StartseiteTextkritikTextkritik: Der Tote im Container - Prosa/Krimi

Textkritik: Der Tote im Container – Prosa/Krimi

Eine Textkritik von Malte Bremer

Der Tote im Container

von Bastian Neumann
Textart: Prosa/Krimi
Bewertung: von 5 Brillen

Hamburg, Containerhafen. Joshua Riedmann, Inspektor der Mordkommission Hamburg betritt einen Schiffscontainer. Im schummrigen Licht seiner Taschenlampe erkennt er in der hinteren Ecke eine menschliche Gestalt. Er tritt näher und leuchtet den Körper ab. Eine Kopf Wunde und diverse Prellungen und Abschürfungen an Armen und Beinen. Durch die hermetische Versiegelung des Containers ist der Leichnam noch gut konserviert und kaum zerfallen. Seine Kleidung ist mit Matsch verschmiert und ein Schuh fehlt.
Er wendet sich ab und tritt ins Freie, dort sieht er die Gerichtsmedizinerin Julia Kant vom pathologischen Institut der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf neben dem Krankenwagen stehen. Die Luft richt nach Fäulnis, ein durchdringender Gestank der von dem Körper aus geht. Die Sonne ist gerade untergegangen und die Nachtschicht der Kriminalpolizei beginnt ihren Dienst.
Er geht zu ihr und begrüßt sie Herzlich: »Schön dich mal wieder zu sehen Julia, wie geht es dir und deiner Familie?«
»Danke ganz gut. Die Kinder machen mal wieder was sie wollen und mein Mann sitzt vor der Glotze. Wie geht es dir?«
»Die Arbeit frisst mich auf, aber ansonsten auch gut, danke der Nachfrage
»Was haben wir heute?«
»Das Opfer ist weiß, männlich, ca. 1,70 groß, hat braune Haare und trägt verschmutze, nicht vollständige Kleidung.«
»Fein, bist du dann hier soweit, dass ich hinein kann
Joshua dreht sich um und schaut zum Container, Die Leute der Spurensicherung haben mittlerweile große Scheinwerfer aufgestellt und arbeiten schnell und gewissenhaft daran, alle Spuren zu dokumentieren und zu sichern. Von Zeit zu Zeit erleuchtet ein Blitz die Nacht, jeder Winkel des Fundorts und der Leiche werden fotografiert um spätere Ermittlungen anzustellen.
»Ja, du kannst, aber sei vorsichtig
»Das bin ich doch immer. Wir sehen uns nachher in der Autopsie.«
Mit diesen Worten nimmt sie ihre Tasche, dreht sich Richtung Container und geht zielstrebig darauf zu.
Julia Kant kniet neben dem Leichnam und betrachtet ihn. Dabei beginnt sie wie immer mit dem Toten zu reden: »Du warst mal ein ganz Hübscher, du hast schöne Haare. Wollen wir mal sehen, wie lange du schon Tot bist.« Sie holt aus ihrer Tasche ein Leberthermometer und steckt es dem Toten in das Abdomen. Nach einigen Augenblicken piepst das Thermometer und Zeigt die Außentemperatur an. »So so, du bist also schon eine ganze Weile Tot.«. Sie hebt den Arm und versucht ihn zu Beugen. Sie verfährt ebenso mit dem Kiefer: »Na ja, wir nehmen dich mal besser mit.« Sie richtet sich wieder auf und ruft den zwei Sanitätern außerhalb des Containers zu: »Sie können ihn jetzt mitnehmen, passen sie auf, dass Sie ihn möglichst wenig bewegen.« Als die Sanitäter den Container mit einer Bare betreten, geht Julia zu ihrem Auto und setzt sich hinters Steuer. Sie nimmt ihr Handy und will gerade bei Joshua Riedmann anrufen, als es zu klingeln beginnt. Sie drückt auf einen Knopf und hält sich das Gerät ans Ohr: »Julia Kant, Gerichtsmedizin
»Gut, dass ich sie erreiche, kommen sie bitte zum Bruno-Georges-Platz 1?«, es war Joshua Riedmann.
»Zum Präsidium? Was ist denn los?«
»Wir haben eine Weitere Leiche, direkt vor unserer Tür.«
»Kaum 10 Minuten im Dienst und schon zwei Leichen. Ich komme, bis gleich.«
Mit diesen Worten legt sie das Telefon auf den Beifahrersitz und startet den Motor.

Kapitel 2 – Der Nächste

Hamburg vor dem Polizeipräsidium. Julia Kant steigt aus ihrem Wagen und geht auf die Absperrung zu, ein Polizeibeamter hebt das Band mit dem der Gehweg abgesperrt ist hoch und lässt sie durch. Joshua Riedmann dreht sich in diesem Moment um und sieht sie kommen: »Schön, dass du so schnell kommen konntest, was sagst du dazu? Erschossen, direkt vor dem Eingang zum Präsidium. Die werden auch immer dreister.«
»Es hat so den Anschein. Lass mich mal sehen.« Sie kniet sich wieder neben die Leiche und beginnt sie zu untersuchen. Dabei spricht sie für das Protokoll auf einen Kassettenrecorder: »Weiß, männlich, sehr füllig, trägt gute Kleidung. Wurde am Kopf von einer Kugel getroffen, sie hat das Gehirn durchschlagen und ist am Hinterkopf wieder ausgetreten, ein glatter Durchschuss. Sonst keine weiteren Verletzungen sichtbar, der Schuss ist die wahrscheinliche Todesursache, deutliche Schmauchspuren an der Wunde, geringe Schussdistanz. Näheres kann ich erst sagen, wenn ich ihn auf dem Tisch habe
Sie steht auf und gibt Anweisungen den Toten ebenfalls mit zu nehmen.
»Passanten haben gesehen, wie er erschossen wurde, sie sagen, es sei ein Mann gewesen, groß und sportlich, er habe einen Kapuzenpullover getragen, er habe dem Oper auf die Schulter getippt, etwas gesagt und ihm dann in den Kopf geschossen. Als das Opfer zu Boden ging soll er sich gebückt haben ihm an den Kopf gefasst und einen Umschlag an sich genommen haben. So sagt es einer der Zeugen, ein Taxifahrer, der hier an der Ecke auf einen Fahrgast gewartet hat.«
Sie verabschiedet sich von Joshua und fährt zum Universitätsklinikum um dort die Sektionen an den beiden Opfern durch zu führen.Mit einem Blauen OP-Kittel, Gummihandschuhen und einem Plastikvisier vor dem Kopf betritt sie die Autopsie. Sie geht zu dem zweiten Tisch, auf dem die Leiche des Mannes vor dem Präsidium liegt. Ein Assistent hat sie schon ausgezogen und auf den Tisch gelegt. Sie greift zum Wasserschlauch um die Wunde zu reinigen, als das Blut mit dem Wasser verdünnt zur Seite rinnt, sieht sie etwas metallisches auf blitzen. Sie stoppt den Wasserstrahl sofort und versucht mit einer Pinzette das Metallstück zu fassen. Als sie es aus der Wunde entfernt hat, betrachtet sie die runde Metallscheibe im Licht der Lampe die über dem Tisch hängt. Es war ein Geldstück, ein kupferfarbenes 1-Cent Stück. Sie greift nach einer Papiertüte um es als Beweisstück sicher zu stellen und beginnt mit der Entnahme der DNS und Fingerabdrücken.
Mit einem Summen meldet die Tür, dass eine weitere Person die Autopsie betreten hat. Sie dreht sich um und sieht Joshua Riedmann, der ebenfalls blau gekleidet mit Visier den Raum betreten hat. »Guten Abend, Julia! Hast du schon was herausgefundenen?«
»Ich habe gerade erst begonnen, es war viel Verkehr auf der Straße und ich hab 20 Minuten vom Präsidium bis hier her gebraucht. Wie machst du es eigentlich, immer so schnell von einem Ort zum nächsten zu kommen?«
»Ich kenne mich eben aus in dieser Gegend. Ich lebe hier seit ich ein kleiner Junge war. Damals bin ich schon überall herumgelaufen und habe alles genau beobachtet. Ich kenne diese Stadt so gut wie kaum ein anderer.«
»Du könntest mir ruhig mal ein paar Abkürzungen zeigen. Ich hab was für dich gefunden.«, sie greift zur Tüte und lässt das Geldstück auf ein weißes Blatt Papier fallen, »Das habe ich in seiner Schusswunde am Kopf gefunden. Das muss da jemand rein gesteckt haben. Vielleicht der Mörder?«
Joshua sieht sich den Cent an: »Der Taxifahrer sagt aus, der Mörder habe dem Toten an den Kopf gefasst. Die Münze ist aus dem Jahr 2001, das bedeutet nichts Gutes
»Du meinst es ist der Münzmörder?«
»Wenn du ihn so nennen magst, wir glauben es ist ein Auftragskiller, er wird dafür bezahlt hohe Tiere in Politik und in der Wirtschaft zu liquidieren. Auf sein Konto gehen schon 13 Morde, mit diesem sind es dann 14.«
»Und ihr habt noch keine Idee, wer er ist?«
»Nein, nur dass bei jedem Opfer eine ein Cent Münze aus dem Jahr 2002 in der Wunde gefunden wurde, und dass wir nie irgendwelche Spuren von ihm gefunden haben. Einige Kollegen sagen er sei ein Phantom, andere behaupten es seine mehrere Personen, die sich den Modus operandi teilen.«
»Ich bring das Geldstück mal ins Labor, vielleicht finden die was. Bis später, du erreichst mich auf meinem Mobiltelefon.«Ballistisches Labor. »Nein, tut mir leid, wir konnten nichts besonderes an dem Geldstück feststellen, es ist Pressfrisch von 2002 und es befinden sich weder Hautpartikel noch Fingerabdrücke auf der Münze. Wenn sie dann Bitte hier unterschrieben würden?« Der Laborbericht verhärtet den Verdacht von Joshua nur noch mehr. Mit einem müden Gesichtsausdruck begibt er sich in sein Büro und greift nach der Kaffeekanne. Sein Handy klingelt: »Ich habe jetzt die erste Autopsie beendet, wenn du bei der zweiten dabei sein willst, musst du dich beeilen.«
»Ich werde kommen.« mit diesen Worten greift er nach seiner Jacke und eilt über den langen Gang nach draußen zu seinem Wagen.

© 2007 by Bastian Neumann. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung

Diagnose: Zerebraler Durchfall, verursacht durch eine Überdosis von CSI-Serien
Dabei habe ich mich gefreut: Endlich versucht sich einmal jemand an dem schwierigen Krimi-Genre! Stattdessen ist es nicht einmal ein Versuch, sondern ein einziges Drehen, Treten, Greifen und Mit-diesen-Worten-Hantieren, eine sinnentleerte Aneinanderreihung von Klischees und haarsträubendem Blödsinn. Was soll das werden? Etwa ein Roman ohne erstes Kapitel? Ist der Roman gar schon fertig? Den Fortschritt eines solchen Romanes kann schließlich nur ein Schreibkrampf oder ein endgültiger Computerabsturz verhindern. Immerhin habe ich eine geeignete Müllhalde empfohlen (wer sucht, der findet), wo der Text deponiert werden kann.

Die Kritik im Einzelnen

Zweimal Hamburg, zweimal Container, ein fehlendes Komma nach Mordkommission Hamburg… schon der Anfang überzeugt gar nicht! Muss es denn Hamburg, Containerhafen heißen? Ich weiß, dass es den gibt, aber wegen der hilflosen Wiederholung bei Schiffscontainer würde ich hier reduzieren: Hamburg, Hafen. Dass Joshua Riedmann von der Mordkommission Hamburg ist und nicht von der aus Waghäusel-Wiesel, versteht sich von selbst, denn dieser Ortsname müsste angegeben werden! zurück
Wie wichtig ist, dass er näher tritt? Ergibt sich das nicht logischerweise aus der nachfolgenden Beschreibung? Doch, ergibt sich! zurück
Diese Aufzählung ist grammatisch nicht korrekt: Es muss heißen: Einen Kopf, eine Wunde und diverse Prellungen … Wobei ich mich frage, wie viele Köpfe Joshua denn erwartet hat; oder ist hier Kopfwunde gemeint? Wenn: Warum steht es dann nicht so da? zurück
Also: Die Arme und Beine sind vollumfänglich sichtbar: Das merken wir uns für später! zurück
Donnerwetter: gut konserviert ist der Leichnam, und zusätzlich kaum zerfallen! Der vorherige war nämlich – da erinnert sich Joshua noch genau – gut konserviert und vollständig zerfallen … jahahaha, wenn der Inspektor erzählt, da spitzt unsereins gewaltig die Ohren! zurück
Wir erinnern uns: Arme und Beine sind vollumfänglich sichtbar; daraus schließen wir, dass die nicht näher beschriebene, aber matschverschmierte (dass es keine Schuhcreme oder eingetrockneten Fäkalien waren, hat der fachmännische Blick Joshuas im schummrigen Licht seiner Taschenlampe klar erkannt) Kleidung aus maximal T-Hemd und kurzen Shorts bestanden hat, zusätzlich noch ein Schuh; Socken hingegen fehlten. zurück
Umständlich: Im Freien sieht er Frau Dingsbums neben einem Auto! Soll er doch einfach ins Freie treten (treten tut er gerne, er betrat schon den Container) Punkt Die Gerichtsmedizinerin Julia Kant steht neben dem Krankenwagen Punkt Dass die aus Hamburg kommt ist etwa so interessant wie die Reifengröße vom Krankenwagen! Dass eine Gerichtsmedizinerin mit dem Krankenwagen zu einer Leiche fährt, halte ich für Blödsinn, denn Krankenwägen braucht man für Lebende (ich lasse mich aber gerne belehren), und falls nicht sie mit diesem Fahrzeug unterwegs war, hat es aus besagtem Grund schon gar nichts hier zu suchen: Was also soll der alberne Krankenwagen? Weil es so schön ins Krimi-Klischee passt? zurück
Die Luft richtet sich nach Fäulnis? Die Luft riecht nach Fäulnis? Und wir werden belehrt: Fäulnis bewirkt durchdringenden Gestank (und ich dachte immer, das ist ein Parfüm); und der geht vom Körper aus; Joshua befindet sich im Freien, im Container hat nichts gerochen! Welchen Körper gibt es noch? Genau: Julia Kant! Vielleicht hat sie zombiemäßig zumindest einen verwesenden Körperteil an sich (oder dabei? Manche Gerichtsmediziner sind ganz schön vergesslich, da bleibt beim Zusammennähen schon mal ein Nierchen übrig, das man klammheimlich entsorgen muss: Wir befinden uns schließlich mitten in einem schlechten Krimi). Die Leiche im Container hingegen ist geruchsfrei, da gut konserviert!
Lässlich, aber lästig: nach Gestank fehlt ein Komma! Der Gestank geht nicht von dem Körper aus in eine Waschanlage, sondern es ist ein Gestank, der vom Körper ausgeht, und im nächsten Satz muss es Kriminalpolizei heißen.
Im übrigen, gehe ich Ab jetzt nicht mehr ge zilt auf falsche recht Schreibung oder Zeichen Setzung ein allein bei – Flüchtiger durch Sicht. habe ich über 30 Versstöße Fest gestellt. zurück
Drei Zeilen Geschwätzgebabbel der überflüssigsten Sorte, da bis übern Stehkragen mit Klischees befüllt! zurück
Warum soll er hier (also bei Julias Krankenwagen) so weit sein? Sollte er noch etwas mit dem Zombie Julia im Krankenwagen vorhaben können sollen, da doch deren Mann vor der Glotze hängt? Wartet sie auf eine nette Bemerkung anlässlich ihres neuen Grufti-Parfüms? Was hindert sie am Betreten des Containers? zurück
Warum dreht Joshua sich um? Können die Betreffenden die Scheinwerfer nicht ohne sein Körpersignal aufstellen usw.? Doof sind die Leute der Spurensicherung selbstverständlich auch (in der Serie »Tatort« sollen sie deswegen auch ausnahmslos Dialekt sprechen), denn sie stellen zwar große Scheinwerfer auf, aber die Nacht, die während des halbstündigen Gesprächs zwischen dem verhinderten Liebespaar eingebrochen ist (dochdoch: bei Beginn des Gesprächs war die Sonne gerade untergegangen) muss mittels Blitzlicht erhellt werden, weil sie vergessen haben, die Scheinwerfer einzuschalten! Und die Doofmänner fotografieren sogar noch jeden Winkel der Leiche: auf die Aufnahmen wäre ich gespannt: »Nr. 3 markiert den dorsalen Leichenwinkel!« zurück
Genau, auch Blitzlichter brauchen mal eine Pause, und ohne diese Warnung würde Zombie-Julia bestimmt über die sinnlos aufgestellten Scheinwerfer stolpern und sich das Gehirn brechen …zurück
Räumliches Vorstellungsvermögen ist unabdingbar beim Schreiben, und wer das nicht hat, soll sich gefälligst eine Skizze vom Tatort und dem Standort der Personen machen! Also: Beim Verlassen des Containers (wir setzen, dass Joshua dabei geradeaus geschaut hat) sieht Joshua seinen Lieblingszombie, geht auf ihn zu und spricht mit ihm. Wenn wir davon ausgehen, dass er nicht mit Julias Hinterkopf redet, sondern ihr ins Gesicht schaut, dann müsste sie also, wenn er beiseite träte, direkt in den Container schauen können. Muss wohl so sein, denn Joshua dreht sich um und schaut zum Container, wo er die Trottel beim Winkelfotografieren sieht. Und was macht Julia? Sie nimmt mit diesen Worten die Tasche und dreht sich Richtung Container – wie, bitte, soll das geschehen? Hätte sie sich da nicht erst zu ihrer Tasche drehen müssen, die hinter ihr auf dem Boden stand (Frauen stellen ihre Taschen bekanntermaßen immer hinter sich ab, vielleicht wurde es deswegen nicht extra erwähnt)? Und vor ihr & mit dem Rücken zu ihr steht unser alter Kumpel Joshua und müsste folglich über den Haufen gerannt werden, falls sie zielstrebig (also: schnurgerade) zum Container geht.
So ist es halt beim Schreiben: Wer nicht aufpasst, verliert sich in überflüssigen Details und verirrt sich in seinen selbst geschaffenen Räumen. Warum müssen sich die Protagonisten alle naslang drehen und wenden? Warum beschäftigt man die Fantasie des Lesers mit absurden Details? Striche man diesen Satz, fehlte gar nichts, denn der nächste zeigt unsere Zombiene bei der Leiche; da ist es schnurz, ob sie dorthin zielstrebig oder in Kurven getanzt oder geflogen ist oder gar getragen wurde. Das braucht der Leser nicht zu wissen, aber er will wissen, ob die Alleinverdienerin ihr Handwerk beherrscht. Mensch, werde wesentlich! zurück
Eidiedei: Jetzt blödelt auch noch die Gerichtsmedizinerin herum: Durch die matschverschmierte Kleidung steckt sie dem Toten Toten ein Leberthermometer ins Abdomen, um die Außentemperatur zu messen. Ja, geht’s noch? Dacht ich mir!
Aber was ist eigentlich ein Leberthermometer? Ein Superthermometer, dass man irgendwo in den Bauch (Pardon: Abdomen, wir haben hier schließlich eine Gerichtmedizinerin vor uns) sticht (stecken kann man es nicht, der Bauch hat normalerweise keine Löcher) und das sich dann auf die Suche nach der Lebertemperatur macht? Oder ist das eine stinknormale Temperatursonde, mit der man unter der Haut die Temperaturen von allerlei Eingeweiden messen kann, sofern man sie trifft?
Ich lass aber nicht locker, sowas will ich wissen: Brockhaus und Pschyrembel haben keinen Schimmer von derartigem Gerät, also Internet. Wikipedia? Fehlanzeige. Google? Statt einem Fachversand für Leberthermometer schlappe 3 (drei!) Treffer, alle ausnahmslos aus Gerichtsmedizin-Film-Fan-Fan-Foren, darunter dieses Prunkstück: Aus dem Koffer neben mir kramte ich eben das Leberthermometer, als mir etwas einfiel. “Ryan, sag dem Detective Bescheid, dass er die Reservierung an der Rezeption überprüfen soll oder mach es selbst.” Sein Schweigen verriet mir, dass meinen Seitenhieb wohl bemerkt hatte. Sieg für mich.
Ich nahm das Thermometer und steckte es- wo auch sonst- in die Leber des Toten.

Der Internet-Text bietet gleichfalls (und wen wundert’s) unsäglichen Sprachmüll und hat Probleme mit unserer Grammatik: Ich steckte das Thermometer wo? Korrekte Antwort: in der Leber. Fazit: Statt aus dem Glotzophon CSI-Müll zu saugen besser selbst denken und recherchieren; das ist allerdings mit Arbeit verbunden und nur etwas für Leute, die ernsthaft schreiben wollen. Alle anderen dürfen Zirbeldrüsen-Thermometer erfinden und ganze Nadelkissen in Abdomen stecken, wenn’s den Fan beglückt und zu solchem Gelobhudel führt wie dem von Sternenlicht, AnthonioDinozzoFan oder Maggie Parker. zurück
Sie hebt (ihren? den vom Leichnam?) den Arm und versucht ihn zu beugen. Kann man schon mal versuchen, manche nennen das Gymnastik, und es empfiehlt sich vor allem vor und nach exzessivem Leberthermometer-Stecken. Aber der eigentliche Hammer kommt noch: Sie verfährt ebenso mit dem Kiefer. Alles klar? Sie verfährt ebenso mit dem Kiefer. Als Klartext für den Erzähler: Sie hebt den Kiefer (ihren? den vom Leichnam?) und versucht ihn zu beugen. Auf solch schräge Einfälle muss einer erst einmal kommen! Zombie-Julia hat definitiv mehrere Schrauben locker und Räder ab – kein Wunder, dass die Kinder lieber machen, was sie wollen, als ihre Kiefer zu beugen, und der gestresste Ehemann forscht vermutlich in den diversen CSI-Serien nach Verantwortlichen für die desolate geistige Verfassung seiner Ehefrau.

Hinweis in eigener Sache: Wenn ich so weiter mache, brauche ich noch Wochen. Ich werde folglich nur noch gröbste Schnitzer sadistisch sezieren, denn dieser Text ist nicht zu retten. zurück
Das heißt nicht die Bare, sondern die Bar, und so etwas kann von zwei Sanitätern gewiss nicht getragen werden, so besoffen die auch sein mögen. Ansonsten hilft der Duden weiter oder das Lesen von Büchern, hören jedoch kann man den Unterschied selbst mit der besten Flachbildglotze nicht.
Wo kommt ihr Auto her? Ist das etwa doch der Krankenwagen? Nein, kein Mensch besitzt einen Krankenwagen! Warum wird das eigene Auto aber nicht beschrieben: Farbe, Polstergeruch (vermutlich »Fäulnis« von Gucchi), Tönungsgrad der Heckscheibe, Anzahl und Farbe der Neonschlangen in den Ablagen? Das ist doch wichtig, damit wir Leser uns ein noch genaueres Bild von der geistigen Verfassung dieser Möchtegern-Gerichtsmedizinerin machen können, ja, millionenmal wichtiger als die unaufgefordert mitgelieferte Bedienungsanleitung für Händis, die da lautet: Wenn’s klingelt, muss man einen Knopf drücken und das Händi ans Ohr halten! Oder ist dies der Nachweis, dass Zombie-Julia doch noch etwas anderes kann außer Kiefer beugen, nämlich ein Händi bedienen? Potztausend! zurück
Joshua scheint das zu wissen, denn statt die Kieferbeugerin mit dem schwierigen Wort Präsidium zu quälen, bestellt er sie zum Bruno-Georges-Platz 1, was wiederum Julia nicht versteht, aber sie weiß irgendwo irgendwie, wo Joshua als Polizist arbeitet, und so schließt sie messerscharf, dass das Präsidium gemeint sein muss: Welch gelungener Dialog! Und er endet mit einer akrobatischen Glanzleistung unserer verwirrten Julia: Während sie noch mit Joshua per Händi spricht (: Mit diesen Worten) legt sie das Telefon (gemeint ist wohl das Händi, mit manchen soll man sogar noch telefonieren können) auf den Beifahrersitz (und ihren Oberkörper gleich mit, wenn sie sich nicht von Hand, Mund und Ohr trennt, die bekanntlich mit dem Händi beschäftigt sind) und startet den Motor: Womit aber startet sie den Motor? Die rechte Hand ist am Händi und mit Ablegen beschäftigt, der Mund redet am Händi, das Ohr lauscht ebenda, ob Joshua noch etwas zu sagen hat – es muss der ganze Oberkörper sein, der sich mitsamt Händi auf den Beifahrersitz legt, nur dann hat die linke Hand genug Raum, den im Allgemeinen nur Rechtshändern zugänglichen Zündschlüssel zu drehen. zurück
Dunnerlüttchen: Haben wir schon ein ganzes Kapitel bearbeitet, ohne zu merken, dass da eines war? Jedenfalls kommt jetzt das zweite mit dem Titel Der Nächste. Fragt sich nur, ob der Leser darauf gespannt sein kann, schließlich wurde die Leiche bereits angekündigt. Das Kapitel hätte eigentlich früher beginnen können, um in bewährter Jeremias-Baumwoll-Tradition die Spannung auf die nächste Folge am Kochen zu halten. Doch bislang gab es nichts Spannendes außer Zombie-Julias Händi-Gymnastik, folglich lässt man die Kapitel wechseln wie die Orte: Hamburg, vor dem Polizeipräsidium, genau so, wie wichtigtuerische Filme den mitfiebernden Zuschauer von ihrer Authentizität überzeugen: eben mittendrin, satt, voll dabei! zurück
Statt dass Joshua gleich mit Julia spricht, muss sie erst noch aus dem Auto steigen, und ermüdet vom Kieferbeugen kann sie sich nicht einfach unter einem Absperrband durchbücken, nein: der vollbeamtete Ober-Absperrband-Hochlupfer, dieses dröge Standardinventar von jedem auch noch so dämlichen Kriminalfilm, ist selbstverständlich zur Stelle und hebt – ja was? Genau: – das-Band-mit-dem-der-Gehweg-abgesperrt-ist hoch! Welch unglaubliche Präzision! Ohne das hätte Julia niemals mit Joshua sprechen können, zumal ihr Händi wohl noch auf dem Beifahrersitz liegt, jedenfalls ist das Gegenteil nicht beschrieben, wo doch sonst jedes noch so überflüssige Detail breit gewalzt wird! Joshua dreht sich wieder einmal um, und Julia kniet sich wieder neben die Leiche, obwohl sie diese zum ersten Mal trifft, und dann beginnt sie wie immer mit dem Toten zu reden – halt, stimmt nicht! Schon bei ihrem zweiten Toten redet sie nicht wie immer mit selbigem, sondern plaudert mit ihrem Kassettenrekorder: Als Allerobererstes stellt sie gemäß dem amerikanischen Fernseh-Vorbild die Hautfarbe der Leiche fest (irgendwoher muss sie ja ihre fundierte Ausbildung und ihr Leberthermometer bekommen haben), dann kann sie nicht erkennen, wo die Kugel genau eingeschlagen hat (irgendwo am Kopf), aber die Austrittsöffnung diagnostiziert sie gekonnt – und zum krönenden Abschluss erzählt sie dem Kassettenrekorder, dass sie ihm Näheres erst sagen kann, wenn sie die Leiche auf dem Tisch habe: Das wird ihn aber freuen, den Kassettenrekorder, wenn er dann Näheres erfährt! Das Protokoll, für welches diese präzisen Sätze gesprochen wurden, möchte ich lieber nicht lesen, schließlich kenne ich Julias Geisteszustand … zurück
Wem gibt sie Anweisungen? Dem Ober-Absperrband-Hochlupfer? Joshua? Ist doch sonst niemand anwesend, nicht einmal Gaffer! Zudem will ich wissen, was diese Angewiesenen gerade am Mitnehmen sind, da sie den Leichnam ebenfalls mitnehmen können, wenn sie schon einmal dabei sind! Und als Drittes interessiert mich (eigentlich aber doch nicht), was denn die Anweisungen sind: Leiche mitnehmen ist nur 1 Anweisung. Je nun, so ist sie halt, die undurchschaubare Welt der Gerichtsmediziner: von allen guten Geistern verlassen!
Den Zeugen, der gesehen haben will, dass der Täter dem zu Boden gegangenen Opfer an den Kopf gefasst und einen Umschlag an sich genommen haben soll, würde ich sofort einem Alkoholtest unterziehen, denn an Köpfen befinden sich Bretter, Hüte, Kopfhörer, Brillen, Hörgeräte, falsche Bärte usw., aber bestimmt keine Umschläge! Zum Schluss werden wir davon überrascht, dass Julia allen Ernstes vorhat, beide Leichen zu sezieren (Auch das noch! Die steckt doch sicher wieder ihr Leberthermometer in Abdomen). Aber erfreulicherweise fährt sie dieses Mal einfach so zum Universitätsklinikum, ohne vorher mit Hilfe des Ober-Absperrband-Hochlupfers den Tatort verlassen und ihr Auto gefunden, die Autotür aufgeschlossen und das Händi aufgenommen zu haben, ohne eingestiegen zu sein und den Motor angelassen zu haben: Geht doch! Oder war der Erzähler einfach nur zu faul? Wenn, dann war er nicht faul genug, da der letzte Absatz eigentlich komplett wegfallen könnte. zurück
Julia betritt (kennen wir, alle treten hier) die Autopsie, und verwundert reibt sich der überraschte Leser die Augen: Was Julia nicht alles vor dem Kopf hat! 1 blauen OP-Kittel, eine undefinierbare Menge Gummihandschuhe und 1 Plastikvisier, vermutlich alles an das dort befindliche Brett genagelt (ein Zombie spürt so etwas nicht): Kann sie dann überhaupt noch etwas sehen? Zumindest hat sie jetzt heftig Halluzinationen, denn auf dem zweiten (Von wo? Oder haben Seziertische Nummern wie die Kneipentische beim Ball einsamer Herzen, wo der Herr von 19 der Dame von 3 per Tischtelefon ein trautes Miteinander andienert?) Tisch prangt ein komplettes Präsidium, und vor diesem liegt die Leiche!
Bevor das noch so richtig ins Hirn dringen kann, wird uns blöden Lesern zur Ablenkung schnell & eifrig erklärt, dass die Leiche sich da nicht etwa von allein hingelegt hat, oh nein, ein Assistent hat das getan, jawohl, und der hat sie zuvor ausgezogen, und zwar ganz! Und dann hat er sich blitzschnell im Kühlregal versteckt, als er Zombie-Julia mit all dem Zeug vor dem Kopf hat herantapern sehen.
Wenn etwas metallisch aufblitzt, dann ist das für die stark sehbehinderte Gerichtsmedizinerin logischerweise ein Metallstück, auch wenn es vielleicht ein Stück Folie sein könnte, aus Kunststoff z. B. Und wenn man kein Wasser mehr will, was macht man dann? Genau: man stoppt den Wasserstrahl – verblüffend! Wozu gibt es eigentlich Ventile und dergleichen, wenn man Wassersträhle einfach auch so stoppen kann? Anschließend versucht Julia mit einer Kopfwundenpinzette für metallisch Glänzendes (wenn schon, denn schon) das Metallstück zu fassen, aber bevor der Versuch glückt, entfernt sie das Metallstück bereits (wohl mit der Wasserstopp-Hand) und entdeckt ein kupferfarbenes 1-Cent-Stück (nein: kein silbernes, kein gelbes, auch kein schwarz-rot-gold gestreiftes, sondern ein kupferfarbenes; so etwas Rares soll es tatsächlich geben); und was macht sie damit? Weiß kein Schwein! Sie greift nach einer Papiertüte (sind ihr die Plastiktüten ausgegangen?), um es als Beweisstück sicher zu stellen (und nicht etwa ihrer farbenprächtigen Cent-Sammlung als Unikat zuzuführen) – und dann passiert irgendetwas Magisches, was die Ausführung dieser Absicht behindert, jedenfalls beginnt sie unvermittelt, der Leiche ihre DNS zu entnehmen. Merkwürdig: Ich dachte bislang, dafür reicht 1 Härchen, 1 Speicheltröpflein, 1 Hautschüppchen? Jetzt aber hört es sich dank beginnt mit der Entnahme so an, als begönne eine mehrstündige Schnibbelaktion innerhalb des Leichnams! Werden Fingerabdrücke auch entnommen? Falls nicht: Wie beginnt man Fingerabdrücke? (Wie war das doch gleich? ja: So ist sie halt, die undurchschaubare Welt der Gerichtsmediziner: von allen guten Geistern verlassen!) zurück
Der Raum wurde betreten, und Joshua hat ihn betreten (Ist doch großartig, wenn man erkannt hat, dass man etwas betreten kann, das kann man gar nicht oft genug wiederholen!) – er kann halt nicht anders. Ungewöhnlich verhält sich die Tür: Sie dreht sich nämlich um, nachdem Joshua hindurch ist, und sieht Joshua (vorher hatte sie wohl geschlummert und ist erst durch ihr Summen aufgeschreckt). Der Dialog beginnt – wie bei Gerichtsmedizinern und Politikern üblich – damit, dass eine klare Frage auf keinen Fall beantwortet wird. Die Nichtbeantwortung der Frage mündet in eine Ankündigung und eine Demonstration gerichtsmedizinischer Magie: Zombie-Julia greift zur Tüte und lässt das Geldstück auf ein weißes Blatt Papier fallen. Wie hat sie die Tüte in ein Geldstück verwandelt? Wo war die Tüte in der Zwischenzeit? Wieso greift sie immer nach allem? Wo kommt das weiße Blatt Papier her, sie steht doch am zweiten Tisch? Hatte der Assistent es ausgezogen und ebenfalls dort vor dem Präsidium deponiert? Wieso ist unserer versierten Gerichtsmedizinerin das nicht vorher aufgefallen? Joshua betrachtet das Prachtstück, wundert sich allerdings nicht über die Kupferfarbe, und erkennt den Jahrgang 2001, der ihm nichts Gutes verheißt! Recht hat er, wie wir bald sehen werden! zurück
Julia ist offenbar ansteckend, denn jetzt deliriert auch Joshua: 2001, das bedeutet nichts Gutes hat er besorgt verkündet! Und warum? Weil es nämlich einen Münzmörder gibt, der allen Opfern ein Münze aus dem Jahre 2002 in die Wunde stopft und wohl ein Auftragskiller ist und nie Spuren hinterlässt! Da die von der sehbehinderten Julia zutage geförderte Münze aber aus dem Jahre 2001 stammt, beginnt offenbar eine neue Serie von einem anderen Täter, und dann weiß der arme Joshua zweimal nix – nee, das ist wirklich nichts Gutes! Folgerichtig lässt Julia Joshua bei der Leiche zurück (da kann er sich mal ungestört aussprechen) und marschiert ins Labor (mit allem drum und dran). zurück
Stümper, Nieten, Versager, auch im Labor! Da pult jemand einem eine Münze aus dem Kopf, und auf der sollen überhaupt keine Hautpartikel sein? Nur weil sie pressfrisch war – was hier ja nur bedeuten kann, dass sie frisch in den Kopf gepresst worden war? Und sie trägt wider Joshuas Wissen den Stempel 2002, es gibt also keine neue Serie? Welcher Verdacht verhärtet sich denn dann, wenn er 1 weniger hat? Wieso ist er nicht erleichtert? Stattdessen bastelt er einen müden Gesichtsausdruck, und mit dem greift er nach der Kaffeekanne, als sein Händi klingelt und – ohne dass er einen Knopf drücken muss – sofort überträgt. Dem Gespräch ist zu entnehmen, dass das Labor unterbeschäftigt war, denn es hat die Münze sofort untersucht, den Bericht geschrieben und persönlich überbracht, während Zombie-Julia in der gleichen Zeit vom Labor zurück zur Autopsie getapert ist und nun bereit ist zur Obduktion der anderen Leiche – aber halt: Wieso ist Joshua inzwischen in seinem Büro? Egal: Hauptsache, er greift mit diesen Worten nach seiner Jacke (der müde Gesichtsausdruck hat Greifpause) und verlässt endlich die Szene. Preisfrage: Hat er die Jacke dabei, oder haben seine Worte voll daneben gegriffen? Fazit: Je nun, so ist sie halt, die undurchschaubare Welt der Gerichtsmediziner: von allen guten Geistern verlassen! zurück

© 2007 by Malte Bremer. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – verboten.