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Textkritik: Liebe oder: Wie Fallstricke – Prosa

Eine Textkritik von Malte Bremer

Liebe oder: Wie Fallstricke

von Melanie Delfft
Textart: Prosa
Bewertung: 4 von 5 Brillen

Dies waren ihre nutzlosen Hände, sie waren immer noch da, vor ihr, um sie herum, immer dieselben, sie konnte sie an den Lebenslinien in den Handflächen, den grauen Adernflüssen auf den Handrücken erkennen. Bei ihrem Gesicht war sie sich nicht so sicher. Morgens vor ihrem Badezimmerspiegel, wenn sie sich in die Augen sah, die Stirnhaut unter der strengen Selbstinspektion straffte, sodass noch nicht mal Falten zu sehen waren (die bügelte sie sich jeden Abend mit den Fingerspitzen und teurer Creme raus), wurde ihr Gehirn leer, als hätte es sich in ihr Ebenbild verlagert, und sie selbst wusste nicht mehr, warum sie da stand und wer sie war. Bestimmt war eine Sicherung in ihrem Gehirn durchgebrannt und Teile davon lagen jetzt im Dunkel. Sie lief sich anziehen ins Schlafzimmer, wo sie den Spiegel einen Kopf tiefer gehängt hatte, sodass sie zwar sicher war noch da zu sein, sich aber nicht sah.
In der Küche grinsten die Küchenspachteln sie blöd mit langen Zähnen an, die Gabeln drehten ihr hohnvoll gebeugte Frauenrücken zu, Messer blitzten böse. Der Kühlschrank gähnte ungefragt offen, Schranktüren und Borte schlugen nach ihr, Besteck, Töpfe, Deckel, die ganzen dämlichen Küchengeräte führten einen blechernen Hexentanz um sie herum auf. Der Abfalleimer war gefüllt mit Zeug, das sie aus Überzeugung nicht benutzte, Plastiktaschen, Einpackmaterial, Inkontinenzbinden, Schweineknochen, eine Besessene wohnte hier, nicht sie.
Ging sie durch die Wohnung, stieß sie sich blaue Flecken an Möbeln, verhakte sich an Stuhlbeinen und Klinken, prallte in Türrahmen und Wände, diese schienen sich auf sie zu zu bewegen, sicher mit einem teuflischen Bela Lugosi dahinter, der sie langsam ersticken wollte.
So zog sie ihren Mantel an und lief auf die Straße. Es war die Jahreszeit, wo die Sonne jeden Tag einige Minuten mehr zugibt. Ein Hauch von Frühling war jedoch mehr Idee als Wirklichkeit, das fade Grau der Straßenzüge war zwar oben von einer dürren schrägen Sonne rosa angemalt, aber die Kälte biss sie in die Wangen. Sie setzte sich auf eine Bank unter kahlen Kastanien. Um sie herum lief das Leben weiter. Der Autolärm brauste wie gewöhnlich.
Die Bank auf der sie saß, ihren falschen Pelz dicht um die Beine gezogen, drehte der Chaussee den Rücken zu. Sie sah auf ein breites, modernes Apartmenthaus mit weiten Glastüren, die sich auf mit riesigen getrockneten Pflanzen dekorierte Eingangshallen öffneten. Jenseits der Eingangshalle sah sie durch die Glashinterwand das kahle Gestrüpp des dahinter liegenden Gartens. Damals, in jener Nacht, waren noch spät aus jeder der Türen mit gestraffter Leine die Hundebesitzer getreten. Wie lange hatten sie hier gesessen?
Damals, wie sie einige Sekunden geblendet im Scheinwerferlicht ihrer späten Ankunft stand, hatte sich ihr eine Gesellschaft vornehmlich Fremder geöffnet, alle hatten liebenswürdige, der Gelegenheit entsprechende Worte mit ihr gewechselt. Fröhliche Weihnachten. Schönes Fest. Ein warmes, alkoholinspiriertes Wohlwollen, das sich sofort zuspitzte in die intensive Hitze seiner Aufmerksamkeit. Es war, als wäre sie in eine Rumpelkammer getreten, voller alter, abgelegter Gefühle. Ein Wunder, dass sie alles wieder erkannte. Das alte Spiel, an dessen Regeln sie sich erinnerte. Er reichte ihr ein Glas Champagner. Sie lächelte ihn an. Er trug eine enge, bunte Brokatweste über weißem, sich bauschendem Hemd auf konvex gewölbter Brust wie jemand, der gewohnt war, Herzen zu gewinnen. Sein Blick hing an ihr, sein Gesicht ein Triangel, dunkle krause Haare, das Kinn länglich zugespitzt, Zähne blitzend im Lächeln. Er wich nicht von ihrer Seite. Wie ein Rad schlagender Pfau drehte und wendete er sich vor ihr. Leicht und glücklich schwebte sie neben ihm durch die hell erleuchteten Räume, wohl unter Einwirkung der vielen Champagnerbläschen.
Schnell kam die offene Attacke. Er sagte: »Ich liebe Ihre Bluse. Wirklich geschmackvoll. Seide natürlich. Es ist warm hier, wollen Sie nicht Ihre Strickjacke ausziehen?« Unsicherheit ergriff sie. Sie streckte ihren Oberkörper, lächelte zu ihm hoch, schob sich ein giftgrünes Stück Konditoreidekoration der Weihnachtstorte zwischen die sepia-dunklen Lippen. Gottseidank hatte sie ihren Büstenhalter angezogen.
»Hören Sie, Sie flirten doch nicht mit mir,« sagte sie geradeheraus, in den Augen Herausforderung. »Man sieht das hier nicht so, aber ich bin jetzt nicht mehr jung.«
»Nicht doch.« sagte er. »Frauen altern nicht. Sie bleiben immer zwanzig«. Und die anderen hier, dachte sie, all diese künstlerischen Hausfrauen, mit ihren dicken beringten Fingern und ausgedehnten Hüften? Warum nicht die?
Er ging um sie herum. »Sie erregen mich«, sagte er und schaute auf ihre Brüste.
»Sie sind wirklich schnell bei der Hand«, gab sie scharf zurück.
Er wurde verlegen, verstummte. Sein Blick glitt von ihr weg. Dann ging er auf den Flügel zu, schlug den Deckel zurück, versuchte sich, ein wenig holprig, an einem Scott Joplin. Danach sang er, sich auf dem Klavier begleitend, sanft ein Spiritual, spielte einige Kinderszenen, fiel schließlich in lauthalse Elvis Presley Imitationen, bei denen die ganze Gesellschaft klatschte und mitsang.
Sie saß steif, gerade, auf ihrem Stuhl, hielt mit spitzen Fingern dekorativ das leere Sektglas vor der Brust. Röte stieg ihr von unten in die Wangen. Eine Hitzewelle? Nicht doch, mit ihren Mutterröhrenheinzelmännchen, wie ihre medizinische Tochter ihre Hormonpillen nannte.
Er kam zu ihr zurück, sah sie erwartungsvoll an. Lächelnd sagte sie ihm Freundlichkeiten. »Ach,« sagte sie, »sind Sie Sänger? Sie haben einen schönen Bariton.« Er gehörte dem Opernchor an, sang auch solo auf Veranstaltungen. Ein Mann, der gelernt hatte, seine Brust konvex aufzuwölben, auch wenn er sich nicht danach fühlte.
Als die Gesellschaft sich auflöste, drückte er im Gedränge ihre Hand, blieb an ihrer Seite. Ein regnerisches Weihnachten dieses Jahr. Die Lichter der Stadt spiegelten sich auf den leeren Straßen wider, alles war in schwarz-weiß, sie waren dunkle Schatten, die zeitweilig ineinander verschmolzen.
Sitzt sie jetzt allein auf ihrer kalten Bank. Sie ist die Frau im Magritte, den sie irgendwo gesehen hat. Sie sitzt in toter, buckeliger Steinwüste, Rücken gegen einen Felsen gelehnt, die rechte Hand in der Herzgegend. Sie hebt ihr Gesicht dem eines Mannes entgegen, ein diffuses, helles Triangel, dichtes lockiges Haar, sein Mund berührt warm ihre Lippen. Der Kopf des Mannes klebt am Himmel. Sein Körper ist nicht da. Sein Sex ist nicht da. Das braucht sie alles nicht. Von seinen Lippen aus läuft ein Strom tief in ihren Körper, wärmt ihn auf, lässt ihr Blut schneller fließen, stimuliert ihren Herzschlag. Geheime Sekretion beginnt: 250 verschiedene Säfte werden vom Körper losgemacht. Ihre Nervenleiter herunter läuft Dopamin, möchte ein Neuronenfeuerwerk ingange setzen.
Sitzt sie da auf ihrer kalten Bank, den Kopf verwirrt, die aufgewühlte Biochemie zwischen den Beinen, sitzt  praktisch drauf, komischer Platz für Gefühle, etwas bewegt sich in ihr, das nicht Liebe ist. Funktion von was. Aber von was? Denn schon weiß sie nicht mehr, wie er aussah. Die Augen, das spitz zulaufende Kinn, die dunklen, krausen Haare, das alles gehörte zu einem anderen Gesicht. Zu einem, das ihr Herz einmal in Aufruhr versetzte. Vor sehr langer Zeit. Es war schon gut so, dass er nicht mehr anrief.

© 2000 by Melanie Delfft. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Zunächst mal will & muss ich meiner Begeisterung Ausdruck verleihen über diesen genialen ersten Satz: Dies waren ihre nutzlosen Hände, sie waren immer noch da . Was für ein Mensch, der seine Hände für nutzlos hält, sie als nicht zu sich gehörig betrachtet, sie beobachtet wie etwas Fremdes, das um ihn herum scharwenzelt, einem zugelaufenen Hündchen gleich – das weckt gespannte Neugier, da will ich weiterlesen, solch einen Menschen will ich kennen lernen!
In der Regel wird die Bedeutung des ersten Satzes zu wenig beachtet, obwohl sich genau hier entscheidet, ob ein Leser gerne weiter lesen will oder seine Stirn bereits Falten zu werfen droht; wer selber schreibt, weiß zwar darum, wie mühselig es ist, überhaupt einen Anfang zu finden – aber wenn endlich mit dem Schreiben begonnen werden kann, scheint das Problem allzu häufig gelöst; doch das ist ein Trugschluss!
Da ich jetzt dran bin mit schreiben, muss ich schnell noch meinen Lieblingsanfang zitieren: »An einem frühen Junimorgen 1872 ermordete ich meinen Vater – eine Tat, die mich damals tief beeindruckte.« (Ambrose Bierce, Ein unvollständiger Brand; in: Bierce, Lügengeschichten und Fantastische Fabeln, Haffmans 1987, Übers. von Viola Eigenberz und Trautchen Neetix, S.9)

Toll! Überzeugend! Überraschend!
Am Ende der Erzählung las ich nochmals den Anfang: Sind die Hände nutzlos, weil sie niemanden zum Anfassen haben? Weil sie den Sänger nicht angefasst haben? Was für ein Leben, das sich auf 1 Bank reduziert und 1 Weihnachtserinnerung, die sich heillos vermischt mit einer noch entfernteren; die letzte (verpasste?) Chance; und dazu die beiläufig erwähnte Tochter, die keine ist: »Es möchte kein Hund so länger leben!«
(Faust, V. 376) Und all das wird mit scharfer Beobachtungsgabe anschaulich geschildert.

Die Kritik im Einzelnen

Es mag Absicht sein, dass in diesem Satz Hand dreimal genannt wird, schließlich scheinen die Hände die Protagonistin zu nerven (bzw. sie sich wegen der Nutzlosigkeit ihrer Handwerkszeuge), und die Wiederholung unterstützte das; dennoch hielte ich die Wiederholung für verzichtbar, denn die Hände sind so eigenständig, dass eine Verwechslung mit Flächen und Rücken anderer Objekte entfällt und die Selbstständigkeit der Hände betont würde: sie konnte schließlich ihre Hände (wieder)erkennen an den Lebenslinien und den grauen Aderflüssen.
Da es sich um Hände handelt, sind deren beide Seiten durch Lebenslinien und Aderflüsse bereits eineindeutig gekennzeichnet, sodass auch Flächen und Rücken entfallen dürfen.
Ich merke gerade, dass ich Aderflüsse geschrieben habe, obwohl der Text Adernflüsse vorsieht. Beide Wörter gibt es nicht, aber meines mag ich wohl lieber, wenn ich das andere schon gar nicht erst wahrgenommen habe. Pragmatisch würde ich graue Äderung vorschlagen, dann wäre auch das Problem mit der überladenen Metapher Ader(n)fluss gelöst, es gibt viel zu viele Parallelen (Wasser & Blut; Verästelung; offenes & geschlossenes System), als dass sie einen Erkenntnisgewinn bedeutete  zurück
Hier hat ein Hauptsatz begonnen, wird jetzt unterbrochen und setzt sich erst einige Zeilen weiter fort, was ein Verständnis erschwert; der eigentliche Hauptsatz aber ist Morgens vor dem Badezimmerspiegel (.) wurde ihr Gehirn leer – und diese Aussage ist nicht richtig, denn da gehört die Bedingung dazu. Wenn der Anfang des Hauptsatzes in den Bedingungssatz gestopft würde (was mühelos geht), läse sich das folgendermaßen klar und verständlich:
Wenn sie morgens in den Badezimmerspiegel schaute, sich in die Augen sah, die Stirnhaut unter der strengen Selbstinspektion straffte, sodass noch nicht mal Falten zu entdecken waren (die bügelte sie sich jeden Abend mit den Fingerspitzen und teurer Creme raus), wurde ihr Gehirn leer, (.)
Das sehen (direkt nach sah) habe ich durch entdecken ersetzt, um Wiederholungen zu vermeiden. zurück
Wegen der anhaltenden Spiegelfechterei würde ich hier »angesichts der strengen Selbstinspektion« vorziehen. zurück
Ich nehme an, dass hier nicht sich gemeint ist, sondern ihr Gesicht; denn immerhin sieht sie ja, dass sie noch existiert, also muss sie sich sehr wohl sehen. zurück
So schön der identische Binnenreim Zeug-Überzeugung auch ist: der Satz erfüllt meine Erwartungen nicht, denn ich erhoffte eine ähnlich gekonnte Auflistung von all dem Zeug, das sie aus Überzeugung nicht benutzte wie bei der Gestaltung der Küchenutensilien; stattdessen folgt eine Liste von normalen Müllinhalten, die nach Gebrauch (also Benutzung!) im Abfalleimer deponiert werden.
Meine Erwartung kommt daher, dass ich mich fragte: Was zum Teufel kann das sein, das die Protagonistin aus Überzeugung nicht benutzt, aber immer wieder bekommt oder gar besorgt, dass sie es  in den Abfalleimer werfen muss? Sind das Aufforderungen, winzige Lose auszurollen und/oder ekelhaft schmeckende Bildchen zu kleben und/oder Flächen frei zu rubbeln nur um festzustellen, dass man drei Osterküken gratis bekommen kann? Sind es gar diese drei Osterküken? Kauft sie lappigen Kopfsalat zur Unterstützung darbender ansässiger Salathändler, isst ihn aber aus Überzeugung nicht? Besorgt sie sich in einschlägigen Geschäften alle gewaltverherrlichenden Filme und wirft sie weg, um die Jugend und das Alter davor zu schützen?
Schade: werde ich jetzt nie erfahren (wäre aber spannend gewesen). zurück
Die Aufzählung ist beendet, es folgt ein Resümee, denn die Besessene wohnt nicht im Abfalleimer! Also wäre statt Komma ein anderes Satzzeichen angebracht: ein Doppelpunkt, ein Gedankenstrich (-, nicht -: das ist nämlich der Trennungs- bzw. Bindestrich!), das Auslassungszeichen ., ein Semikolon; zur Not auch ein langweiliger Punkt. zurück
Wer ist denn das? Eine Romanfigur? Eine Filmgestalt? Ein Schauspieler? Muss irgendetwas mit Horror zu tun haben; und irgendwie kommt mir der Name auch bekannt vor! Was sagt der Brockhaus? Amerikanischer Filmschauspieler ungarischer Herkunft: »wurde berühmt als Dracula auf der Bühne (1927) und im Film (Dracula, 1930); blieb danach v.a. dem Horrorfilm verbunden.«
Wer sagt’s denn? Niemand, hat ja auch niemand was gesagt. Jetzt möchte ich nur noch wissen, wie dieser Béla Blasko als Dracula ausschaut, schließlich will ich den Vorstellungen der Autorin folgen können! Dazu werde ich das Internet bemühen; nur habe ich keinen eigenen Internetanschluss, wird also wieder etwas aufwendig . Bin wieder zurück, habe beeindruckende Bilder von ihm gefunden, die aber leider alle Copyrightvermerke besitzen! Wer sie sehen möchte und Internetverbindung hat, der soll auf schauen klicken und schauen!
Was lernen wir daraus? Lesen bildet, auch im Internet. zurück
Können Straßenzüge ein oben haben? Meiner Ansicht nach habe die vorwiegend ein unten und ein bisschen was an den Seiten, und vor allem sind sie lang. An dieser Stelle würde ich Straßenschluchten empfehlen, denn die haben oben zumindest eine Enge! zurück
Die Protagonistin setzt sich auf eine Bank, lebt aber noch: deswegen läuft um sie herum das Leben nicht weiter, denn es hat je keine Veranlassung, es nicht zu tun. Im folgenden Satz ist es nicht der Autolärm, der braust, sondern die Autos lärmen. Gekürzt hießen diese beiden Sätze dann: »Um sie herum brauste das Leben: die Autos lärmten wie gewöhnlich.« zurück
Eine Chaussee ist breit, hat häufig Bäume und Grünflächen an den Seiten, was wiederum zu Straßenschluchten nicht passt. Dann würde ich einfach bei Straßen bleiben: keine Züge, keine Schluchten – dafür hier die Chaussee. zurück
Wenn das 1 Appartementhaus ist, hat es auch nur 1 Eingangshalle: (.) mit weiten Glastüren, die sich auf eine mit riesigen getrockneten Pflanzen dekorierte Eingangshalle öffneten. Was riesige getrocknete Pflanzen sind, weiß ich nicht: Ich kenne nur Trockenblumen, die zumeist geballt auftreten in grauenhaften knistrig-strohigen Gestecken! Prangte ein solches auch noch riesig in einer Eingangshalle, würde ich mich weigern, ein solches Haus zu betreten! Zumindest würde ich anstelle der Protagonistin mich verkehrt herum auf diese Bank setzen und die vorbeilärmenden Autos genießen. Vielleicht aber ist »ausgetrocknet« gemeint oder gar »vertrocknet« . zurück
In jener Nacht ist Vergangenheit genug und braucht kein Damals als Einleitung, zumal auch die Zeitenfolge korrekt ist. Da die genaue Zahl der Türen nicht bekannt ist, ist die Betonung »aus jeder der Türen« überflüssig: das einfachere »aus allen Türen« leistet hier bessere Dienste! zurück
Um ein mögliches Stolpern beim Lesen zu vermeiden, würde ich umstellen: waren (…) aus allen Türen die Hundebesitzer mit gestraffter Leine getreten. zurück
Der Satz wird sofort wieder unterbrochen: das lässt sich leicht ändern: Als sie damals (.) Wenn jetzt jemand meint, damals sei hier ebenso überflüssig wie vorhin, dann könnte ich jemand durchaus Recht geben, habe aber keine Lust dazu: Ich gehe davon aus, dass in den beiden letzten Sätzen des vorigen Abschnitts eine Erinnerung einsetzt. Jetzt beginnt aber ein neuer Abschnitt, und der muss nicht unbedingt an diese Erinnerungen anknüpfen. Tatsächlich ist es so, dass die Erinnerung in dem folgenden Abschnitt vor jener am Ende des letzten Abschnittes liegt, was durch das damals betont wird.
Hätte ich aber Lust und wollte jemand Recht geben, würde ich mich mit aller Argumentationsgewalt dafür einsetzen, dieses gerade überzeugend verteidigte damals zu streichen und folgendermaßen zu verfahren: ausgehend von der unumstößlichen Feststellung, dass besagte letzte Sätze des vergangenen Abschnittes (blSdvA) eine längere Erinnerungsphase einleitet, wäre es sinnstiftend, mit den blSdvA den neuen Abschnitt zu beginnen und das längere Verweilen vielleicht durch einen Geviertstrich (-) kenn zu zeichnen (Nanu? Kaum befleißige ich mich amtlichen Nominalstils, geht der normale Sprachgebrauch in die Binsen! Sieht aber irgendwie nicht schlecht aus – lässt sich bestimmt als Stilmittel einsetzen; werde mal ein bisschen üben .).
Wer hat jetzt Recht? Ich oder ich? Wenn ihr mich fragt: ich würde es vorziehen, den Absatz da zu lassen, wo die Autorin ihn gesetzt hat; die zweite Version ist mir zu akademisch. zurück
Hier dräut ein Missverständnis, denn die nachgeschobene und durch Komma hinter (!) dem Partizip  abgetrennte Beifügung könnte sich auch auf die Protagonistin beziehen! Formulieren würde ich: Es war, als wäre sie in eine Rumpelkammer voller alter, abgelegter Gefühle getreten. Und alles wird eindeutig. zurück
Da erstens diese Attacke nicht schnell kam, sondern erst jetzt, da zweitens ein mitdenkender Leser anhand (müsste eigentlich anohr heißen, aber dies schöne Wort gibt es nicht) der Worte des Triangels erkennt, dass das eine offene Attacke ist (Männer halten das vielleicht eher für eine dreiste Anmache), kann der ganze Satz ersatzlos (sic!) gestrichen werden. zurück
Da sie auf dem Stuhl steif sitzt, muss sie das notwendig gerade, denn niemand kann steif lümmeln. Mann kann höchstens noch steif auf einem Stuhl liegen, wenn man partout protzen will bzw. von Leichenstarre heimgesucht worden ist. Weg damit! zurück
Was denn sonst? Streichen! zurück
Streichen! zurück
Das Blut fließt erst schneller, wenn der Herzschlag stimuliert ward (in Richtung der olympischen Tugenden citius, altius, fortius: ansonsten tritt im Blutkreislauf Ebbe ein); Folge: erst den Herzschlag stimulieren, dann das Blut schneller fließen lassen. Vielleicht sogar nur das Blut, da beschleunigter Herzschlag ja notwendige Bedingung dafür ist, also gestrichen werden kann! Streichen ist immer besser!!! zurück
Sind das tatsächlich 250? Skier unglaublich! Die Alten kannten gerade mal vier Säfte (Schleim, Blut, grüne Galle, schwarze Galle) – wenn die das geahnt hätten! Aber losgemacht wurden die Säfte auch damals nicht, die lassen sich ja nicht anbinden wie ein Hündlein! Die werden produziert und ausgeschüttet. zurück
Ich höre meine verstorbene Tante aus Sonderburg in Dänemark reden: ingange! Das klingt so nach Schleswiger Platt. Hier aber wäre Hochdeutsch angemessener: in Gang setzen. zurück

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