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Blick hinter die Kulissen: »Die Pest« von Albert Camus live vorgelesen

Making-of »Die Pest« von Albert Camus. Wolfgang Tischer erklärt Ort, Technik und Inhalt.
Making-of »Die Pest« von Albert Camus. Wolfgang Tischer erklärt in einem Video Ort, Technik und Inhalt.

Es ist der Roman der Stunde: An 10 Tagen und in fast 12 Stunden hat Wolfgang Tischer »Die Pest« von Albert Camus live via YouTube vorgelesen. In einem Video gewährt der Sprecher einen Blick hinter die Kulissen, zeigt Leseort und Technik und erläutert die inhaltliche Vorbereitung auf die Lesung von Camus Meisterwerk.

Im Roman »Die Pest« von 1947 beschreibt der französische Schriftsteller Albert Camus den Ausbruch der Seuche in der algerischen Küstenstadt Oran in den 1940er Jahren. Zuerst sterben die Ratten, dann sterben die Menschen. Die französische Präfektur greift zum äußersten Mittel und riegelt die Stadt monatelang komplett ab. Niemand darf sie mehr verlassen. Camus und sein zunächst anonymer Erzähler schildern den Kampf einer Handvoll Männer gegen die Krankheit, der täglich Hunderte zum Opfer fallen.

Buch »Die Pest« von Albert Camus mit Kopfhörern (Foto: literaturcafe.de/Rowohlt)
Buch »Die Pest« von Albert Camus mit Kopfhörern (Foto: literaturcafe.de/Rowohlt)

In Zeiten von Corona ist der Roman »Die Pest« in vielen Ländern ausverkauft. Viele wollen ihn lesen, weil sie Parallelen zur derzeitigen Situation sehen. Vieles, das Camus beschreibt, scheint man im heutigen Verhalten von Bürgern, den staatlichen Stellen und den Nachrichtenmedien wiederzuerkennen.

Doch so präzise und glaubhaft Camus die Situation beschreibt, so sehr steht der geschilderte Pestausbruch auch generell für Krieg und das Böse in der Welt. Camus selbst gab auch die Deutung vor, dass hier sinnbildlich der Kampf der Résistance gegen den Faschismus geschildert wird.

Während der Rowohlt Verlag Ende März 2020 die 90. Auflage druckte, las Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de den kompletten Roman immer werktags morgens um 10 Uhr in zehn Teilen via YouTube vor, vom 30. März bis zum 10. April 2020. Die Lesung erfolgte mit Genehmigung der beiden Verlage Rowohlt, Hamburg und Gallimard, Paris.

Aus lizenz- und urheberrechtlichen Gründen durften die Folgen jedoch nur live und am jeweiligen Tag online sein, danach mussten sie leider wieder offline gehen. Bis zu 2.000 Menschen verfolgten die tägliche Lesung, die Reaktionen der Zuhörerinnen und Zuhörer auf diese Aktion waren überwältigend, wie die Kommentare es unter dem Lesebeitrag zeigen. Nicht wenige verfolgten die Lesung täglich.

Ein Video gewährt nun als »Making-of« einen Blick hinter den Kulissen, und es gibt einen kleinen Eindruck, wie sich die tägliche Live-Lesung optisch und akustisch präsentierte.

Kompressor-Effekt am Mischpult
Einstellungen am Mischpult für den optimalen Ton

Übertragen wurden die zehn Folgen aus der Lounge der Black Forest Lodge in Igelsberg im Schwarzwald. Normalerweise halten sich hier die Pensionsgäste auf, der Raum ist Bibliothek und Fernsehzimmer in einem. Viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller waren hier bereits zu Gast. Doch Corona bedingt sind derzeit keine Übernachtungen erlaubt, die 12 Zimmer der Lodge wie auch die Lounge sind leer. So wurde Letztere kurzerhand in ein YouTube-Studio verwandelt. Im Video zeigt Wolfgang Tischer, wie er zwischen Büchern und Weinregal gelesen hat, ohne dass es nach Wohnzimmer wirkte.

Zudem ist zu sehen, mit welcher Technik Bild und Ton optimal aufgezeichnet und live übertragen wurden.

Damit jede und jeder die Möglichkeit hatte, selbst bei der letzten Folge noch einzusteigen, erfolgte eine tägliche Zusammenfassung der Handlung. Das rund 350 Seiten lange Werk wurde in 10 dramaturgisch sinnvolle Abschnitte unterteilt.

Albert Camus linear erzählte Handlung, in die gelegentlich Rückblicke eingebaut sind, die die Vorgeschichten seiner Charaktere schildern, machte die tägliche Zusammenfassung recht einfach. Wie bei einer Fernsehserie musste nur das zusammengefasst werden, was für den jeweils folgenden Teil relevant war.

Wer mehr über die Leseerfahrung vor der Kamera erfahren und Tipps dazu erhalten möchte, sollte auch das Interview mit Wolfgang Tischer im Blog von Dirk von Gehlen lesen: »Nah an die Kamera ran, nah ans Mikro ran« – Lesungen im Stream.

Klicken Sie hier und unterstützen Sie den Vorleser! Wolfgang Tischer freut sich über Ihre Spende für weitere Lesungen.
Hinweis: Die Spende erfolgt via PayPal. Wer keinen PayPal-Account hat und spenden will, kann alternativ die Kontonummer auf dieser Seite hier verwenden.

Aktuell gibt es konkrete Pläne für ein weiteres ungewöhnliches Leseprojekt via Internet. Mehr soll dazu jedoch an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Der kostenlose Newsletter des literaturcafe.de informiert Sie jedoch rechtzeitig.

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4 Kommentare

  1. Einen schönen guten Morgen 😉 Herr Tischer
    Ihre Lesung des Romans “Die Pest” habe ich reingezogen. Welche ein Unterschied zur Pflichtlektüre vor 50 Jahren in der Schule! Ganz toll, danke.
    Nun wollte ich Ihnen gerne eine Überwesung machen. Aus der Schweiz benötige ich dafür die komplette Postadresse des Kontoinhabers. Danke für die Zusendung.
    Freundliche Grüsse

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