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Tolino Vision 2 im Test und Vergleich: Klopfzeichen von hinten

Ausgepackt: Der neue Tolino Vision 2

Dass der Tolino Shine und der Tolino Vision 2 den Kindle-Geräten durchaus das Wasser reichen kann, das haben unsere Tests gezeigt. Wer keinen Amazon-Reader will, der findet im Tolino ein nahezu ebenbürtiges Gerät.

Mit dem Tolino Vision 2 ist nun eine überarbeitete Version des Tolino Vision auf dem Markt. Ist sie wirklich besser als das bisherige Modell? Unser Test wird es zeigen.

Amazon? Oder nicht Amazon? Das ist die Frage!

Tipp: Die verständliche Anleitung für den Tolino

Christine Peyton: Das Tolino-Buch - Die verständliche Anleitung

Wer als Tolino-Besitzer nach einem ausführlichen Handbuch sucht, in dem alle Tipps & Tricks beschrieben sind, der oder dem sei »Das Tolino-Buch – Die verständlcihe Anleitung« von Christine Peyton empfohlen.

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Im Grunde genommen gibt es auf dem deutschen Markt zwei E-Book-Welten: Da ist Amazon mit den Kindle-Geräten und dem MOBI/KF8-Format – und da ist die so genannte »Tolino-Allianz« mit den Tolino-Geräten und dem EPUB-Format. Wer sich einen E-Reader kaufen möchte, sollte sich zwischen diesen beiden Plattformen entscheiden. Im Grunde genommen ist es also die Entscheidung für oder gegen Amazon. Die E-Book-Formate der beiden Gerätearten sind nicht kompatibel. Wer etwas mehr Ahnung hat, der kann zwar E-Books ohne Kopierschutz mit einem Programm wie Calibre konvertieren, doch da viele gekaufte E-Books kopiergeschützt sind, ist das Knacken des Schutzes eine strafbare Handlung. Die Kaufentscheidung sollte daher gut überlegt sein.

Natürlich gibt es noch weitere Reader-Hersteller. So gelten die Geräte des kanadisch-japanischen Herstellers Kobo als technisch weit vorn. Die Zeitschrift c’t sieht sie in ihrem Test knapp hinter dem derzeit besten Lesegerät, dem Kindle Voyage.

Doch ein Lesegerät kann technisch noch so ausgereift sein: Was am Ende zählt, das ist die bequeme Bestell- und Downloadmöglichkeit von E-Books am besten direkt auf dem Gerät und die digitale Buchauswahl. Gerade hier schwächelt die Kobo-Plattform. Die Tolino-Allianz bietet mehr E-Book-Vielfalt, kommt jedoch nicht an die Amazon-Auswahl heran.

Beschränkte Offenheit

Die Tolino-Allianz wirbt mit der Offenheit des Systems. Doch auch diese Offenheit ist in der Praxis kleiner als gedacht.

Fotogalerie: Der Tolino Vision 2 im Test (10 Bilder)

Wer sich beispielsweise den neuen Tolino Vision 2 oder den Tolino Shine kaufen möchte, der sollte sich im Vorfeld überlegen, wo er dies tut. Denn so offen die Plattform ist, so sehr ist auf dem Gerät der Shop des Tolino-Partners integriert, bei dem der Kauf erfolgte. Grundsätzlich kann man zwar bei jedem der anderen Tolino-Anbieter seine E-Books kaufen, aber das ist eben nicht so bequem und einfach.

Dummerweise schwächelten oder taumelten in der Vergangenheit fast alle Mitglieder der Tolino-Allianz: Weltbild meldete Insolvenz an, und auch jetzt sieht die Zukunft des Augsburger Unternehmens nicht rosig aus. Die Telekom machte ihren E-Book-Shop »Pageplace« dicht und ist nur noch »Technologiepartner«. Der Bertelsmann Club machte Filialen dicht, und auch Thalia und Hugendubel schrumpfen in der realen Welt. Zuletzt kündigte Hugendubel die Schließung der Stuttgarter Ladenfläche an.

Allerdings sind neue Partner zur Tolino-Allianz gestoßen: Der wichtigste ist sicherlich der Buchgroßhändler Libri (ebook.de), der die Tolino-Geräte in den stationären Buchhandel bringt, sofern dieser von Libri beliefert wird. Libri bietet kurz vor Weihnachten den Vorgänger Tolino Shine sogar über den Kaffeeröster Tchibo an, da dieser ein Schwesterunternehmen ist. Diese Verkaufsaktion dürfte die Tolino-Plattform stärken. Ebenfalls neu dabei ist die Eckert-Gruppe, die den Tolino an den Bahnhofsbuchhandlungen verkauft. Insofern scheint die Existenz des Tolino gesichert.

Wasserdicht bis zu 30 Minuten

Und nun ist der Tolino Vision 2 auf dem Markt und ersetzt den Tolino Vision. Wir haben wie immer ein Seriengerät erworben und getestet und keines, das für uns vom Hersteller ausgesucht wurde. In diesem Fall haben wir es online bei hugendubel.de bestellt.

Schon die Verpackung macht deutlich, worin einer der Clou des neuen Gerätes besteht: Es ist spritzwassergeschützt. 30 Minuten unter Wasser soll das Gerät aushalten – jedoch bereits für Salzwasser gilt diese Garantie nicht mehr.

Natürlich dürfte jede(r) sofort an die Lektüre in der Badewanne denken, bei der der Tolino Vision 2 nun schon mal aus der Hand flutschen darf. Gelangen jedoch beim Warten an der Bushaltestelle Regentropfen auf das Gerät, so kann diese auch der Kindle Paperwhite oder Voyage ab. Ob der Wasserschutz also eher ein in der Praxis weniger relevantes Feature ist oder wirklich von Vorteil, das muss jeder Käufer für sich entscheiden. Denn aktuell ist der Tolino Vision 2 bei einigen Händlern ganze 20 Euro teuer als der Tolino Vision. Und man fragt sich: warum?

Tolino Vision und Tolino Vision 2

Zunächst einmal ist das Gehäuse absolut identisch. Daher fällt nur auf, dass die Plastikrückseite des Vision bronzeartig wirkt, während sie beim Vision 2 schwarz ist. Displaygröße und -art sind identisch, beide Geräte besitzen eine eingebaute Beleuchtung, und die Leseoberfläche ist zeitgemäß plan.

Tolino Vision (links) und Tolino Vision 2. Wo ist der Unterschied?

Beide Geräte haben an der Oberkante zwei Schalter: einen Ein-/Ausschalter und einen weiteren, mit dem die Beleuchtung gezielt an- und abgeschaltet werden kann. Wie der Kindle Voyage regelt auch der Tolino Vision 2 die Helligkeit je nach Lichtsituation automatisch. Beim Vision muss dies wie beim Kindle Paperwhite manuell erfolgen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Vision und Vision 2 sitzt auf der Unterkante: Der Vision 2 hat keinen Kartensteckplatz für MicroSD-Karten mehr. Über die Speicherkarten konnten E-Book-Dateien auch ohne Kabel oder WLAN auf das Gerät transferiert werden. Beim Vision 2 sind für die Übertragung der Buchdateien WLAN oder eine Kabelverbindung notwendig.

Zudem fällt auf, dass die USB-Schnittstelle des Vision 2 vergoldet ist.

Der Grund für den Wegfall des Kartensteckplatzes und der hinzugekommenen Vergoldung ist laut Tolino-Allianz die Wasserresistenz. Den Kartenschacht wasserfest zu machen hätte das Gerät weiter verteuert. Dass ein teureres Gerät mit der Schnittstelle eines günstigeren Gerätes noch teurer geworden wäre, klingt reichlich paradox.

Denn was macht den Tolino Vision 2 besser als den Tolino Vision? Das mitgelieferte Zubehör auf jeden Fall nicht, denn in beiden Gerätekartons liegt nur ein USB-Kabel. Da das Gerät darüber auch aufgeladen wird, benötigt man einen zusätzlichen Steckdosenadapter, wenn man es zum Laden nicht an einen Rechner hängen will.

Das Display ist ok, doch andere sind besser

Das Display ist es auch nicht. Während der Kindle Voyage im Vergleich mit dem Kindle Paperwhite merklich besser abschneidet, stellt man zwischen Tolino Vision und Tolino Vision 2 keinen Unterschied fest. Die Auflösung ist identisch, die Schärfe des Schriftbilds daher auch. Unser getesteter Vision litt damals an starken Ghosting-Effekten, doch mag dies an unserem (Serien-)Gerät gelegen haben. Beim von uns getesteten Tolino Vision 2 ist der Effekt geringer. Auch er arbeitet mit dem »Umblättertrick«, der bei jedem Blättervorgang die Hälfte der Pixel invertiert, um das Ghosting zu verringern.

Vergleicht man jedoch die Qualität des Displays mit dem des Amazon Kindle Paperwhite oder gar dem Kindle Voyage, so schneidet der Tolino Vision am schlechtesten ab. Der untere Bereich unseres Testgerätes ist deutlich heller, da sich hier die Leuchtdioden befinden, die das Display indirekt beleuchten. Der Rest des Displays wirkt hingegen ganz leicht gelblich. Der Kindle Paperwhite ist hier gleichmäßig heller und weißer, und das hellste Display liefert der Kindle Voyage (jeweils bei höchster Helligkeitsstufe). Dies ist deutlich in unserer Fotogalerie zu sehen.

Software und mal anders blättern

Auch in Sachen Softwareausstattung hat sich nichts gegenüber dem Vorgänger getan. Variable Schriftdarstellung, Suchfunktion, Wörterbücher, Lesezeichen – hier bietet der Tolino den üblichen Standard, den man von einem Reader erwartet. Das Gerät ist natürlich per Touch-Screen bedienbar. Aber Lesemotivation für Kinder, Anzeige der verbleibenden Lesezeit, Wörterlernfunktion – all das können nur die Kindle-Geräte.

Dafür bietet der Tolino Vision 2 eine neue, virtuelle Umblätterfunktion. Natürlich kann man durch Tippen auf die Lesefläche umblättern. Zusätzlich kann man mit einem Tippen auf den oberen Bereich der Geräterückseite umblättern: tap2flip nennt der Anbieter das. Zunächst haben wir uns gefragt, wie man bei einer normalen Lesehaltung mit einer Hand oben auf die Rückseite tippen soll. Zudem muss man schon eher von einem Klopfen sprechen, damit das Gerät reagiert. Da verliert das Gerät beim Lesen leicht die Balance. Optimal hält man daher das Gerät von hinten umfasst und klopft mit dem Zeigefinger (siehe Fotogalerie). Das klappt ganz gut, jedoch ist diese Haltung auf Dauer etwas verkrampfend. In der Praxis führte es bei unserem Test dazu, dass man doch wieder aufs Tippen auf den Lesebereich umsteigt.

Fazit und Kaufempfehlung

Tolino Vision 2 - Testbewertung gut (1,6)Der Tolino ist erste Wahl für all die, die keinen Kindle kaufen wollen. Zwar bekommt man mit dem Kobo ein technisch weitaus besseres Gerät für EPUB-Dateien, doch werden die Tolino-Geräte von einer breiteren Anbieter-Allianz getragen. Dass das Display des Tolino Vision 2 im Vergleich mit der Konkurrenz am schlechtesten abschneidet, merkt man nur im direkten Vergleich. Wer eine Weile auf dem Tolino liest, dem fällt dies in der Praxis nicht auf.

Warum der Tolino Vision 2 bei einigen Anbietern teurer als sein Vorgänger verkauft wird, erschließt sich nach dem Test nicht wirklich. Wasserschutz und Blätterfunktion rechtfertigen dies auf keinen Fall. Daher ist der Preis bei einigen Anbietern auch schon auf den des Vorgängers gesunken.

Der Tolino Vision 2 ist unser Kauftipp für alle, dein keinen Kindle wollen.

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3 Kommentare

    • Ja, auch der Tolino “telefoniert nach Hause”, sendet also Daten in die Welt, aus denen man theoretisch Leseprofile und zum Teil auch Bewegungsprofile gewinnen könnte. Ob und wie weit diese Daten ausgewertet werden, ist nicht bekannt. Man kann dies weitestgehend verhindern, wenn man das Gerät nicht ans WLAN anschließt, was jedoch den Bedienungskomfort reduziert. Da der Tolino Vision 2 keinen Kartensteckplatz mehr hat, müssten Bücher dann ausschließlich per USB-Kabel und Computer übertrage werden.

      Ist WLAN aktiviert, so synchronisiert das Gerät die E-Books und den Lesefortschritt mit der Cloud. Dies ist bequem, um auf anderen Geräten oder den Lese-Apps an der gleichen Stelle weiterzulesen. Theoretisch ist so aber ersichtlich, wer wann was liest. Der Tolino blendet zudem Buchempfehlungen ein. Auch hier ließe sich erkennen, was den Nutzer interessiert.

      Ist man mit dem Gerät unterwegs, so loggt es sich automatisch und kostenfrei in die Telekom-Hotspots ein. Auch das ist praktisch, lässt aber theoretisch die Gewinnung von Bewegungsprofilen zu.

      Und nicht zuletzt benötigt man eine Adobe-ID um kopiergeschützte Bücher lesen zu können. Hierfür wird eine E-Mail-Adresse benötigt und es werden somit persönliche Daten an US-Server übertragen. Das gilt auch, wenn man auf dem Gerät die Onleihe der Bibliotheken benutzt. Gerade Adobe viel in letzter Zeit immer wieder unangenehm auf, weil Nutzerdaten gestohlen oder unverschlüsselt übertragen wurden.

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