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Tops und Flops beim Blogbuster: Ein Blick auf die eingereichten Manuskripte

Blogbusger 2018 - Preis der Literaturblogger

Der letzte Mai des tollen Christian

Prolog, Dienstag, 9. Mai 1626. Die Trauung

Je nun, schon wieder einer dieser Modeprologe. Kurzzeitig sind wir versucht, diesen komplett zu überspringen. Noch dazu, da es um eine Trauung geht. Droht wieder Liebeskitsch? Aber lesen wir mal rein:

„Ja“, sagte Lene.

Der Pfarrer nahm ihre rechte Hand und legte sie in die linke des Bräutigams.

Geschafft! Lene atmete tief ein und seufzend wieder aus, ohne es zu merken. Sofort drehte sich das Rad in ihrem Kopf: Warum heiratet er mich? Aber Lene wollte das nicht denken, nicht schon wieder. Christian hatte „Ja“ gesagt. Sie war Herzogin. Nur darauf kam es an.

Das macht doch neugierig und ist leicht irritierend. Lene scheint erleichtert und auch verwundert. Dass sie sich bei der Hochzeit fragt, warum sie der Bräutigam heiratet, scheint ungewöhnlich. Und wir haben erfahren, dass es sich hier offenbar um einen historischen Roman handelt, denn es ist von »Herzogin« die Rede.

Sie starrte auf die Spitzenmanschette über der Hand, in der ihre Rechte lag, und einen plissierten, fast durchsichtigen Ärmel. Einmal hatte sie Christians Gesicht gesehen, ganz nah, nach ihrer Ankunft im Schloss. Als er ihr diese fürchterliche Frage stellte. Auf dem Treppenabsatz, im Laufschritt. Unterwegs zu seinen Verwandten.

Wo die wohl saßen? Sicher auf der Empore, wo der unsichtbare Chor sang. Sie stand links vom Bräutigam, und die Hand, die in ihrer lag, war Christians Linke. Das ging nicht anders. Er hatte im Krieg einen Arm verloren. Dafür ist er Feldherr, dachte Lene, und: So jung hab ich ihn mir nicht vorgestellt. Ein Kriegsgott mit dunklen Locken. Jung und schön. Ich dagegen, o je. Ein Mädchen vom Lande, das im Staatskleid seiner Mutter vorm Altar steht. Und nur Gräfin!

Der Pfarrer hob die Arme zum Segen. Der Chor sang nicht mehr.

Was kam jetzt?

Christians Hand fasste Lenes rechten Ellenbogen und führte sie, sodass das Paar sich beinahe gleichzeitig vom Altar ab- und der Gemeinde zuwandte. Die Orgel setzte ein.

Rechts und links knicksten Hofdamen, verneigten sich Höflinge.

Lenes Blick haftete am riesigen Wappen der Welfenherzöge an der Empore. Als Christian, ohne stehen zu bleiben, lässig hinaufgrüßte, knickste sie schnell. Das Brautpaar hatte sich vor der Fürstenempore verneigt. Aber da oben zeigte sich niemand, und es blieb verdächtig still. War die Herzogsfamilie gar nicht zur Hochzeit gekommen?

Vor Christian und Lene öffnete sich das Kirchentor. Sie traten geblendet in den Schlosshof, wo die Gaffenden sich in der Nachmittagssonne drängten.

Das vergaß Lene bald. Sie erinnerte sich kaum an ihre Trauung. Lebendig blieb allein – dies aber lebenslang – die Spitzenmanschette über dem plissierten, fast durchsichtigen Ärmel, und dass der Pfarrer ihre Hand in Christians Linke gelegt hatte wie einen Gegenstand.

Das ist souverän geschrieben. Viel angedeutet, aber nicht verbal platt getreten. Weiter geht es mit dem ersten Kapitel.

Montag, 8. Mai 1626. Der Hochzeitswerber

„Frölen, de Moder suchet ji!“

„Jetzt nicht“, knirschte Lene mit verzerrtem Gesicht und schob ihre Hand tiefer in die Scheide der Sau.

Ups! Kurze Irritation.

Neben ihr stand Trine, die Hüterin des Schweinekobens. Sie hatte Lene gerufen, weil sie wie jeder in Alvemissen überzeugt war, die junge Gräfin könne Tiere besprechen. Dabei sah man besser nicht genau zu: Vielleicht war es ja Zauberei? Fünf neugeborene Ferkel quiekten munter. Aber ein totes verlegte den Geburtskanal. Steif und starr, hielt es seine ungeborenen Geschwister auf und gefährdete, schlimmer noch, das Leben der Muttersau.

Klasse! So schreibt man flott und gibt der Leserin die Infos en passant einfach so mit. Ohne dass es uns die Autorin lang und breit erklärt hat, haben wir sofort die Situation vor Augen. Da ist also eine Gräfin, die sich nicht dafür zu schade ist, selbst in den Stall zu gehen, wenn Not an der Frau ist. Sofort erscheint uns Lene als burschikose Macherin, ohne dass es im Text explizit gesagt wurde. So schreibt ein Profi. Sehr gut!

In jeder Wehenpause schob Lene die Finger voran. Gerade hatte sie etwas ertastet. Wenn sie Glück hatte, konnte sie das tote Ferkel herausziehen.

Lene summte Choralfetzen. Davon wusste sie nichts. War, was sie tastete, ein Fuß? Vor lauter Konzentration sah ihr rundes Bauerngesicht mit den geschlossenen Augen und dem halb offenen Mund fast dumm aus.

Auch hier so beiläufig das Aussehen von Lene mitgeteilt. Sie scheint keine Kitschschönheit zu sein.

„Frölen! De Moder söket ji!“ Die Magd Käthe stand in der Stalltür. „Besöök is daar.“

Seltsamer Dialekt. Klingt ein wenig wie Platt, aber nicht ganz.

„Jetzt nicht!“ Lene brachte das tote Ferkel ans Licht. Trine nahm es und warf es auf den Mist, während schon ein weiteres herauspurzelte und schlaff liegen blieb. Die erschöpfte Sau biss die Eihaut nicht auf. Ob es überleben konnte ohne die Massage der mütterlichen Zunge? „Reib’s ab“, sagte Lene. „Feste rubbeln.“ Sie stand auf, warf den vorgebundenen Sack ab und wusch ihre Hände im Eimer. Dann ging sie, die Arme schwenkend, zum Haupthaus, ließ im Eingang ihre Stallpantinen auf die schwarz-weißen Fliesen fallen und rannte die Treppe hinauf.

Da stand ihre Mutter. „Wo steckst du denn? Wir haben Besuch. Mein Gott, wie du riechst!“

„Die Sau ferkelt!“

„Zieh dir was an.“ Die Mutter hatte nichts gehört. Sie war schon in ihrem Zimmer und holte ihr Festkleid aus der Truhe. „Ein Hauptmann ist da, ach was, ein Obrist! In der großen Stube.“

Stube? Lene riss die Augen auf. Die Mutter bestand darauf, dass man vom Saal sprach und ging darin wie in allem anderen mit gutem Beispiel voran.

„Hier, zieh’s über!“ Sie ließ das Festkleid wieder sinken. „Mein Gott, wie du riechst. Warst du im Stall? Wie oft soll ich … Zieh das aus, schnell! Wir warten schon eine Ewigkeit, der Obrist und ich.“

„Wenn er Pferde will, kann er was erleben“, nuschelte Lene, während sie ihr Stallkleid auszog. „Dem Leutnant Kaspar hab ich achte abgehandelt, ha, vor zwei Wochen.“ „Pferde, ach was. Es geht um dich. Ein Heiratsantrag, stell dir vor!“

O Gott. Lene erstarrte. Er war gekommen, der Tag. Sie war verlobt.

Tolle knappe Dialoge, die mit der Hektik der Situation verwoben sind. Auch das ist gut gemacht. Wieder bekommen wir als Leserin oder Leser eine Menge Infos, ohne dass man den Eindruck hat, die Personen unterhalten sich nur für die Leserin. Und zwischen allem blitzt ein leichter Humor durch.

„Wer ist es?“

Die Mutter zerrte an den Schnüren von Lenes Mieder, schloss den Knoten und warf ihr Festkleid über den Kopf der großen Tochter. „Es ist dir zu kurz, das macht jetzt nichts. Weiße Strümpfe doch, hier! Ach, warum so ungeschickt! Hier, die Schuhe. Setz dich. Ich bürste dein Haar. Bis wir die Käthe gerufen haben …“

„Wer will mich heiraten? Der Barfelder?“ Lene verzog das Gesicht, weil die Schuhe zu klein waren und die Bürste an ihrem Haar riss. Und aus Angst vor einem Ja.

„Ach was. Ein Obrist doch, ein Reichsgraf. Und er wirbt nicht für sich, Kind, nicht einmal für sich.“ Die Mutter ließ die Bürste sinken und schnaufte tief, um noch energischer zu arbeiten. „Es ist nicht zu fassen. Der Herzog will dich heiraten, Lene. Dich! Der Obrist hat Briefe, hat mir alles vorgelegt, Siegel und – es hat seine Richtigkeit. Du wirst Herzogin. Jetzt komm.“

Lene konnte der Rede ihrer Mutter nicht folgen. Das war immer so. Wichtig fand sie nur: Sie wurde nicht mit dem Barfelder verlobt. Schwungvoll erhob sie sich und verbreitete ein beachtliches Schweinestall-Aroma.

Die Mutter wich zurück. Ihre kleine Hand, um die Lene sie tief und hoffnungslos beneidete, stand in der Luft; dann wühlte sie ein bräunliches Fläschchen aus der Truhe.

Der verharzte Pfropfen leistete Widerstand. Endlich aber landete der Inhalt des Fläschchens mit einem Ruck in Lenes Halsgrube. Die letzten Tropfen wurden auf ihre Hände gesprengt. Die Braut rang nach Luft.

Ihre Mutter schob sie aus dem Zimmer, den Gang entlang, zum Saal. „Denk an deine Füße!“ Gehorsam setzte Lene die Fußspitzen nach außen. Graziös nannte ihre Mutter das, und bei ihr sah es auch natürlich aus. Beim Eintritt der Damen nahm der Obrist Graf Styrum, der es sich im Sessel unter dem Fenster bequem gemacht hatte, seinen schmerzenden Fuß vom Hocker, sprang auf, um sich zu verbeugen und schwenkte seinen Hut.

Lene sah nur wehende Federn, einen roten Waffenrock und sporenbewehrte Stiefel. Um ein Haar wäre sie im großen Knicks versunken, aber die kleine Hand ihrer Mutter wurde eisenhart und hinderte sie daran.

„Ich möchte dir den Obristen Graf Styrum vorstellen, Helena.“

Es war wohl das erste Mal, dass die Mutter Lene mit ihrem Taufnamen anredete.

Geistesgegenwärtig versuchte Lene auszuführen, was der Tanzmeister ihr als leichte Verneigung beigebracht hatte. Jede Bewegung löste Duftwellen aus.

Fein! Mehr braucht man nicht zu sagen. Wir würden uns nur wiederholen. Ein Text, den man gerne weiterlesen möchte. Lene ist einem schnell ans Herz gewachsen. Und durch den „Prolog“ wissen wir schon, dass sie den Herzog heiraten wird. Aber warum? Diese Frage stellen auch wir uns und sind neugierig.

Jedoch haben wir hier eindeutig einen historischen Roman vor uns. Wo und wann das ganze spielt, verrät der Untertitel im Exposé: „Ein Herzog von Braunschweig im 30-jährigen Krieg“. Der Blogbuster sucht eigentlich kein Genre. Aber sei es drum, diesen Text sollte die Jury auf jeden Fall mal sehen, und einen Verlag finden wird er allemal!

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20 Kommentare

  1. Ich glaube nicht, daß man die Qualität eines Textes nach dreißig Sekunden beurteilen kann, finde eine solche Behauptung immer etwas überheblich und merke regelmäßig beim Lesen, daß man das nicht kann!.
    Es gibt es eine ganze Reihe von Beispielen, wie beispielsweise “Schlafes Bruder”, die das beweisen und ich würde es beispielsweise sehr spannend finden, wenn sie ein von ihnen abgelehntes Manuskript vielleicht doch noch als der große Erfolg erweist, liebe Grüße!

  2. Nach der Durchsicht Ihrer Kommentare zu den Textproben kann ich nur wiederholen, bitte nicht so überheblich!
    Das ist ja noch ärger als weiland Marcel Reich Ranicki beim Bachmannpreis!
    Da kann ich nur froh sein, daß ich Ihnen keinen Text geschickt habe. Haben sich die, die getan habe, eigentlich damit einverstanden erklärt, daß Ihre Texte öffentlich verissen werden können?
    Und wenn man bösartig ist, könnte man bei der Auswahl von Doris Brockmann, gut, daß sie gut schreibt, hat sie ja schon beweisen, eine gewisse Befangenheit vermuten und hätte ihr vielleicht raten sollen, ihren Text bei jemanden anderen einzureichen!
    Also mir gefällt das nicht!

  3. Modeunfug? Vor dem Kritiker hätte also auch Goethes “Faust” keine Gnade gefunden: Der enthält ja einen “Prolog im Himmel”, der integraler Bestandteil der Handlung ist, während der Autor den Teil, der sich direkt an den Leser wendet, als “Zueignung” bezeichnet. Pfui, böser Goethe!

  4. Ich stimme Eva Jancak uneingeschränkt zu! Es zeugt von maßloser Ãœberheblichkeit, sich schon nach ein paar Sätzen ein Urteil bilden zu wollen. Aber eben typisch Malte Bremer. Mir wird es ein ewiges Rätsel bleiben, warum der Mann immer und immer wieder die Möglichkeit bekommt, hier seine ncht vorhandene Kompetenz zu beweisen. Einen Text mit einem Kuchen vergleichen … ne is klar!

  5. Ob der Tonfall so sein muss, sei einmal dahingestellt…
    Wie man sich aber zum Beispiel mit einem Text mit Prolog bewerben kann, nachdem die Herrschaften bei Ihrer Vorstellung ausdrücklich darauf hinwiesen, dies nicht gerne haben zu wollen, ist mir unerklärlich. Und immerhin kann man so den Entscheidungsprozess nachvollziehen und sicher sein, dass die Texte überhaupt zumindest angelesen wurden. Ein Vorgehen wie man es sich für die anderen Blogger auch wünschen würde, bei denen die Auswahlkriterien oftmals eher undurchsichtig bleiben.

  6. Auch die Qualität eines Kuchens läßt sich nicht auf den ersten Bissen erkennen, man beißt hinein und er erscheint zu süß, zu trocken und erst später gewöhnt man sich an ihn und er beginnt zu schmecken oder man merkt vielleicht erst dann, das er verdorben ist.
    Das nennt man, glaube ich, Achtsamkeit, daß man sich Zeit läßt die Dinge erst zu erkunden, zu riechen und zu schmecken, die Bücher, wie das Essen und ich kann mich gut an den Chocalateur Joseph Zotter erinnern, der bei seinen Führungen immer bedauert, daß die ungeduldigen Menschen, die Schokolade zerbeißen, statt sie auf der Zunge zergehen zu lassen, um den Geschmack zu spüren.
    Bei Büchern und Manuskripten ist das, glaube ich, auch so und es zeugt von Qualität, das zu erkennen und sich Zeit zu lassen, liebe Grüße

  7. “Ziel dieses Wettbewerbes ist es, ein neues, herausragendes literarisches Talent im Bereich Gegenwartsliteratur zu entdecken.”

    Das heißt: Der Preis richtet sich an unbekannte und unerfahrene Autoren. Ob es dann im Sinne des Wettbewerbs ist, die Teilnehmer hier vorzuführen, halte ich für fraglich. Der Tonfall der Kommentare zu den Texten ist an mehr als einer Stelle unangenehm und arrogant: “Argh! Klammheimlich ersetzen wir das Wort Wind durch das Wort Furz, lachen »eher innerlich«, sammeln uns wieder und schauen mal, wie es losgeht.”

    Obwohl es keine Samthandschuhe braucht, sollte zumindest trotzdem Fingerspitzengefühl vorhanden sein. Denn die Kommentare treten deutlich nach unten. Das ist weder schicklich noch stilvoll. Texte auf diese Art und Weise in der Öffentlichkeit hinzustellen, bringt weder den Autoren noch den Lesern etwas. Als konstruktive Kritik geht nicht ein einziger Kommentar für mich durch.

  8. Ich kann mit dem Kommentar von Björn Bischoff nur anschließen. Hier haben Autoren, die bisher noch keine Veröffentlichung erreicht haben, aus welchen Gründen auch immer, vertrauensvoll Texte an Sie eingesandt, mit dem Wunsch, dass sich jemand ernsthaft damit beschäftigt. Leider passiert das hier nur nicht. Ein öffentliches Abwatschen ist sicher nicht das, was konstruktive Kritik ausmacht. Auch wenn man inhaltlich mit Ihren Bemerkungen d’accord gehen kann, ist die Art und Weise, wie Sie sie tätigen, weder für den Preis noch für die hoffnungsvollen Autoren und auch nicht für die Literaturkritik ein Dienst. Hätten Sie den Mut gehabt, das den Menschen direkt in diesem Ton zu sagen? Und wie Bjönr Bischoff schon schreibt: das ist keine konstruktive Kritik und hält eher Menschen davon ab, weiter zu schreiben, als sich zu verbessern.

  9. Auf Facebook wurde auf diversen Seiten das Thema schon genug durchgekaut, weshalb ich an dieser Stelle allen kritischen Stimmen nur zustimmen kann, dass diese Vorgehensweise mit Kritik am Text beziehungsweise dem Stil nichts mehr zu tun hat.
    Ja, Sie haben angekündigt, die Texte hart zu prüfen. Ja, Sie haben angekündigt, dass eine Einreichung mit Prolog von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Dann sollte man diese Texte stillschweigend an den Absender zurück geben, ein paar Kommentare dazu, warum Sie es ablehnen und jeder ist glücklich. Von mir aus kann auch gern dazu gesagt werden, dass die Autorin/der Autor nicht zum Schreiben geboren ist. Aber bitte nicht so niveaulos drauf hauen.

    Gruß
    Marc

  10. Da gerade bei diesem Wettbewerbsformat die Gefahr besteht, dass der Eindruck erweckt wird, gut vernetzte Blogger schickten einfach befreundete oder ihnen anderweitig bekannte Autoren ins Rennen, sollte jeder Schreibende doch froh sein, wenn der Prozess nachvollziehbar ist. Gelegenheiten, bei denen man nach Einreichung der Unterlagen nie wieder etwas hört, gibt es ja bekanntlich genug, und dass an anderer Stelle Entscheidungen nicht näher begründet werden, hat den einzigen Grund, dass dies weniger Arbeit macht.
    Dass die Vorgehensweise hier arrogant und in Teilen unnötig ist, ist klar, war aber, wenn man mal ehrlich ist, auch nicht anders zu erwarten. Jegliche über die Art und Weise hinausreichende Kritik ist in meinen Augen aber unangebracht, da natürlich (da können Sie jeden (sic!) Verlags- oder Agenturmenschen fragen) wenige Zeilen oder Seiten ausreichen, um die Qualität eines Textes zu beurteilen (zumindest in negativer Hinsicht). Dass anderweitige Texte trotzdem erfolgreich sein können, wurde von den Kritikern auch nicht verschwiegen, derartiges wurde aber sowohl bei dem Wettbewerb als auch und vor allem von diesem Blog nicht gesucht, was vorab auch in aller Deutlichkeit kommuniziert worden ist.

  11. Natürlich ist es wichtig, daß die Einsender Rückmeldungen zu ihren Texten bekommen, das sollte eigentlich ganz selbverständlich sein und hat mit Verreißen nichts zu tun!
    Ich würde da schreiben, das und das hat mir gefallen, das und das weniger, weil und deshalb schlage ich den Text wahrscheinlich nicht vor, aber das öffentlich zu machen ist ein bißchen schwierig, weil man da ja die Kritik eher weglassen sollte.
    Gut, beim Bachmannpreis funktioniert das seit einigen Jahren gut, vorher haben sich die Autoren und ihre Interessensvertretungen sehr darüber aufgeregt.
    Aber da wird jetzt niemand mehr fertig gemacht und die Texte stammen von ausgewählten Autoren, die vorher meistens die Literaturschulen absolviert haben.
    Hier höre ich, das Verächtlich und das Heruntermachen und die Häme, “Das ist ein schlechter Text und die Autoren können nicht schreiben!” und das muß nicht sein, weil es ja doch nicht, auch wenn man Rechtschreibfehler erkennt, so einfach ist, das zu entscheiden.
    Wenn ich fünfzehn oder auch fünfzg Texte habe und den “besten” oder den der mir am besten gefällt, am literarischten ist, heraussuchen soll, werde ich das tun und kann bei den anderen trotzdem, “Das sind tolle Texte!”, sagen oder auch,”Damit habe ich Schwierigkeiten!”, denn das ist vielleicht ein Autor der mir zu viel schimpft oder schon wieder seine Midlifekrise beschreibt und da ich seit einigen Jahren die deutschen Buchpreisbücher lese, weiß ich, was da alles eingereicht wird, quer durch alle Genres und Novellen, obwohl das ja eigentlich ein Romanpreis ist.
    Da regt sich niemand auf, während man beim Blogbusterpreis, wo vielleicht auch ungeschulte Anfänger einreichen, päpstlicher als der Papst ist, das finde ich schade und verstehe noch immer nicht, warum man keinen Prolog einreichen darf, wer sagt, daß das schlechte Literatur ist?
    Und ich würde wirklich sehr sehr gerne wissen ob Arno Schmidt, Tomer Gardi, Joshua Cohen, etcetera hier eine Chance gehabt hätten?

  12. Also, ich finde die Verrisse nicht schlimm. Wäre mein eigener Text dabei gewesen, hätte ich mich vielleicht auch geärgert, aber so hätte ich zumindest mal eine Resonanz erfahren. Die Kritikpunkte an diesen Texten waren ja auch begründet und konnte ich größtenteils nachvollziehen. Als künftiger Autor sollte man auch ein dickes Fell haben. Selbst wenn man Erfolg hat, wird es Kritiken hageln. Ich habe jedenfalls diese Textbeispiele und Besprechungen sehr interessant gefunden.

  13. Auch ich finde die Kritiken absolut berechtigt – gut begründet und nachvollziehbar. Ich habe peinlich berührt weitergelesen, aber auch viel gelacht, weil ich diese Fehler anfangs auch gemacht habe. Wir können nur daraus lernen- zumindest diejenigen die Kritiken annehmen. Nehmt diese Kritiken bitte nicht persönlich, denn als solche sind sie nicht gedacht. Nutzt sie als Chance, so dass ihr euch weiterentwickeln könnt. Es lohnt sich!!!

  14. Die Äußerungen der selbsternannten „Literaturkritiker“ offenbaren auf erschütternde Weise ihr geistiges Niveau. Angesichts mangelnder Analysefähigkeit trinkt man „einen Hugh Grant Gedächtnisschnaps“ und schleudert mit Stammtisch-Polemik, abgedroschenen Floskeln und dümmlichen Gefühlsausbrüchen um sich. Oha! Oje! Eiwei!
    Gänzlich niveaulos und unentschuldbar ist der – gründlich missglückte – Versuch, sich auf Kosten Anderer profilieren zu wollen.
    Die penetrante Art, in der die Mechanismen des allgegenwärtigen öffentlichen Anprangerns unseres „social media“ Zeitalters bedient werden, zeugt vom Wunsch nach schneller Popularität (der Name „Bohlen“ fiel zu Recht).
    Mit Verantwortung (gegenüber den öffentlich Gedemütigten), mit Kultur hat dies nichts zu tun, mit Humor und Geist (der hier suggeriert werden soll) noch weniger.
    Hier hilft nur: schnell wegklicken.

  15. Nun, wer seinen Text an diese Herren sendet, der muss sich halt auf harte Kritik gefasst machen. Vielleicht hätten die Teilnehmer sich einfach mal mit der Jury vertraut machen sollen und schauen, was die einzelnen Personen sonst so treiben. Außerdem verstehe ich nicht, warum man die Kritik der Kritiker meint kritisieren zu müssen. Das ist ein Wettbewerb und eine Jury. Und zugegeben, einige der Texte sind einfach schlecht.

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