Anzeige
StartseiteTextkritikTextkritik: 110 fehlende Leerzeichen

Textkritik: 110 fehlende Leerzeichen

Kennen Sie das? Sie lesen einen Text und alles wird Ihnen vom Autor erklärt und erläutert. Der Autor hält sie offenbar für dumm – oder traut der eigenen Geschichte und Erzählkraft nicht.

Doch auch das kann noch getoppt werden, indem die Personen im Text ihr eigenes Handeln für den Leser kommentieren. Nicht nur der Autor, sondern auch seine Charaktere halten Sie für dumm.

Solche Texte mag man nicht lesen – es sei denn, man ist Textkritiker im literaturcafe.de und seziert einen solchen Text, damit andere daraus etwas lernen können.

Anna und die Nachbarskinder

von Sieglinde Schwierczinski
Textart: Prosa
Bewertung: 1 von 5 Brillen

Lautes Lachen, ein rollendes Poltern und Gejohle hörte Anna plötzlich hinter sich. Erschrocken drehte sie sich um. Mindestens fünf Jugendliche auf Inlinern und Skateboards kamen um die Ecke gebraust. Schnell trat sie an die Seite. ›Das sind doch die Kinder aus der Nachbarschaft!‹ dachte sie missmutig. ›Keine Rücksicht nehmen die, auf nichts und niemanden. Frech und Laut, so waren wir früher nicht.‹ Langsam ging sie weiter, dabei stütze sie sich schwer auf ihren Gehstock. Mit der anderen Hand zog sie einen Einkaufs-Trolly hinter sich her. Vom Ziehen tat ihr der Arm nun weh, denn der Supermarkt war ein ganz schönes Stück entfernt. Der Arzt hatte ihr einen Rollator empfohlen, aber so etwas wollte sie nicht. ›Das ist doch nur was für alte Leute‹, das war ihre Meinung dazu. Erneut blieb sie stehen, um etwas zu verschnaufen. Dabei schweifte ihr Blick zur anderen Straßenseite. Ihre Augen wurden mit einem mal groß. Erstaunt sah sie dort eine noch ziemlich junge Frau mit einem … Rollator! »Meine Güte, die ist so jung, und ich habe Angst, alt zu wirken? Ich muss wohl doch noch mal über den Rat des Doktors nachdenken.« Nach diesem Selbstgespräch ging sie mit etwas mehr Schwung weiter. Endlich stand sie vor ihrer Haustür. Seit dem Tod ihres Mannes lebte sie alleine hier.
›Nein, nicht ganz alleine‹ dachte sie lächelnd, als sie die Wohnungstür aufschloss. Ein großer roter Perserkater kam schnurrend auf sie zu und strich um ihre Beine. Der wurde jetzt ausgiebig gestreichelt. Dann erst fing sie an, die Tasche auszupacken. Der Kater war auch nicht mehr jung und ihr ein und alles. »Wir sind ein gutes Team« sagte sie zu ihm. Er miaute, als ob er ihre Worte verstand.

Mit einer Tasse Kaffee setzte sie sich nun auf den großen Balkon. Alles blühte so wunderschön, eine richtige Wohlfühl-Oase war das. Früher hatten sie und ihr Mann am Stadtrand ein kleines Einfamilienhaus mit einem Garten. Aber als sie beide älter wurden, entschlossen sie sich zu dieser Eigentumswohnung. Deshalb legte sie so großen Wert auf die Bepflanzung der Blumenkästen, quasi als Ausgleich zu dem Garten, den sie manchmal vermisste. Wie schön wäre es, wenn ihre Enkel hier mal sitzen würden. Aber die Kinder wohnten weit weg und sie sah sie nur noch selten. War das vielleicht ein Grund für die Abneigung gegen die lärmenden Nachbarskinder? Kinder waren nun mal laut, und man kann sie nicht festbinden und ihnen auch kein Pflaster auf den Mund kleben. Ihre eigenen waren in der Jugend auch nicht anders. Das musste sie ehrlicherweise zugeben. Und wie war sie selbst gewesen? Nun musste Anna doch schmunzeln. Sie war ein ziemlich wildes Mädchen, und das war in ihrer Jugend schon sehr unschicklich gewesen. Sehr oft hatte sie Hausarrest, und auch auf den Po hat es öfter was gegeben. Die Eltern hatten es mit ihr nicht leicht. Sie liebte Kinder und war deshalb auch Lehrerin geworden. Nun war sie schon viele Jahre pensioniert, aber sie dachte gerne an die Schulzeit zurück.

Von draußen hörte sie nun wieder unbeschreiblichen Lärm. Als sie über die Balkonbrüstung schaute, erblickte sie die Jugendlichen von vorhin. ›Aber da weint doch jemand‹ dachte sie und sah genauer hin. Einer der Jungens lag etwas verdreht auf dem Boden und die Freunde standen ziemlich ratlos herum. Jemand rief um Hilfe. Ein anderer meinte: »Meine Eltern sind nicht zu Hause
Anna war nun nicht mehr zu halten. Ohne zu überlegen ergriff sie den Notfallkoffer und rannte zum Fahrstuhl. Durch den Keller des Hauses war sie nach einigen Minuten im Garten.
»Ich wusste gar nicht, das ich noch so schnell laufen kann!« sagte sie zu den Kids. Diese sahen sie erstaunt an. Darum zeigte sie auf ihren Balkon direkt über ihnen: »Da wohne ich, Anna Meyers ist mein Name. Was ist passiert?« Die Jugendlichen erklärten es ihr und fragten sie, ob sie Ärztin wäre. »Nein,« lächelte Anna, »ich war Lehrerin, aber mein Mann war Arzt und ich musste ihm oft helfen
Der junge Mann hatte einige Schürfwunden an Kopf und Knie, und das eine Bein war am Knöchel schon stark geschwollen. Sanft befühlte sie die Stelle. »Es scheint nichts gebrochen, nur verrenkt. Ihr habt doch im Gefrierschrank bestimmt so Eisbeutel, die holt mal und ein Glas Wasser.« Schnell wie der Blitz sauste einer ins Haus. Die anderen standen flüsternd etwas abseits. Scheinbar wussten sie nun wer die alte Dame war. Sehr oft hatten sie sie schon geärgert und beschimpft, wenn sie nicht schnell genug aus dem Wege ging. Und jetzt war sie hier unten und half ihnen, während die anderen, sonst so freundlichen Nachbarn, hinter der Gardine standen und zusahen.
Zu allem Überfluss fing es jetzt an zu regnen. Der Eisbeutel war inzwischen da und sie legte ihn auf den Knöchel. Dann gab sie ihm ein Aspirin gegen die Schmerzen. »Das Bein muss ruhig gehalten werden. Besser wäre es, wenn ihr in die Notaufnahme fahren würdet. Damit er noch mal von einem Arzt untersucht wird. Mehr kann ich für ihn nicht tun.« »Aber wir sind alleine, unsere Eltern sind arbeiten und die Freunde wohnen wo anders. Wie sollen wir da hin kommen?« Anna sah die Jugendlichen prüfend an: »Ich rufe von meiner Wohnung aus einen Krankenwagen an. Einer fährt mit ihm. Die anderen können von mir aus bei mir warten. Natürlich nur, wenn ihr wollt. Zu essen und zu trinken habe ich auch.» Das nahmen sie zögernd an und trugen erst einmal den Verletzten auf die Terrasse.

Als der Freund weg war, standen sie auf der Terrasse herum und schauten zu Annas Balkon hoch. Sie trauten sie nicht, in die Wohnung zu gehen. War das ihr schlechtes Gewissen? Da erschien Annas Kopf über dem Geländer: »Nun kommt schon, der Kakao wird kalt.« Schnell wie der Blitz rannten die Jugendlichen nun hinauf.
In der Wohnung roch es wunderbar nach heißem Kakao. Auf dem Tisch standen Schokokekse und Apfelkuchen.
»Setzt euch und langt zu. Bei soviel Temperament, wie ihr habt, seid ihr bestimmt hungrig, oder?« meinte sie lächelnd. Immer noch waren sie erstaunt über diese alte Dame, die eigentlich keinen Grund hatte ihnen zu helfen. Und das sagten sie dann auch. Und sie entschuldigten sich. Aber davon wollte Anna nichts hören. »Kinder sind nun mal so. Zeitweise habe ich vergessen, wie ich selbst einmal war und auch meine Kinder waren keine Engel. Viele alten Leute vergessen das. Aber ich habe mich, glaube ich, noch rechtzeitig erinnert.« Es entspann sich ein tolles Gespräch. Die Kinder waren froh, das ihnen mal jemand zuhörte. Sie erzählten ihr von ihren Sorgen und Nöten. Anna hatte so manch guten Rat. Plötzlich klingelte es und die beiden Jungens waren wieder da. Auch sie bekamen heißen Kakao und Kuchen. Mit Erstaunen sahen sie, wie gut sich die Freunde inzwischen mit Frau Meyers verstanden. Anna erzählte ihnen Erlebnisse aus ihren Schultagen als Lehrerin und auch von ihren vielen Strafen als Kind. Sie versprach den Jugendlichen immer ein offenes Ohr für sie zu haben. Sie dürften jederzeit zu ihr kommen, auch mit den Hausaufgaben. Allerdings nicht ohne Zustimmung der Eltern. Und so entstand eine wunderbare Freundschaft. Auch die Eltern der Kinder waren begeistert und luden die neue Freundin nun öfter zu sich ein. Kater Oskar war auch sehr angetan, hatte er doch jetzt ganz viele Hände mehr, die ihn streichelten.

© 2012 by Sieglinde Schwierczinski. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

Zusammenfassende Bewertung


Eine Erzählung für Kinder mit dicker Moralkeule und überaus kitschigem Schluss.
Unklare räumliche Vorstellungen, seltsame Dialoge, und im Original kaum zumutbar: 110 (!) fehlende Leerzeichen nach Punkt oder Komma mussten ersetzt, 29 fehlende oder falsche Anführungs- bzw. Schlusszeichen sowie 13 falsche Satzzeichen verbessert werden, damit Leser und Leserin dem Text ohne Irritationen folgen kann …

Die Kritik im Einzelnen


Wie kann Anna lautes Lachen von dem viel lauteren Gejohle unterscheiden? Ist das laute Lachen überhaupt wichtig? Rätselhaft auch, warum sie das plötzlich laut hörte: Normalerweise steigert sich die Lautstärke mit der Annäherung der Jugendlichen. Das ist alles ziemlich merkwürdig. zurück

Die Ecke macht das Unverständliche des Anfangs nicht besser, denn diese hält den Schall nicht davon ab, schon vor den Jugendlichen um die Ecke zu witschen! M.a.W: die Ecke darf fehlen!. Erstaunlich, dass Anna sie nicht zählen kann: Dann müssen die Jugendlichen verdammt schnell gewesen sein, denn bis zu sieben Personen erkennt man ohne zu zählen auf einen Blick …
Inliner sind in der Regel ziemlich lautlos, sie verursachen gewiss kein rollendes Poltern – das bleibt den Skatebords mit den kleinen Rädchen vorbehalten.
Ich erlaube mir mal wieder einen Verbesserungsvorschlag zu machen für diesen missglückten Beginn:
Erschrocken trat Anna zur Seite: Mit lauten Gejohle brausten fünf Jugendliche auf Inlinern und lärmenden Skateboards von hinten an ihr vorbei. zurück

Ein Trolly ist eigentlich ein Trolley, zumindest rechtschreibmäßig betrachtet – das hat nichts damit zu tun, dass Trolly sehr wohl im Internet zu finden ist, wie jeder andere Rechtschreibfehler auch. Aber das ist nicht so wichtig: Viel wichtiger ist, dass es nicht um die Entfernung zum Supermarkt geht, sondern um den Weg hin und zurück. Dass ihr der Arm nun weh tat, ist verzichtbar. Und so würde ich das auch schreiben:
Vom Ziehen tat ihr der Arm weh, denn der Weg zum Supermarkt und zurück war weit. zurück

Das das nebst voraus gegangenem Komma darf man getrost streichen! zurück

Warum wohl werden Augen groß? Na? Eben – Anna ist erstaunt! Warum also muss das denn nochmals dem armen Leser um die Ohren geklatscht werden? So muss das heißen:
(…) wurden groß: Eine ziemlich junge Frau mit einem … Rollator! Dass die Madame noch ziemlich jung ist, kann man getrost vergessen, denn niemand ist immer jung, das vergeht, garantiert … zurück

Mit etwas mehr Schwung ist dröger Nominalstil: Wie wäre es mit einem einfachen etwas schwungvoller? zurück

Sowohl hier als auch im folgenden Sätzlein empfehle ich das hochsprachliche allein statt dem umgangssprachlichen Geschnodder alleine. zurück

Nanu? Hat die alte Anna den Trolley verloren? Wo kommt die Tasche her? zurück

Ab hier den Rest des Satzes streichen – denn das sind Standardfloskeln, die man sich schenken kann. Kinder sind nicht doof, die verstehen das Miauen schon ohne diesen Hinweis. zurück

Was soll das denn heißen? Was ist eine großer Balkon? Wie wäre es mit ausladend, geräumig, großzügig bemessen, stattlich? Aber dieses dröge groß? Es ginge ganz ohne ein Adjektiv: Denn dass da viel Platz ist, wird aus der folgenden Wohlfühl-Oase deutlich – was braucht es also mehr? zurück

Klar, ja, ich weiß schon: Normalerweise blühen Pflanzen potthässlich – Anna hingegen liebt & hütet absonderliche Pflanzen, die blühen in echt so wunderschönAlles blühte so wunderschön bitte bitte in den Abfalleimer! Und so zusammen fassen: (…) setzte sie sich nun auf den Balkon: Der war eine richtige Wohlfühl-Oase! Bitte auch die geänderten Satzzeichen beachten, es gibt schließlich weit mehr als Punkt und Komma! zurück

(Stöhn) Es gibt einfach keinen Ausgleich ZU etwas, aber es gibt einen Ausgleich FÜR etwas! zurück

Welche Kinder sind hier gemeint? Die Enkelkinder? Oder Annas eigene mit ihren Kindern? Hieße es ihre Kinder statt die Kinder, wo doch gerade von Enkel die Schreibe war, wäre alles klar, selbst Kinder würden den Satz dann verstehen … zurück

In eigener Sache: Jetzt gibt es nur noch einen Link pro Absatz, sonst sitze ich nächste Woche noch an dieser Besprechung!
Zu Beginn hörte Anna beschreiblichen Lärm – jetzt hört sie wieder unbeschreiblichen Lärm (eiwei …) – und als sie über die Balkonbrüstung blickt, hört sie trotz des unbeschreiblichen Lärms jemanden weinen: Das wird dann wohl eher ein Kreischbrüllen gewesen sein … Auch der Hilferuf und der völlig alberne Satz Meine Eltern sind nicht zu Hause wären in dem unbeschreiblichen Lärmgekreische wohl untergegangen. Und der Genitiv Plural von Junge heißt JungenJungens ist Umgangssprache und damit gewisslich nicht Stil einer pensionierten Lehrerin!
Hätte jedoch vor dem Haus der übliche Kinderlärm stattgefunden und wäre plötzlich abgebrochen, wäre das doch Grund genug gewesen, über die Balkonbrüstung zu schauen, und alles hätte annähernd so sein können – annähernd, denn der alberne Satz kommt später nochmals, da passt er dann auch! zurück

Wenn jemand schwer am Gehstock geht, kann er nicht rennen. Die Äußerung, dass sie selbst nicht wusste, dass sie so schnell rennen könne, entschuldigt das nicht, zumal diese Äußerung in der Situation völlig überflüssig ist. Ebenso ihre Vorstellung. Und dass die Jugendlichen plötzlich Kids heißen, ist nur noch sonderbar. Folgendes bliebe übrig:
Anna war nun nicht mehr zu halten. Ohne zu überlegen ergriff sie den Notfallkoffer und beeilte sich. Zwei Minuten später war sie im Garten. »Was ist passiert?« Die Jugendlichen erklärten es und fragten, ob sie Ärztin wäre. »Nein,« lächelte Anna »ich war Lehrerin, aber mein Mann war Arzt, und ich musste ihm oft helfen.« zurück

Annas Wunsch nach Eisbeutel und Wasser ist höchst umständlich und letztlich unangemessen. Die Floskel schnell wie der Blitz kommt demnächst nochmals und ist fürchterlich breitgetrampelt – soll der eine Bursch doch ins Haus rennen oder in ihm verschwinden (war das der, dessen Eltern nicht zu Hause sind?). Dass die Jungen nicht wussten, wo Anna wohnt, ist unglaubwürdig, es sei denn, der Junge, der ins Haus geblitzt ist, ist gerade erst eingezogen. Die anderen Nachbarn sind also freundlich? Und Anna war immer unfreundlich? Was soll das, es ergibt doch keinen vernünftigen Sinn! Außerdem frage ich mich: Wo ist eigentlich das Weinen des Jungen geblieben? Und hat er eigentlich Schmerzen? Darüber zu befinden ist aber nicht meine Aufgabe! Übrig bliebe:
Der junge Mann hatte einige Schürfwunden an Kopf und Knie, und das eine Bein war am Knöchel schon stark geschwollen. Sanft befühlte sie die Stelle. »Es scheint nichts gebrochen, nur verrenkt. Ich brauche einen Eisbeutel und ein Glas Wasser.« Einer verschwand im Haus. Die anderen standen flüsternd etwas abseits. Sie kannten die alte Dame. Oft hatten sie sie schon geärgert und beschimpft, wenn sie nicht schnell genug aus dem Wege ging. Und jetzt war sie hier unten und half ihnen, während die anderen Nachbarn hinter der Gardine standen und zusahen. zurück

Den Regen kann man sich sparen, er hat keinerlei Bedeutung für den Fortgang der Handlung. Man hätte genau so gut schreiben können, zu allem Überfluss sei in Indien ein Sack Reis umgefallen. Warum hat der Eisbeutel eigentlich Schmerzen und bekommt Aspirin, während der Junge leer ausgeht? Das zumindest sagt die Satzkonstruktion aus, denn das ihm bezieht sich sprachlogischerweise auf das Subjekt des vorangegangenen Satzes (sollte der Knöchel das Aspirin bekommen, müsste es diesem heißen – der Junge hingegen fehlt völlig. Vermutlich war das Glas Wasser noch unterwegs, angekommen ist es ja nicht im Gegensatz zum Eisbeutel. Warum Anna aber überhaupt Aspirin verabreicht, ist unverständlich: Weder den Jungen noch den Eisbeutel hat sie danach gefragt. Damit aber nicht genug: Wie sollen denn bitte die Jungen den Verletzten ins Krankenhaus befördern? Und wieso schaut Anna die Jugendlichen prüfend an? Und warum tragen sie den Jungen auf die Terrasse – und auf welche? Wo kommt die her? Der Junge liegt doch im Garten, wenn ich mich recht erinnere … Vorschlag:
Der Eisbeutel und Wasser waren inzwischen angekommen. Sie legte ihn auf den Knöchel. Dann gab sie ihm ein Aspirin gegen die Schmerzen. »Das Bein muss ruhig gehalten werden. Er muss noch mal von einem Arzt untersucht werden. Ich rufe gleich einen Krankenwagen. Einer bleibt bei ihm. Die anderen können von mir aus bei mir warten. Ich wohne im dritten Stock. Natürlich nur, wenn ihr wollt. Zu essen und zu trinken habe ich auchzurück

Die Terrasse und den Regen hatte ich entfernt – Es wäre ja auch doof von den Jugendlichen, auf einer Terrasse zu stehen, wenn es regnet – denn was wäre da der Vorteil? Und sollte es sich um eine überdachte Terrasse handeln, könnten sie nicht von da aus zu Annas Balkon hoch schauen. Da stimmt was Gehöriges nicht. Zudem kommt der angekündigte Blitz … Übrig bliebe:
Als der Freund weg war, schauten zu Annas Balkon hoch. Sie trauten sich nicht, in die Wohnung zu gehen. War das ihr schlechtes Gewissen? Da erschien Annas Kopf über dem Geländer: »Nun kommt schon, der Kakao wird kalt.« zurück

Ja, ja, wundaba … hatten wir doch schon … roch wunderbar (schauder): Wie wäre es mit einem schlichten duftete OHNE riechen und wunderbar? SO EINFACH kann Schreiben sein, wenn man sich nur an die herrlichen Verben zu erinnern bemüht: Die Wohnung duftete nach heißem Kakao. zurück

An diesem Teilstück stört mich lediglich Zeitweise habe ich vergessen – es ist ihr doch gerade erst passiert, und das ist doch nicht Zeitweise, sondern manchmal! Ich würde vorschlagen Manchmal vergesse ich (…) zurück

Und jetzt kommt die Moralkeule … beim letzten Link hätte diese Erzählung enden können: Anna hat eine Verbindung hergestellt, die Jugendlichen sind gekommen. Alles Weitere ist überflüssig. Stattdessen wird jetzt ein superkitschiges Happyend konstruiert nach dem Motto: Seid lieb zu den Alten, denn dann geht es euch prima! Diese Verbrüderung ist schlichtweg peinlich! Jedes Kind, das zugehört oder gelesen hätte, kann allein weiter denken, vielleicht entstehen fruchtbare Gespräche, aber ein solch zuckersüßes Ende macht die Erzählung unglaubwürdig, weil sie so tut, als müsste es so sein. Solche Moral sollte Märchen vorbehalten bleiben, wo die Kleinen und Schwachen und Unterdrückten gewinnen – aber in Erzählungen haben sie nichts zu suchen, damit macht man alles kaputt! zurück

© 2013 by Malte Bremer. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe – gleich welcher Art – verboten.