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Textkritik: Ihr Lustproleten – Prosa

Eine Textkritik von Malte Bremer

Ihr Lustproleten

von Christine Sylvester
Textart: Prosa
Bewertung: 1 von 5 Brillen

Es ist die vollkommene Narkose, die ich bevorzuge. Nicht im Drogenrausch gebe ich mich dem Leben hin. Gar nichts gebe ich dem Leben hin. Keinen leichtfertigen Gedanken, kein Gefühl, keine Minute. Es kann mich nicht anrühren, dieses lächerlich vergängliche, hoch gepriesene und oft beweinte Leben, das nur dazu taugt, geflohen zu werden. Soweit interessiert mich dieses so genannte wahre Leben – und kein m mehr. Ich lebe in Narkose. Dieses Leben tangiert mich so wenig, dass ich nicht einmal Todessehnsucht oder Angst wirklich kenne.
Vor meinem reichhaltig bestückten und nachhaltig narkotisierten Erfahrungshorizont kann ich mir inzwischen begreiflich machen, dass es nur ein Quäntchen Sinn für dieses albern zelebrierte Leben gibt – es ist der, es erfolgreich zu fliehen; es ist das unaufhörlichen Pflegen der Narkose.
Gut. Ich gebe zu, dass zum Praktizieren der Narkose – vor allem durch hochwertige Geschichten, Anekdoten und anspruchsvolle Legenden – einige Fertigkeiten gehören, die man durch das so genannte Leben erst zu beherrschen imstande ist. Was mich angeht, so liegt der Erwerb dieser grundlegenden Fertigkeiten jedoch schon so lange zurück, dass ich mich nicht mehr wirklich daran erinnern kann. Zahlreiche tiefsinnige Mythen kennzeichnen meine Erinnerung an das Erlernen der perfektionierten Narkose. Durch einen Schleier erinnere ich auch noch einige kleine irrwitzige Lebensmythen, die Anfänge, die mir wahrscheinlich damals noch latente Emotion verursachten. Aber man muss mir zu Gute halten, dass das zu jener lang zurückliegenden Zeit war, als ich noch nicht begriffen hatte, dass es die Narkose ist, um die es geht; und dass gerade ich besonders gute Anlagen zur Perfektionierung der Narkose besitze. Eine dieser Anlagen – oder auch Grundvoraussetzungen – ist mein Kopf, den ich mir schon frühzeitig zerbrach, um damit – quasi instinktiv – mein Gehirn für die Narkotisierung zu rüsten.
Natürlich funktioniert auch dieser Bereich nicht ohne Training. Das ist ähnlich wie im Sport, übrigens eine sehr primitive Form der Selbstnarkotisierung, über die selbst manche erwachsenen Menschen nie hinausgekommen zu sein scheinen. Nun ja, wer sich der permanenten Selbstunterhaltung widmet, ohne die Narkose je zu erreichen, mag dieses lächerliche Leben wohl besser ertragen als ein gänzlich unbeschäftigter Gefühlsduseler. Aber den höheren Weihen der umfassenden und gnadenvollen Narkose wird er sich niemals nähern; allenfalls den beschämenden, ironisch anmutenden Albernheiten, die Religionen darbieten.
Nein. Die perfekte Narkotisierung ist schon eine Kunst an sich und selbstredend für sich. Sogar ich habe schon Tage erlebt, an denen ich nicht recht zufrieden bin mit meinen Betäubungsleistungen. Dann erreiche ich manchmal eine widerlich emotional verursachte Taubheit, die dieses plumpe Leben durch meine – ansonsten eher fein verwobenen – Hirngespinste trampeln lässt. Es gab schon Situationen, die mich tatsächlich auf die ein oder andere – selbstverständlich legale – Droge zurückgreifen ließen, wenn Gelüste nach Waldspaziergängen, Geschlechtsverkehr, tanzbarer Musik oder ähnlich dumpfen Sinnesempfindungen mich heimsuchten. In solch triebhafter Notlage habe ich dann per Droge die Sinnesempfindungen schnell und diskret ausgeschaltet, um nicht unkontrolliert derben Lüsten zu erliegen.
Ich gestehe auch, dass mich in einer solchen Ausnahmesituation schon einmal für den Bruchteil einer Sekunde nackte Angst gepackt hat. Aber es war ein wirklich kurzer Moment, gegen den ein Augenblick der Ewigkeit gleichkommt. Dennoch: In dieser verschwindend geringen Momentausdehnung hatte ich Angst, nicht zu meinen Narkotisierungsfähigkeiten zurück zu finden. Vermutlich war es sogar ein ganz herausragender Sekunden-Bruchteil, denn seitdem trotze ich dem sinnlich mutierten Leben entschiedener denn je und gebe keine Faser meiner narkotisierten Existenz dem Leben hin. Sobald ein Spalt breit Empfindung einzudringen droht, denke ich auf Hochtouren dagegen an. Ich denke die Gedanken, bis sie betäubend vor sich hin wirken. Ich denke mit angestrengt gerunzelter Stirn am Leben vorbei.
Und wenn ich einem dieser Menschen begegne, die immerzu der Befriedigung primitiver Lüste nachjagen und dabei in Panik geraten, dass dieses unappetitliche Schauspiel einmal vom Tod unterbrochen werden könnte, lasse ich mich hin und wieder dazu herab, in diese ekelhaft sinnliche Menschheit hinein zu lächeln. Es ist die beste Art, das ordinäre und pralle Leben von sich fern zu halten. Ein tiefgründiges, sinnierendes, narkotisiertes Lächeln; ein wissendes, halbherziges, narkotisiertes Grinsen; ein verachtendes, gefühlloses, narkotisiertes Lachen; ein höhnendes, gnadenloses, narkotisiertes Gelächter, das ich diesem abstoßenden Leben und seinen widerlich sentimentalen Kreaturen entgegen schleudere – in dem messerscharf reflektierenden Bewusstsein, dass sie alle mitlachen und dabei vulgäre Fröhlichkeit empfinden. Hahahahahaha.

© 2000 by Christine Sylvester. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

»Ich denke mit angestrengt gerunzelter Stirn am Leben vorbei.« Das ist ein ausgezeichnet gelungener Satz, und aller Einzelkritik zum Trotz: Es gibt einige gute Sätze und Gedanken in diesem Text! Insgesamt aber gilt: »Ich schreibe angestrengt & schrecklich bemüht mit stumpfer Feder am Sinn vorbei«. Ich weiß nicht, ob eine Überarbeitung dieses Textes überhaupt Aussicht auf Erfolg haben kann, denn schon die Grundidee ist viel zu unscharf!

Was unterscheidet prinzipiell Narkose von Drogen? Nichts! Warum aber wird dann in diesem Text so getan, als gebe es da einen? Und ist Narkose, selbst wenn sie etwas Besonderes wäre, vermittels Literatur zu erreichen oder durch das Denken eigener Gedanken – oder gibt es da Gemeinsamkeiten? Wieso ist Denken lächerlicher als Geschlechtsverkehr: weil Denken nicht sinnlich ist? Oder Geschichten nicht sinnlich sind? Was macht diesen Unfug so herausragend, dass man ihn durch eine Art satirischen kalten Kaffee ziehen will, was aber nicht gelingt, da der Text sich zunehmend verwirrt und in unzusammenhängende Einzelstücke zerfällt?

Erst sollte klar sein, was man schreiben will; dann sollte klar werden, wie man es schreibt: als Erzählung, als Drama, als Glosse, als Satire usw.; wird Satire gewählt, sollte aufmerksamst der nicht zu unrecht berüchtigte Grat beachtet werdet, auf dem man wandert, doch ist dabei die schwebende Leichtigkeit bewahren, sorgfältig nach allen Seiten sichernd: Nur dann ergibt sich die notwendige Fallhöhe zur Wirklichkeit. Wortgekeule und ständige Ausflüge nach unten und zur Seite (wo ja nichts ist) sind tödlich!

Die Kritik im Einzelnen

Wenn jemand flieht, dann muss er zumindest ein einigermaßen heftiges Gefühl von Bedrohung empfinden, und das ist eine ziemliche Anrührung! Wenn ihn das Leben aber gar nicht anrührt, dann wird er es auch nicht fliehen: der Relativsatz das nur dazu taugt, geflohen zu werden sollte gestrichen werden! zurück
Ist der Relativsatz gestrichen worden, muss dieser Satz ihm auf dem Fuße folgen (sofern bei Sätzen dieser Ausdruck erlaubt ist), da er jeden Bezuges beraubt wurde. Macht aber gar nichts! zurück
Der Satzbeginn dieses Leben bezieht sich auf den vorhergehenden Satz Ich lebe in Narkose, auf den er sich unter gar keinen Umständen beziehen darf! Er hätte sich eigentlich auf dieses so genannte wahre Leben vom vorletzten Satz beziehen sollen, aber den habe ich gerade exekutiert; es bliebe dann der Bezug zum ursprünglich vorvor- und jetzigen vorletzten – noch alles klar? – (.) oft beweinte(n) Leben, doch der kann aus grammatisch-logischen Gründen so nicht hergestellt werden: es müsste dann heißen Jenes Leben interessiert (.). Diese/r/s bezeichnet immer das näher liegende, und jene/r/s immer das entferntere.
Es geht aber eleganter: dieser Absatz begründet, warum Ich die vollkommene Narkose bevorzugt; warum aber muss die Folge Ich lebe in Narkose mitten in die Begründung gepackt werden? Die Konsequenz passt viel einleuchtender an das Ende dieses oder an den Anfang des nächsten Absatzes! Zusammengefasst ergibt sich Folgendes:
Es ist die vollkommene Narkose, die ich bevorzuge. Nicht im Drogenrausch gebe ich mich dem Leben hin. Gar nichts gebe ich dem Leben hin. Keinen leichtfertigen Gedanken, kein Gefühl, keine Minute. Es kann mich nicht anrühren, dieses lächerlich vergängliche, hoch gepriesene und oft beweinte Leben!. Es tangiert mich so wenig, dass ich weder Todessehnsucht noch Angst kenne. Ich lebe in Narkose.
Klammheimlich habe ich jetzt ein weder-noch hinzugemogelt und ein wirklich gestrichen (im vorletzten Satz – wenn ihr wisst, was ich meine): da Ich keine Kompromisse eingeht, sollte es auch keine eingehen, sondern seine Ansichten konsequent vertreten, sonst kippt der Text viel zu früh! zurück
Narkose-Fan Ich weiß doch Bescheid: wieso muss er es sich dann begreiflich machen? Ist er doch nicht so konsequent? Lässt er sich hier erneut ein Hintertürchen offen, um sich endlich dem heimlich doch irgendwie geliebten Drogenrausch hinzugeben? Gesteht Ich dem Leser sein, dass es sich seiner Sache überhaupt nicht so sicher ist, wie er tut? Hier droht der Text erneut zu kippen! Vorschlag:
Dank meines reichhaltig bestückten und nachhaltig narkotisierten Erfahrungshorizontes weiß ich inzwischen (.)
Will jemand wissen, warum ich vor in dank geändert habe? Dem teile ich das sofort mit, wenn all die anderen wieder zurück gegangen sind! Sind die Wissenden weg? Nein? Immer noch nicht? Selbst schuld! Also: im ursprünglichen Satz bezeichnete vor einen Ort: das Ich konnte angesichts seines Erfahrungshorizontes sich etwas begreiflich machen. In dem geänderten Satz könnte vor irritierenderweise auch als Reihenfolge aufgefasst werden: erst weiß das Ich etwas, dann wird es Teil seines Erfahrungshorizontes – und dieses potenzielle Missverständnis zu vermeiden dienete (das ist Absicht,…) mein ganzes ( …und zwar deswegen:) Trachten und Suchen nach einem sinnfälligen Ersatz für vor, denn ich wollte möglichst viel von dem vorhandenen Satz retten! So etwas heißt dann schlicht und ergreifend Überarbeiten eines Textes! endgültig zurück
Aus den oben genannte Gründen muss dieser Satz verschwinden! zurück
Anekdoten und Legenden sind beides Geschichten, die Addition ist also genau so falsch wie die Erkenntnis, dass es Menschen, Frauen und Kinder gibt (wobei meine Erkenntnis den Vorteil hat, zusätzlich auch noch aber so was von politisch unkorrekt zu sein); und wenn zu hochwertigen Geschichten Anekdoten jeder Art zählen, von den Legenden aber nur die anspruchsvollen, dann fühle ich mein prinzipielles Misstrauen gegen Adjektive vehement gestützt & bestärkt!
Satzbau und Inhalt kommen sich in die Quere: Fertigkeiten werden in dem Leben gelernt oder durch das Leben vermittelt; es ist aber immer ein Prozess, der zum Stillstand kommt, wenn die Fertigkeit beherrscht wird. Wenn man sie beherrscht, ist man auch imstande sie anzuwenden, andernfalls beherrscht man sie nicht! Man wird also durch das Leben dazu instand gesetzt, diese Fertigkeiten zu erlernen und zu beherrschen. Heißen müsste der letzte Teil dieses Satzes dann etwa
(.) Fertigkeiten gehören, die zu beherrschen man erst durch das so genannte Leben instand gesetzt wird. zurück
Hier geraten wir an ein mythisches Problem jeden Erzählens: statt dass eine oder zwei dieser Mythen dem Leser bekannt gemacht werden – schließlich kennt Ich sie sehr genau, da sie seine Erinnerung kennzeichnen, also nachgerade substanziell sind – wird der Leser mit Allgemeinem abgespeist: »Ich könnte ja, wenn ich wollte, aber ich will nicht!« Der ganze Satz ist zutiefst überflüssig, da bar jeden brauchbaren Inhalts! Und was die tiefsinnigen Mythen anbelangt: hier trieft wieder die Redundanz, denn es gibt keine flachsinnigen oder unsinnige Mythen: Es gibt alte Mythen (Eltern-, Kinder- und Geschwistermord als unverschuldetes Schicksal; der Sieg des Guten oder Schwachen über das Böse; der Mensch als Opfer höherer Mächte usw. usw.), und es gibt die neuen Mythen (Händi = Erreichbarkeit = Existenzbeweis; globales Dorf; Auto = Freiheit & Beweglichkeit; Technik = Fortschritt; das Alte = das Gute; Reichtum = Sinn des Lebens usw. usw.): Wieder einmal langt ein Adjektiv voll ins Leere . geschieht ihm recht: da gehört es auch hin!
Erlernen der perfektionierten Narkose entbehrt auch nicht des Unsinns: erlernen und perfektionieren bezeichnen Vorgänge! Perfektionierte Narkose bezeichnet einen abgeschlossenen Vorgang, perfekte Narkose hingegen einen wünschenswerten Zustand, den zu erlernen sich lohnte (zumindest für Ich). Kein Mensch will doch etwas lernen, damit er es erlernt hat, sondern um es anzuwenden. zurück
Da Ich sich nicht wirklich erinnern kann, kann es sich auch nicht durch einen Schleier erinnern, sondern nur durch genau diesen: nämlich dass es sich nicht wirklich erinnern kann. Und – jetzt muss ich Da Ich sich nicht wirklich erinnern kann schon wieder wiederholen, sonst verliere ich den Überblick – da Ich sich nicht wirklich erinnern kann, kann es auch nicht kleine irrwitzige Lebensmythen erinnern, für die genau all das gilt, was ich schon zu Mythen im Satz zuvor ausgeführt habe: weg mit den Benennungen, her mit Beispielen!
Angesichts der irrwitzigen Häufung von Adjektiven frage ich mich unwillkürlich, was ich mir unter großen witzigen oder kleinen aberwitzigen oder geschredderten traurigen Lebensmythen vorstellen soll, jedoch will und will und abermals will es mir nicht gelingen: ich stoße immer wieder auf Lebenslügen – aber die gehen keinen etwas an! Stattdessen wird mir weis gemacht, diese Lebensmythen seien die Anfänge, die damals noch latente Emotionen verursachten. Da verstehe ich nur noch Schrottplatz:
erstens: Sind Lebensmythen = die Anfänge, die usw.? Am Anfang war der Lebensmythos, pardon: in den Anfängen waren die kleinen irrwitzigen Lebensmythen? Und wie viele Anfänge waren es? Warum wird Lebensmythen samt dem adjektivischen Vorspiel eingeführt und gleich darauf umgetauft in die Anfänge? Hätte die Anfänge nicht gereicht? Oder sind Lebensmythen nicht die Anfänge, sondern Ich erinnert (was es nicht kann) außer Lebensmythen auch noch Anfänge, die usw.? Warum wird nicht deutlich gemacht, sofern da etwas deutlich zu machen wäre?
zweitens: Ist der Relativsatz deskriptiv gemeint oder prädikativ? Anders ausgedrückt: bezeichnet der Relativsatz eine bestimmte Klasse von Anfängen, nämlich die, die bestimmte Emotionen verursachten – das wäre prädikativ? Oder ist er deskriptiv gemeint, das heißt gab es auch noch etwas anderes außer Anfängen, was bestimmte Emotionen verursachte? Ganz anders ausgedrückt: Wenn schon so schwierige Begriffe wie Mythos verwendet werden müssen, erwarte ich eine angemessene Präzision in der Gedankenführung – ansonsten schmieren die Begriffe ab!
drittens: Was ist er der Inhalt des Relativsatzes die damals noch latente(n) Emotionen verursachten? Das bedeutet doch, dass die Emotionen jetzt zum Ausbruch kommen bzw. gekommen sind, wenn sie damals noch latent (also verborgen schlummernd) waren – das aber kann nicht sein, denn Ich kennt keine Gefühle, sondern nur Narkose! Weiterhin behauptet der Relativsatz, dass diese fragwürdigen Anfänge latente Emotionen verursacht haben wollen, welche sie aber nicht verursacht haben können, denn dann wären die Emotionen ja gerade keine latenten, sondern bekannt bis hin zur Ursache! Und da behauptet Ich, es könne sich nicht wirklich erinnern? Trau schau wem! zurück
Da es um eine Grundvoraussetzung geht, darf es nicht mein Kopf heißen, denn das wäre ja nur Ichs Kopf, in den sonst niemand Zugriff hätte, sondern muss allgemein der Kopf heißen! zurück
Jetzt wird gefährliches Gelände beschritten: gibt es auch eine Fremdnarkotisierung (klar gibt es die, z.B. vor Operationen, aber um diesen Bereich müssen wir uns jetzt nicht kümmern!)? Und ist Narkose ein qualitativer Sprung von Immer-stärkerer-Rausch? Ich wage keine Prognosen! zurück
Wie wäre es mit Erwachsene – schließlich ist bislang nur von Menschen die Rede?! Ich erinnere an die Hauptregel, die da lautet: Streichen, streichen, streichen!). Und nach Sport würde ich einen Gedankenstrich empfehlen, weil ein Einschub folgt. zurück
Mmh: wäre ein gänzlich unbeschäftigter Gefühlsduseler demnach einer, der ohne Drogen lebt? Ein teilzeitbeschäftigter Gefühlsduseler ein Hobbyfußballer, und ein gänzlich beschäftigter Gefühlsduseler ein Vollzeitsportler? Ach ja: und ist Gefühlsduseler: prinzipiell jemand, der überhaupt Gefühle hat, oder jemand, der sich ihrer bewusst ist, oder gar einer, der seine und fremde Gefühle lieb hat, oder – beinahe schon unvorstellbar – einer, der sie hervorruft? Ich sehe keinen verständlichen Sinn in der absteigenden Folge Geschichten-Narkose – beschämende Albernheiten qua Religion (davon später) – Selbstnarkotisierung – primitive Selbstnarkotisierung (vulgo Sport) – arbeitsloser cleaner Gefühlsduseler. Irgendwo dazwischen oder darüber oder darunter schweben oder hängen oder lungern Drogenrausch und allerlei Gefühle oder so: ich krieg das einfach nicht auf die Reihe. zurück
Wen beschämen die Albernheiten? Wen muten diese Albernheiten ironisch an? Oder beschämen und muten diese Albernheiten gleichzeitig ein und dieselbe Person an? Ein Verzicht auf diese albernen Partizipien würde dem Satz sehr gut tun; warum aber kommt hier die Religion überhaupt ins Spiel? Als die höchste Stufe der Nichtnarkose, das bekannte Opium fürs Volk? Dann wäre dieser mit magischem Leitungswasser gesegnete Langläufer – ich glaube, er nennt sich Mühlegg – in der Verbindung von Vollzeit-Sportler mit religiösem Wahn ja eigentlich schon auf einer höheren Stufe als jemand in Narkose! Wie war das mit dem qualitativen Sprung? zurück
Meiner Treu: diese Zeile lässt sich trefflich zusammenstreichen und mit Satzeichen verfeinern: Nein: Die perfekte Narkotisierung ist schon eine Kunst an sich und selbstredend für sich. zurück
Die Taubheit ist angeblich emotional verursacht, kann also keinesfalls von Ich erreicht werden. Was widerlich verursacht bedeuten soll, mag ich gar nicht erst ergründen wollen, und was widerlich emotional verursacht schon gleich gar nicht; ich halte eher dafür, dass die erreichte Taubheit deswegen widerlich ist, weil sie mit Emotionen bekleckert ist; das ist dann aber kein Erreichen (denn dieses impliziert ein für die betreffende Person positives Ziel), sondern ein eingeschränktes Gelingen; sind all diese Adjektive nötig, müsste dies Sätzlein folgendermaßen lauten: Dann gelingt mir manchmal nur eine widerliche, da emotional verursachte Taubheit. zurück
Welch Reichtum an Eigenschaften dieses Leben dem Leser bietet, übersteigt allmählich mein Fassungsvermögen! Deswegen sammle ich einfach alle Ein- und Unfälle in diesem Text, ausnahmslos zugehörig der Deponie Hassenswerte Adjektive: lächerlich vergänglich, hoch gepriesen, oft beweint, albern zelebriert, so genannt, lächerlich (in Kombination mit dem bereits genannten lächerlich vergänglich ergäbe sich ein lächerlich vergängliches und lächerliches Leben – wer’s braucht, wird selig: in den Niederungen des Nichtsinns), jetzt endlich plump, doch das reicht nicht, denn es folgt noch – um es in einem Aufzähl ein für alle Mal zu erledigen – sinnlich mutiert, ordinär & prall, abstoßend. Tipp: um sich die Mühen dieser Hirnblähungen zu ersparen, sollte man bei Substantiven je nach Gusto angeben (Obacht, es folgt ein Beispiel):
Dieses (siehe Adjektive im Duden S.89 bis 825) Leben ist so (siehe Adjektive im Duden S. 826, linke Spalte), dass kein (siehe Adjektive in Ohne Datum, 2. Abschnitt) Mensch, mehr versteht, wie er ohne es (siehe die ersten drei Adjektive auf dem dritten Link in www.muellseite.de) leben soll.
Selbstverständlich lässt sich auch der ganze Duden angeben (S. 87 bis 860) oder – wer es noch globaler mag – das komplette Internet: da finden sich sogar ausländische Adjektive! Das wäre die endgültige Befreiung der Literatur von der Diktatur der Autoren und Autorinnen und Schreibzwittern und Schreibnichtsen. Und ein Versprechen füge ich noch hinzu: ich werde zu keinem einzelnen deskriptiven Adjektiv aus diesem Text mehr etwas sagen, Heiliges Ehrenwort! Jede Leserin egal welchen Geschlechtes möge sich eigenkopfige Gedanken machen, welche dieser Bastarde irgend sinnstiftend sind, und welche besser getilgt werden! zurück
Fein verwobene Hirngespinste? Nicht eher fein gewobene Hirngespinste? Ich meine ja nur: wenn die Hirngespinste grob gewoben sind, wie will sie dann jemand oder etwas fein verweben, diese groben Gespinste? Ist egal? Hauptsache fein verwoben, und seien es Schiffstaue? Nun, wenn es so ist . zurück
Malte! Lass das!! Du hast es versprochen!!! zurück
Das kann gestrichen werden: der Zusammenhang zum vorhergehende Satz ist klar! zurück
Auch hier . »Malte, reiß dich am Riemen!!!!! Du hast .« Ich weiß! Reg dich ab, bin ja schon wieder ruhig! zurück
Wenn sogar legale Drogen schon genügen, um die (!!!) Sinnesempfindungen auszuschalten: wozu dann bitte die Anstrengung, die Narkose zu perfektionieren? Was könnte sie, was legale Drogen nicht auch können?
Meine Befürchtung ist zur Wahrheit geworden: Narkose hat in diesem Text keine andere Qualität als ein Nikotinrausch! Das ist alles nur aufgeregtes Getu um Nichts – schade drum: hier stürzen meine Erwartungen ins Bodenlose! zurück
Lautes Grußgegröhle vom Schrottplatz: Der Bruchteil eine Sekunde ist nicht etwa etwas, was lange dauert, bewahre: das ist nämlich aber (an diesem aber kann man Äonen kauen, wenn man könnte) ein kurzer Moment! Welch Steigerung: Ewigkeit – Sekunde – Bruchteil einer Sekunde – Augenblick – gaaanz lange nix (mindestens dreieinhalb Sekunden lang, das wären dann schon ca. 8,2 Millionen Ewigkeiten, wenn man mal bedenkt, wie viele Bruchteile eine Sekunde hat und wie viele Augenblicke in jedem Bruchteil stecken, von denen (den Augenblicken) jeder gegenüber einem kurzen Moment eine ausgewachsene Ewigkeit ist) – kurzer Moment. Gibt’s da nicht noch etwas Kürzeres als einen kurzen Moment? Einen oberkurzen z.B.? Nein?
Es gibt Leute, die finden es zum Totlachen, wenn sie lesen (oder selber schreiben), dass jemand 3,678955674536 Meter weit gesprungen ist, oder dass ein Auto nach heftigem Bremsvorgang (ohne ABS) genau 0,000846784253678564536 Millimeter vor einer Stahlwand zum Stehen kommt. Die obige Steigerung gehört in die gleiche Kategorie. Ich halte überhaupt nichts davon, denn es ist weder anschaulich noch verständlich. Es ist einfach nur (siehe Adjektive im Duden S. 87 bis 860). zurück
Wir hatten gerade ein völlig unangebrachtes aber, also folgt logischerweise ein ­- na? Wer weiß es? Nein, kein Adjektiv! Sondern es folgt ein . Richtig: – völlig unangebrachtes Dennoch. Es gibt offenbar nichts, was nicht noch schlimmer gemacht werden kann. zurück
Eigentlich würde ich gerne wissen, ob die verschwindend geringe Momentausdehnung länger oder kürzer ist als ein kurzer Moment, von wegen der Relation zu den 8,2 Millionen Ewigkeiten und vor allem der Anschaulichkeit wegen! Stellen wir uns doch einmal vor, wegen einer massiven Momentausdehnung wären es jetzt nur noch 8,1967548765 Millionen Ewigkeiten, dann hat doch die Momentausdehnung – Moment mal! Halt! Stopp! Zurück das Ganze! Muss ich mir Moment als einen dreidimensionalen Körper vorstellen mit drei Ausdehnungsachsen? Ist es nur ein zweidimensionales Ding mit zweierlei Dehnungsmöglichkeiten? Ist Moment ein Punkt auf einer Strecke und damit ohne jede Ausdehnungsmöglichkeit, was ein wenig dünner ist als verschwindend gering? So viele Fragen, so wenig Antworten! Böse, böse Welt! Das schreit geradezu nach einer Narkose: ich gehe jetzt zu Bett! Es ist Null Uhr und fünfundsiebzig Minuten, und um halbsechs in der Früh muss ich raus und was Ernsthaftes arbeiten, um mir meine Druckerpatronen zu verdienen! zurück
Hallo! Da bin ich wieder mit frischem Mut und hellwach! Wenn ich so zurückblicke auf das, was ich zu später Stund auf den Bildschirm gebracht habe, würde ich am liebsten wieder von vorne anfangen wegen der Ungenauigkeiten und Schludrigkeiten und Adjektive – aber das kann ich mir nicht leisten, sonst werde ich nie fertig!
Was wollte ich eigentlich? Ach ja: Die wundersame Verwandlung von Fertigkeiten in Fähigkeiten!
Was ist geschehen? Hat die fürs Spezielle zuständige Fertigkeit mutiert und ist zu einer globalen Fähigkeit geworden? Das ist ein logischer Rückschritt und völlig überflüssig: ohne Lernfähigkeit hätte Ich sich nie und nimmer eine Narkotisierfertigkeit aneignen können. Eine Narkotisierungsfähigkeit aber hat es nie gegeben und wird auch nie geben! zurück
Da ham wir den Salat: sollte vielleicht jemand die Ansicht vertreten haben, dass meine Fragen zur Dimensionalität der Momentausdehnung überzogen, wenn nicht gar abwegig gewesen seien, der wird hier sich reumütig sein Haupthaar strubbeln müssen und lautstark bekennen: »Ich bereue, ich bereue, ich bereue (drei Mal wegen der magischen Wirkung)! Recht hat er gehabt!« Herausragender Sekundenbruchteil! Nicht gilt der eindimensionale Zeitstrahl, nein: er bekommt unversehens einen Zacken in die zweite Dimension! Ich könnte jetzt die alte Momentskala wieder bemühen und darüber grübeln, ob die Einheit herausragender Sekundenbruchteil länger oder gar kürzer (lassen wir mal die Höhe bzw. Tiefe) ist als der stinknormale Bruchteil einer Sekunde – aber da ich doch zu keinem brauchbaren Ergebnis gelangen werde, nehme ich davon Abstand. zurück
Wie versprochen: Nix sag ich dazu! zurück
Wie kann das sein, dass ein Spalt breit Empfindung eindringt, schließlich ist doch die ganze Existenz narkotisiert? Lässt die Narkose nach wie jeder x-beliebige Rausch von der Stange? Erneut bestätigt sich: Narkose ist bloß ein (überflüssiges) Synonym für Droge! zurück
Ich fände es weit einleuchtender, wenn die Gedanken nicht nur vor sich hin wirken, sondern das Ich vom Ich betäuben, das wegen eines unmöglichen Spaltes in der angeblich perfekt narkotisierten Existenz zum Vorschein kommt. zurück
Ich sag nix! zurück
Ab jetzt sage ich überhaupt nichts mehr!!! zurück
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