StartseiteLiterarisches LebenErfolg mit Kindersoldaten: Starbucks wird zum Literaturcafe

Erfolg mit Kindersoldaten: Starbucks wird zum Literaturcafe

Literarische Online-Diskussion von Starbucks und gather.comIn den USA verkauft die Café-Kette Starbucks jetzt auch Bücher. Dabei setzt der Kaffee-Spezialist nicht auf eine Auswahl an Titeln, sondern bietet jeweils immer nur einen für einen begrenzten Zeitraum an. Starbucks geht hierbei nicht den Weg einer eigenen Edition, sondern wählt ein Buch aus der aktuellen New-York-Times-Bestsellerliste.

Wer nun erwartet, dass Starbucks bei solchen Aktionen auf leichtverdauliche Lesekost setzt, der irrt. Im aktuell erhältlichen Titel »A Long Way Gone« berichtet der heute 26-jährige Ishmael Beah von seinen Erlebnissen als Kindersoldat in Sierra Leone, eine blutige und brutale Geschichte. Als Ishmael zwölf ist, wird sein Dorf von Rebellen überfallen. Zusammen mit anderen Kindern flüchtet er in den Urwald. Regierungssoldaten erzählen den Kindern, dass sie an den Rebellen Rache nehmen und jeden einzelnen töten müssen. Den Sieben- bis Siebzehnjährigen werden russische AK-47-Gewehre in die Hand gedrückt, und ihre Ausbildung zu Soldaten beginnt.

Wie die New-York-Times berichtet, verkaufte Starbucks in über 6.500 Filialen innerhalb der ersten drei Wochen 62.000 Exemplare des Buches. Zum Vergleichs: Midge Albom’s Besteller »For One More Day«, der das erste von Starbucks verkaufte Buch war, brachte es in ganzen drei Monaten auf 92.000 Exemplare.

Und Starbucks belässt es nicht beim Verkauf des Buches: Ishmael Beah ist auf Lesetour in 11 Filialen. Ebenso finden in Starbucks-Cafés sogenannte »book breaks« statt: Hier können Leser über das Buch diskutieren. Auf der Online-Community gather.com hat Starbucks zudem eine virtuelle Diskussionsrunde eingerichtet. 955 Leser haben sich dort bereits registriert, um sich über das Buch auszutauschen. Andere berichten in ihren Weblogs mit eigenen Beschreibungen und Bildern von Ishmael Beahs Starbucks-Lesungen.

Kein Verlag also, sondern eine Kaffee-Firma demonstriert, wie eine gelungene Verbindung zwischen Online- und Offline-Marketing-Aktion für ein Buch aussieht, an der sich Leser aktiv beteiligen können.

Ohne Frage wird es spannend werden, ob – oder besser: wann Starbucks auch in Deutschland Bücher verkaufen wird und wie die Reaktionen und Diskussionen im traditionellen Buchhandel ausfallen werden. Welcher Verlag wird es wagen, Starbucks zu beliefern und den Zorn der Buchhandlungen bewusst in Kauf nehmen? Immerhin muss es der Buchhandel schon aushalten, dass Harry-Potter-Bücher in Drogeriemärkten und Tankstellen zu finden sind. Wie angenehm ist da doch das Lesen in Cafés.

Übrigens: Das Buch von Ishmael Beah erscheint im Mai beim Campus Verlag auf Deutsch unter dem Titel »Rückkehr ins Leben«.

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