StartseiteWillms' WocheWillms Woche: Harmlose Streiche und üble Gerüchte

Willms Woche: Harmlose Streiche und üble Gerüchte

Als 1802 beim großen Karnevalsumzug im verschlafenen preußischen Nest Posten plötzlich Karikaturen verteilt wurden, auf denen die prominente Obrigkeit in lächerlichen Posten abgebildet war, sorgte dies zunächst für viel Erheiterung. Jedenfalls so lange, bis die Verspotteten selbst die Zeichnungen in den Händen hielten. Zwar wurden die maskierten Bösewichte nie offiziell erwischt, doch war rasch klar, dass hinter dem Schabernack eine Gruppe junger Regierungsbeamter steckte, zu denen auch E.T.A. Hoffmann gehörte. Dieser erhielt wie geplant seine Beförderung zum Regierungsrat, wurde jedoch in das noch kleinere Provinznest Plotzk gewissermaßen strafversetzt. E.T.A. Hoffmann, der also neben seinem schriftstellerischen Talent auch ein geschicktes Händchen für Karikaturen besaß, feiert am 24. Januar seinen 232. Geburtstag.

Am 10. Februar 1910 wurde eine Delegation orientalischer Diplomaten von Vertretern der englischen Regierung über das höchst geheime Kriegsschiff HMS Dreadnought geführt. Ein normaler außenpolitischer Akt, könnte man denken. Doch die orientalischen Diplomaten stammten allesamt aus London, trugen Fantasiekleidung, angeklebte Bärte und eine Menge schwarzer Schminke im Gesicht. Auch der mitgebrachte »Dolmetscher« sprach nicht etwa Suaheli, sondern Kauderwelsch aus einigen Zeilen Vergils. Die »offizielle« Einladung zu diesem Staatsbesuch war ebenso gefälscht wie die Delegation selbst, dennoch schaffte man es mit einem hübschen Foto in den »Daily Mirror«. Die bekannte Schriftstellerin Virginia Woolf, der wir diesen Streich zusammen mit einigen Freunden zu verdanken haben, wäre am 25. Januar 126 Jahre alt geworden.

Es ist unklar, ob Lewis Carroll vielleicht einfach nur ein übler Streich gespielt wurde. Gerüchte über seine mögliche Pädophilie halten sich jedoch bis heute hartnäckig. Fakt ist, dass der Autor neben seinen brillanten Fähigkeiten als Mathematiker eine ausgeprägte Leidenschaft zur Fotografie entwickelte. Und vermutlich wird es kaum jemand als »normal« ansehen, dass er eine recht umfangreiche Sammlung an Fotografien nackter Mädchen hinterließ. Sollte an den Gerüchten etwas dran sein, so ist zumindest nicht überliefert, dass Carroll seinen Neigungen jemals eindeutiger nachging. Wie auch immer, mit »Alice im Wunderland« schuf er ein Meisterwerk, das gleich nach seinem Erscheinen großen Anklang und viele begeisterte Leser fand. Dazu gehörten unter anderem der junge Oscar Wilde und Königin Victoria. Am 27. Januar feiern wir Lewis Carrolls 176. Geburtstag.

Weitere Beiträge zum Thema