder stehen Sie wenigstens zu dem, was Sie sind – eine Heuschrecke nämlich.

  22. Also, ich denke auf dieser Ebene müssen wir uns nicht weiter “unterhalten”, es ist nicht nur eine Frage der Kinderstube, sondern auch eine Frage des Charakters, ob man seine Meinung tatsächlich auch vertreten kann, oder mit Beleidigungen um sich schmeißen muss, weil einem die Argumente ausgehen.

    Und um nicht auf Ihr Niveau herabzufallen, wünsche ich Ihnen jetzt einen schönen Abend.

  23. Liebe Marianne,
    ist es nicht erstaunlich, dass viele Menschen schnöde Fakten bereits als Beleidungen bezeichnen. Aber wie Goethe schon wusste:
    “Was die Menschen so verdrießt, ist,
    dass die Wahrheit so einfach ist”.

    Und in der Tat: die Wahrheit ist für viele ein bitterer Tropfen. Deshalb versuchen auch so viele, Zuckerwasser draus zu machen. Nur funktioniert das leider (Gott sei Dank) nicht.

    Beste Grüße
    Renate

  24. Die Honorare, mit denen Autoren abgespeist werden, sind oft wirklich ein Skandal, und wenn es dabei nicht einmal um ein interessantes Thema geht, ist es nur noch traurig. So ist diesem Text, sicherlich mit Absicht, die mühevolle Wortschinderei von Content-Autoren anzumerken.

    Bei den Kommentaren wundert mich, wie viele „Profis“ nicht wissen, wann es „dass“ oder „das“ heißt. Darauf lässt sich nicht direkt auf die Qualität des Inhalts schließen, aber …

  25. Hallo,

    bin soeben auch hierauf gestoßen – ich denke, jedem das (oder dass? 🙂 ) seine. Wer für wenig geld schreiben will, warum nicht?!

    an Florian: falls du dein “dass” und “das” auf Text 26 beziehst – weiter habe ich jetzt nicht gelesen, könnte es nicht sein, das die Autorin dieses Artikels absichtlich “dass” geschrieben hat – um den Satz zu verdeutlichen – oder hätte sie dann DASS schreiben müssen… ?

  26. Die Ausbeutung von “Textern” gibt es schon sehr lange. Schon weiland Alexandre Dumas beschäftigte ein ganzes Heer von Lohnschreibern, die anonym seine zahlreichen Romane verfassten. Und das war dann ja wenigstens weitestgehend künstlerische Arbeit. Es ist leider eine Tatsache, dass “Wortarbeiter” extrem gering geschätzt und auch sehr gering entlohnt werden – das liegt aber nicht daran, dass man ihren Wert nicht anerkennen will, es liegt schlicht an den Gesetzen des Marktes. Kapitalismus: reich werden nur die Händler und Bankiers. Ausser einigen wenigen Glücklichen, den “Stars”, die dann halt selbst zur Handelsware werden. Was für Autoren gilt, das gilt ebenso für viele andere, ehrbare, aber sehr gering entlohnte Berufe: Krankenschwestern, Stewardessen, Müllmännern, Fluglotsen, ich könnte hier endlos weitermachen und mich darüber echauffieren, dass ein primitiver Wohnungsmakler, dessen “Job” nur daraus besteht, Anzeigen zu studieren und sich mit dem Hintern auf die Angebote zu setzen. Er verdient aber das zehnfache einer Krankenschwester, die im Gegensatz zu ihm sogar eine Ausbildung hat. Warum das so ist? Fragt das System, welches wir alle ja wollten. Alternativen gibt es leider keine, wenn, dann nur auf Kosten der Freiheit und der Individualität.

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