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Textkritik: Hochzeits-Nacht – Romanausschnitt

Eine Gastkritik von Nicole Thomas

Ausschnitt aus » Hochzeits-Nacht« (Roman)

von Iris Torchio
Textart: Romanausschnitt
Bewertung: 4 von 5 Brillen

Der Motor springt an. Martin versichert sich, dass der Vierradantrieb eingeschaltet ist, und beschleunigt stark. Die Räder fressen sich mit verbissener Anstrengung die Steigung hoch, auf der wir gestern mit meinem Auto abgerutscht sind.
Herbstblätter und Schlammspritzer.
Oben die Landstraße.
Kurven, die durch den felsigen Zauber dieses Engpasses führen, in den wir gestern Abend nicht geraten konnten, in dem wir aber in Martins Haus die Nacht verbracht haben.
Unmöglicher Engpass aus Bergen.
Erlebter Engpass aus Worten.
Zu eng für vier.
Das Ortsschild Longeray. Menschen im Dorf, die Martin grüßen, ihm zulächeln. Er grüßt mit der Hand zurück.
»Wohin wollt ihr?«, fragt er nach dem Tunnel.
Ich sehe Sina an. »Zu mir«, denke ich. Unvermeidlicher Blick auf ihre Bluse. Plötzlicher Gedanke: und die Grenze, die Zöllner? Aber jetzt ist es zum Umziehen zu spät.
Sie sieht mich auch an. »Ja, Claire, zu dir.«, sagt sie matt.
»Also nach Carouge.«, antworte ich Martin. »Sina muss sich duschen und umziehen, bevor wir zu Carlo fahren. Und du kannst von meiner Wohnung aus deine Söhne anrufen.«
Martin nimmt die Straße, die die Rhone überquert und via Grenze von St-Julien nach Genf führt. Die Herbstfarben bedecken nun die Wiesen und die Flussufer, aber kaum mehr die zerfetzten Wälder. Gefallene Bäume. Schwere Rhone aus Schlamm und Ästen. Regentropfen auf den Scheiben.
Im Innern des Autos fiebriges Schweigen. Erschöpft von zu vielen Worten. Wir drei, wie innerlich atemlos. Ruhen uns aus nach der Dichte der Ereignisse einer einzigen Nacht. Aber trotz des Versuchs, nicht hinzuhören, wie ein fernes Getöse, spukt in mir noch das Echo unserer eigenen Stimmen und Worte.
Herzklopfen vor Müdigkeit.
In den französischen Ortschaften der Landstraße ein gewöhnlicher Samstagmorgen, was sonst? Der Sturm, ja. Ein paar zerschellte Blumentöpfe, irgendein entdachter Schuppen, Folgen eines klimatischen Wutausbruches. Aber die Menschen kommen wie gewöhnlich vom Markt, Salat und Brot fürs Mittagessen, sie halten ein, um zu plaudern, sehen uns Vorbeifahrende vielleicht an, vielleicht nicht. Sehen uns aus einer so anderen Welt heraus an, als wir sie. Alltägliche Welt, die nichts weiß von der brutalen Wendung unseres All-Tags.
Dann St.Julien, die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz.
Julien. Auch er hat die Grenze überschritten. Julien, der im Engpass stecken geblieben ist, wie mein verunfallter Wagen. Mit dem er selbst gestern Abend im Schritttempo eine Distanz von zwanzig Kilometern in einigen Minuten zurückgelegt hat. Immer noch ein Rätsel, aber inzwischen nichtig geworden.
Zwei Schweizer Zöllner schauen auf Martins Wagennummer, Null-eins fürs Departement Ain. Halten uns für Grenzgänger, was sonst. Sie achten nicht auf die Flecken auf Sinas olivgrüner Bluse, fragen nicht nach deren Farbe. Winken uns weiter.
Langgezogenes Perly aus Tankstellen und Wechselstuben. Trostlosigkeit des Industriegebiets. Tramdepot, Reklameplakate mit groteskem Gelächel. Gehupe, Aufs-Gas-Drücken, Gehetz.
Wir erreichen Carouge.
»Wo wohnst du?«, fragt Martin.
»Place de l’Octroi. Bieg da vorne links ab.«
Ich dringe in mein Gestern ein, in ein immer fremder werdendes, altbekanntes Carouge, das meint, dieses Heute sei einfach eine narbenlose Fortsetzung jenes Gestern.
Und jetzt? Wie soll ich wieder in den Rhythmus dieses schwingenden Springseils hineinhüpfen ohne mich zu verheddern? Wie täglich meinen Schülern Französisch-und-Mathematik beibringen, sie mit Noten zwischen eins-und-sechs beurteilen? Was hätte Gott uns heute Nacht wohl für Noten gegeben?
Denn wir ahnten es wahrscheinlich alle drei. Es war die innere Stimme. Diejenige, die man nur dann hört, wenn man will, und die niemals lügt. Sie hat es zumindest Sina und mir gesagt.
Fremdes Carouge, ich will dich nicht mehr! Ich kann dich nicht mehr!
»Nummer elf, auf der anderen Seite der Tramgleise.«
Martin fährt auf den Platz und stellt den Motor vor meiner Haustür ab.
Die Wohnung. Auch hier ist die Zeit stillgestanden, wie in Carouge.
Sina ruft rasch ihre Eltern an, um sie zu beruhigen. Ich höre Teile des knappen Berichts im sizilianischen Dialekt. Sie hat ihren Vater erwischt, der schnell begreift, dass er jetzt nicht viel fragen kann. Dann telefoniert Martin. Kaffeemaschine einschalten, ihn allein lassen.
Schlafzimmer, saubere Kleider, dann geht Sina duschen.

***

Zusammenzucken, abgestoßen hinstarren, Gott, es kommt aus meinen Haaren! Das Wasser schreit mir vom weißen Duschboden her rücksichtslos zu, wie es genau passiert ist. Als könnte ich das je vergessen. Wild in meiner Mähne rubbeln, bis das Wasser wieder klar ist. Mich zu ruhigem Durchatmen zwingen, mich beherrschen. Denn was jetzt noch durchzustehen ist, muss weise angepackt werden. Gottseidank sind wir zu dritt. Aber ich allein habe heute Nacht diese Geschichte auf so erniedrigende Weise preisgegeben…
Mich kurz auf den Duschrand setzen. Gefühle wegdrängen. Es wie einen Gerichtsfall anpacken, klar ordnen. Doch vor mir liegt ein Minenfeld, denn Carlos Reaktion kann ich nicht voraussehen.

***

Martin hat aufgelegt. Die Kaffeemaschine muss jetzt warm sein. Während ich am Telefon vorbeigehe klingelt es, gedankenloses Abnehmen, Martin wendet sich mir zu,
»Hallo?«
Macht mir Zeichen, aber zu spät.
»Claire! Endlich, verdammt noch mal! Gottseidank! Was habt ihr bloß getrieben die ganze Nacht?«
Ich lasse mich in die Knie sinken. Schweige zu lange. Von mir wurde nichts gefordert heute Nacht, ich habe noch am meisten Kraft – also her damit.
»Claire? Wer…?«
»Ja, ich bin’s. – Carlo, es ist…«
»Die Polizei sagte, dass es auf dem Land furchtbar stürmte und Schäden anrichtete, seid ihr etwa da reingeraten? Oder hattet ihr eine Panne? Kein einziges Mobiltelefon antwortet seit gestern Abend!«
»Wir wurden mit offenem Dach von einem regelrechten Wasserfall übergossen. Dann…«
»Aber ihr seid doch ein paar Minuten nach uns abgefahren, oder? Wo habt ihr denn übernachtet?«
Ein paar Minuten. Um mein Wägelchen Juliens Grösse anzupassen. Das Dach ahnungslos Regen und Hagel zu öffnen. Ein paar Minuten zwischen dem vorgesehenen Kaffee bei Carlo und dieser Nacht im Engpass.
»Claire? Hast du mich gehört?«
»Ja, ja. Wir waren im Rhone-Engpass…«
»Wieso denn so weit weg, zum Teufel?«
»Julien machte noch eine kleine Fahrt mit uns, dann sind wir im Gewitter verunfallt. Wir waren alle unverletzt, bloß der Wagen ist hin. Wir übernachteten bei einem Anwohner, aber er hatte keinen Strom und kein…«
»Der Wagen ist hin – und ihr wart alle unverletzt? Seid ihr das inzwischen etwa nicht mehr?«
Anwaltsspürsinn! Wieso antworte ich auch auf seine Fragen, anstatt…
»Claire, ihr seid doch jetzt alle drei bei dir – oder sind Julien und Sina schon zuhause?« Der Druck und die tröstende Wärme von Martins Händen auf meinen Schultern.
»Nein. Hör mir jetzt bitte zu: Wir sind gestern zwar zu dritt abgefahren, aber nur Sina und ich sind eben zurückgekommen.« So sanft wie möglich: »Julien ist nicht einfach verletzt, Carlo. Julien lebt nicht mehr.«
»Was?«
Leere. Schmerz eines Vaters und mein Atem.
»Claire, das ist doch nicht wahr!«
»Doch, Carlo. Julien ist tot.«
Lange Sekunden aus Stille.
Dann die leicht bebende Stimme im Hörer: »Was ist ihm zugestoßen? Ist er im Unwetter…?«
»Nein. – Carlo, es braucht jetzt noch mehr Kraft, denn es war kein Unfall. Julien… hat sich vor etwa zwei Stunden erschossen.«
»Ersch…? Du bist doch wohl übergeschnappt! Das ist ja total…«
»Es ist leider die Wahrheit.«
»Aber… doch nicht Julien! Niemals! …und gestern war seine Heirat, das ist doch völlig durchgedreht! – Was ist in dieser Nacht vorgefallen, Claire? Was hat meinen Jungen… so weit treiben können?«
‘Meinen Jungen’… Gesicht abwenden, das Bild aus Sinas Erzählung verscheuchen!
»Der Verlauf dieser Nacht nahm völlig unerwartete Wendungen. Zum Schlafen kamen wir kaum. Niemand wollte wirklich verletzen, aber… hör, Carlo, wir fahren jetzt zu dir. Unser Gastgeber begleitet uns. Dann berichten wir…«
»Nein, Claire! Jetzt, sofort! Was hat Julien in einen… Freitod gejagt, verdammt noch mal?«
Ohne zu überlegen: »Die Folgen einer Bloßstellung vor Zuschauern. Wie in seiner Sendung, nur viel schlimmer.« Kopfschütteln. »Verzeih, das war brüsk. Aber zusammenfassend stimmt es. Wir fahren gleich los, Carlo, nur… was du hören wirst, ist ziemlich heikel. Benachrichtige noch niemanden, nicht mal Christian. Erwarte uns allein.«
Schweigen. Dann: »Macht schnell.«

© 2004 by Iris Torchio. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Die folgende Kritik (Zusammenfassung und Einzelkritik) stammt erneut nicht von mir, Malte Bremer, sondern von Nicole Thomas. Mehr dazu und zu ihrer Person findet sich hier. Jetzt aber zu »Nicoles Meinung«:

Ein insgesamt sehr gut gelungener Text. Die Sprache ist knapp und präzise und schafft es, ohne viele Worte lebhafte Bilder der jeweiligen Situation zu zeichnen. Einzig die mitunter nicht wirklich stimmigen Personifizierungen trüben den Lesespaß ein wenig.
Die weitaus meisten Kritikpunkte ergeben sich allerdings aus der Tatsache, dass es sich bei diesem Text um einen Auszug aus einem Roman handelt. Einiges erschließt sich dem Leser zwar nach und nach, doch viele Andeutungen sind nicht so ohne weiteres nachvollziehbar. Und für ein reines Appetithäppchen, das Lust auf die Lektüre des Romans machen soll, ist der Textauszug wiederum nicht kurz genug.

Die Kritik im Einzelnen

Besser: »Martin vergewissert sich… « Sich versichern klingt eher nach dem Erwerb einer Versicherungs-Police, vielleicht auch nach Autosuggestion, im Zuge derer der Fahrer sich so lange einredet, er habe den Vierradantrieb aktiviert, bis er es selbst glaubt. Gemeint ist hier aber ganz offensichtlich weder das eine noch das andere, er überprüft lediglich noch einmal etwas, und aus diesem Grund würde ich den Begriff vergewissert vorziehen. zurück
Zwar vermittelt diese Formulierung ein sehr anschauliches Bild der Situation, aber mir erscheint die Personifizierung der Räder – denn Anstrengung ist eigentlich etwas, das einem biologischen Organismus vorbehalten ist – insgesamt etwas zu sehr ausgeprägt und nicht wirklich korrekt. Denn es sind zwar schon in erster Linie, jedoch eben nicht ausschließlich nur die Räder, die hier einer regelrechten Belastungsprobe unterzogen werden, sondern hier wird das gesamte Antriebssystem des Wagens gefordert. Meiner Meinung nach wäre eine Formulierung wie der Wagen quält sich die Steigung hoch hier angemessener. Die Belastung des Materials wird so mehr als ausreichend deutlich, und die Personifizierung wird zwar beibehalten, steht jedoch nicht mehr ganz so sehr im Vordergrund. zurück
An dieser Stelle zeigt sich ein generelles Problem dieses Textauszugs: Er greift auf Informationen zurück, die dem Leser, sofern er nicht den gesamten Roman gelesen hat, unzugänglich sind. Meine Empfehlung wäre, alles, was nach dem ersten Komma folgt, wegzulassen, sowohl im Rahmen dieses Textauszugs als auch vielleicht sogar im kompletten Roman. Innerhalb des Textauszugs ist dieser Zusatz aufgrund der fehlenden Informationen nur verwirrend. Und im Roman selbst ist er vermutlich auch nicht unbedingt notwendig, da hier nur noch einmal bereits Gesagtes in zusammengefasster Form wiederholt wird, ohne dass daraus jedoch weitergehende Schlüsse gezogen würden. zurück
Hier bin ich mir nicht sicher, ob an dieser Stelle wieder auf nur aus dem Gesamtzusammenhang des Romans ersichtliche Informationen Bezug genommen wird, oder ob es sich schlicht um einen Fehler handelt. Zumindest im Rahmen des Textauszuges jedoch ist im Folgenden nur noch von drei Personen die Rede, wo jetzt plötzlich die Vierte herkommt, bleibt ein Rätsel. Ansonsten jedoch ein wirklich gut gelungener und sehr eleganter Schwenk von der Landschaft zu den Befindlichkeiten der Personen im Auto. zurück
Diese Erklärung nimmt sich innerhalb des sonst sehr knappen, auf das Wesentliche beschränkten Textes ein wenig umständlich aus. Ein Er grüßt zurück würde vollauf genügen. Wenn es jedoch wirklich so wichtig ist, dass die Hand Gesten vollführt: Wie wäre mit Er winkt zurück. ? zurück
Nach welchem Tunnel? Oder erschließt sich das wieder erst aus dem größeren Kontext des Romans? Mein Vorschlag wäre, diese schwammige Ortsangabe entweder zu präzisieren und konkret zu sagen, wo exakt sich dieser Tunnel befindet, oder, besser noch, komplett darauf zu verzichten. Für das Verständnis des Textes ist sie jedenfalls nicht zwingend notwendig und somit durchaus entbehrlich. zurück
Was ist denn mit der Bluse? Eine kurze Erklärung wie etwa zerrissen, blutbefleckt, oder was auch immer sonst diese Bluse so ansehenswert macht, wäre hier sehr hilfreich und mit großer Wahrscheinlichkeit auch innerhalb des Romans noch vertretbar. zurück
So anschaulich diese Beschreibung auch ist, erscheint sie mir dennoch nicht ganz so glücklich. Sicher, es gibt noch die Hautatmung, aber die gängige Assoziation bei Atem bzw. Atemlosigkeit sind doch wohl in erster Linie die Atemwege, und die sind nun einmal überwiegend im Körperinneren zu finden. Ich jedenfalls fände es besser, wenn man diese Empfindung etwas schlüssiger beschreiben könnte. zurück
Ich fände es besser, den Satz umzustellen: Aber trotz des Versuchs, nicht hinzuhören, spukt in mir wie ein fernes Getöse noch das Echo unserer eigenen Stimmen und Worte. Es verbessert meiner Meinung nach den Lesefluss. zurück
Besser: Übermüdung oder Erschöpfung, oder eine ähnliche, elegantere Umschreibung. Müdigkeit sorgt nämlich eher für eine verlangsamte Herzfrequenz, da sozusagen sämtliche Systeme heruntergefahren werden und der Körper auf die Schlafphase eingestimmt wird. Erst, wenn man die Müdigkeit ignoriert und sich auf diese Schlafphase nicht einlässt, steigt die Herzfrequenz wieder, da der Körper noch einmal alle verfügbaren Reserven mobilisiert. zurück
Da die Ortschaften nicht Bestandteil der Landstraße selbst sind, würde ich hier lieber Ortschaften entlang der Landstraße schreiben. zurück
In diesem Satz finde ich zwei Dinge nicht wirklich passend. Eine knappe, auf das Wesentliche beschränkte Sprache in allen Ehren, aber hier wurde mit dem Wort entdacht eine Erklärung in einem Adjektiv zusammen gefasst, das keinen Sinn ergibt. Was bitte soll das sein, entdacht? Etwa das Gegenstück zu aufgedacht? Wie wäre es statt dessen mit der Formulierung ein Schuppen ohne Dach? Und dass es der Sturm war, der dieses Dach abgedeckt hat, wird aus dem Zusammenhang deutlich genug ersichtlich. Zum anderen stört mich hier die Formulierung klimatischer Wutausbruch. Das Klima hat keine Emotionen, auch wenn die Menschen dazu neigen, Naturgewalten persönlich zu nehmen. Eine Formulierung wie Folgen des schweren Unwetters scheint mir hier angemessener. zurück
Diese Formulierung klingt seltsam gestelzt und falsch, ich würde hier einfach auf das gebräuchliche halten inne zurückgreifen. zurück
Das erscheint mir nicht ganz stimmig. Im vorhergehenden Satz wurde durch das vielleicht, vielleicht auch nicht eine Ungewissheit erzeugt, der hier dann plötzlich die Gewissheit gegenüber gestellt wird, dass die Einwohner der Ortschaften die Vorbeifahrenden tatsächlich ansehen. Es wäre besser, diesen Gegensatz aufzuheben, und sich eindeutig zu entscheiden, entweder Vermutung oder Gewissheit. zurück
Gibt es einen Grund für diese seltsame Schreibweise? Ich kann ehrlich gesagt keinen erkennen, und würde daher zu der üblichen Schreibweise raten. zurück
Warum sollten sie denn auch nach der Farbe fragen, die sehen sie ja schließlich. Interessant wäre höchstens der Ursprung dieser Farbe. Mein Vorschlag wäre: fragen nicht, woher diese (Flecken) stammen, oder eine ähnliche Formulierung. zurück
Zwei Dinge: Das Oxymoron würde besser funktionieren, wenn man die Anordnung der Worte ändert: altbekanntes, immer fremder werdendes Carouge. Zum anderen halte ich auch hier die Personifizierung wieder für nicht ganz so gut gelungen. Ich bin mir sicher, dass Carouge als Stadt keine Meinung zu dem Übergang zwischen gestern und heute hat. Die Einwohner der Stadt vielleicht, nicht jedoch die Stadt als solches. Es ist ein Unterschied, ob man eine Stadt als eine Art Organismus sieht, der immer in Bewegung ist, und, zum Beispiel wie New York, »niemals schläft«, oder ob man eine Stadt als eine einzige, geschlossene Person mit bestimmten Meinungen und Ansichten darstellt. Ich würde es so formulieren: altbekanntes, immer fremder werdendes Carouge, in dem das Heute nur eine narbenlose Fortsetzung jenes Gestern zu sein scheint. zurück
Der Sinn dieser und der vorhergehenden Bindestriche erschließt sich mir nicht. Sollen die verschiedenen Schulfächer bzw. Noten auf diese Weise zu einer Einheit zusammengefasst werden? Warum? Ich sehe keine Veranlassung dazu und würde diese Zeichen daher weglassen. zurück
Im Rahmen dieses Textauszugs ist dieser Abschnitt nicht mehr als Wortschinderei, da diese ganzen Andeutungen sich auf Ereignisse beziehen, zu denen der Leser hier keinen Zugang hat. Innerhalb des Romans mag diese Passage vielleicht durchaus ihre Berechtigung haben, hier jedoch ist sie einfach nur störend. zurück
Was kann sie dieses fremde Carouge nicht mehr? Ich schätze mal, nicht mehr ertragen? Meiner Meinung nach gibt es keinen plausiblen Grund, warum dieser Satz nicht vervollständigt werden sollte. So, wie er da steht, ergibt er jedenfalls keinen Sinn. zurück
Bis hierher war die knappe, bisweilen regelrecht gehetzt anmutende Schreibweise der Situation angemessen. Von jetzt an jedoch finde ich sie nicht mehr ganz so passend. Die drei Personen sind zwar offenbar immer noch in Eile, haben jedoch zumindest Zeit für einen Kaffe und gewissermaßen einen vorläufigen Ruhepunkt gefunden. Und dieser Ruhepunkt, so kurz er auch sein mag, darf sich meiner Meinung nach ruhig auch im Erzählrhythmus wieder finden. zurück
Wasser ist nicht rücksichtslos, und Schreien zählt für gewöhnlich auch nicht zum Repertoire seiner Geräusche. Wie wäre es mit: Der Anblick erinnert mich daran, wie alles passiert ist. ? zurück
Die Reihenfolge des Gesagten ist nicht ganz logisch. Das endlich impliziert Erleichterung, insofern wäre es besser, das Gottseidank vorzuziehen. Für gewöhnlich ist das auch die wahrscheinlichere Reihenfolge der Gefühle: Zuerst Erleichterung darüber, jemanden endlich erreicht zu haben, und dann der Ärger darüber, ihn so lange nicht erreicht zu haben. zurück
Dieses in der Mitte abgebrochene Wort finde ich unpassend, es wirkt zu gekünstelt. Auch, wenn es sich um eine Schocksituation handelt, ich würde das Wort vervollständigen. zurück
In diesem Satz fallen mir zwei Dinge auf. Erstens ist mir nicht so ganz klar, wie genau Claire am Telefon ihr Gesicht abwenden kann. Sie sieht ihren Gesprächspartner doch ohnehin nicht. Mitfühlend die Augen schließen, das könnte ich ja noch verstehen, das wäre so etwas wie eine reflexartige Reaktion auf den Schmerz des anderen. Und dann missfällt mir einmal mehr ein in diesem Kontext nicht nachvollziehbarer Hinweis, hier konkret der auf das Bild aus Sinas Erzählung. Auf die Dauer wirkt eine derartige Geheimniskrämerei nämlich eher störend als interessant. zurück

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