StartseiteVito von Eichborn: BüchermachenBüchermachen XXIII: Wer zeichnet was für Li und Ji?

Büchermachen XXIII: Wer zeichnet was für Li und Ji?

Unregelmäßig und immer am Samstag berichtet der Lektor, Verleger und Literaturagent Vito von Eichborn über das Büchermachen. Es geht ihm nicht um Theorien, sondern um das Handwerk auf dem Weg zur »Ware Buch«. Er redet Klartext, räumt mit Vorurteilen auf – und will zum Widerspruch anregen. Und er bittet um Fragen über den Buchmarkt, um an dieser Stelle darauf einzugehen.

Eine Kolumne von Vito von Eichborn (diesmal ausnahmsweise am Montag)

Heute mal ganz was anderes: Wer schreibt und vor allem zeichnet mir ein richtig gutes Kinderbuch – in dem eine chinesische Familie durch Deutschland reist? Oder ein chinesisches Kind Abenteuer erlebt? Oder ein chinesischer Fußballer berühmt wird? Oder überhaupt – irgendwas, das für chinesische Kinder spannend ist?

Für deutsche Verlage ist China der wichtigste Lizenznehmer. Von den 1.150 Buchrechten, die 2017 nach China verkauft wurden – waren 514 Kinderbücher, davon 302 Bilderbücher.

Allerdings ist der chinesische Kinderbuchmarkt im vorigen Jahr »nur noch « um zehn Prozent gewachsen – weil die dortige Regierung die Parole ausgegeben hat, es sollten einheimische Autoren bevorzugt werden. In den zehn Jahren zuvor waren es durchschnittlich 19 %. Von 2008 mit knapp einer halben Million wuchs der Wert der Kinderbücher 2017 auf 2,2 Milliarden Euro. Das ist fast ein Viertel des gesamten chinesischen Buchmarkts.

Platz 7 in den Charts ist »Der kleine Prinz«, Platz 9 »Pippi Langstrumpf«. (Nebenbei: Saint-Exupéry ist rechtefrei, weil in Kanada die Schutzfrist nicht wie hierzulande 70 Jahre nach dem Tod des Autors dauert, sondern nur 50 Jahre.) Die haben zweistellige Millionenauflagen. Da sind deutsche Lizenzen nicht dabei – aber einige über ‘ner Million stammen von deutschen Verlagen. Und »Was ist was« ist gigantisch erfolgreich, auch »Die 3 ???«. »Momo« heißt dort »Maomao« und ging im Vorjahr mit 740.000 Exemplaren über den Tresen.

Wer will dabei sein, die 300 Millionen chinesischen Kinder mit einer tollen Story zu versorgen? Einer der 556 Kinderbuchverlage wird ja wohl anbeißen. Chinesische Eltern mögen es, wenn Bücher lehrreich sind. Was könnte ein Geschwisterpaar hierzulande erleben, damit die kleinen Li, Ji, Wu und Hu klüger werden?

Ich meine das nicht nur neckisch. Aber bitte, nicht naive Hausmannskost basteln – es muss allemal so professionell sein, dass es als gutes Bilderbuch zuerst hierzulande Chancen auf Erfolg hat.

Vito von Eichborn

Bewerbungen? Fragen? Meinungen? Manuskripte? Kommentare? Vito von Eichborn freut sich über Rückmeldungen! Am besten unten in den Kommentaren oder per Mail an buechermachen(at)literaturcafe.de.

Vito von Eichborn, 1943 geboren, Studium, Journalist und Aussteiger, begann 1973 im Lektorat bei Fischer in Frankfurt. 1980 Gründung des Eichborn Verlags, den er 1995 freiwillig verließ: »Das war der Fehler meines Lebens.« Geschäftsführer bei Verlagen in Hamburg. Lebt seit 2007 in Bad Malente. Gründete zwischenzeitlich auf Mallorca den Verlag Vitolibro, den er mit norddeutschen Regionalia, literarischen Ausgrabungen und Kuriosa fortsetzt. Ist manchmal Agent für Autoren (»nur, wenn das Projekt marktfähig ist«), schreibt, lektoriert, entwickelt Projekte.

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