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Sexy Buchhändlerinnen: Ein Bericht vom Fotoshooting für den Erotikkalender

Buchhändlerin Pia beim Shooting für den KalenderDürfen sich Buchhändlerinnen nackt fotografieren lassen? Schadet oder nützt es dem Ruf, den sie in der Öffentlichkeit haben? Und werden beim geplanten Erotik-Kalender tatsächlich nackte Brüste zwischen Buchdeckeln zu sehen sein?

Tatsache ist: Seitdem das Projekt eines erotischen Fotokalenders mit Buchhändlerinnen als Models angekündigt wurde, wird darüber eifrig diskutiert. Derszeit finden die Shootings für die Monatsblätter statt, und obwohl den Kalender noch niemand gesehen hat, malen sich einige plastisch aus, wie die Fotos wohl aussehen werden. »Hat die junge Buchhändlerin eine andere Art, einen Slip zu tragen?«, will beispielsweise Jörg Sundermeier auf buch-pr wissen.

Nachdem wir das Projekt unlängst auf literaturcafe.de vorgestellt und mit Projektleiterin Simone Pfeifer gesprochen hatten, haben sich zahlreiche Buchhändlerinnen als Model beworben.

Sind Buchhändlerinnen also weniger prüde als die Kritiker des Projekts?

literaturcafe.de wollte es genau wissen und war bei einem der Fotoshootings dabei. Hier ist unser Bericht mit Bildern.

Fotomodel für einen Tag

Freitag vor Pfingsten, kurz vor 12 Uhr in einer Karlsruher Altbauwohnung: Auf dem Küchentisch sind mehr Farbtöpfchen und Pinsel verteilt als in manchem Künstleratelier. In der Tat sind es die Werkzeuge und Materialien einer Künstlerin. Seit gut einer Stunde ist Makeup-Artist Elena bei der Arbeit. Sie schminkt das Model für den heutigen Tag. Pia ist Buchhändlerin in einer Heidelberger Fachbuchhandlung. Heute ist sie Fotomodel und, wie sie am Ende des Tages gestehen wird, an diesem Morgen ganz schön aufgeregt.

Am Küchenfenster steht Projektleiterin Simone Pfeifer. Zusammen mit dem Fotograf Konrad Schmidt sieht sie sich auf einem Mac die Fotos des Shootings in Wien an. »Wir arbeiten nur mit Makeup«, sagt Simone. »Mit Photoshop werden wir keine Körper oder Gesichter verändern. Wir wollen die Models so natürlich abbilden, wie sie sind.«

Das heutige Shooting soll im Freien stattfinden. Geplant ist ein japanisch-fernöstliches Setting im Karlsruher Stadtgarten. Der Kimono hängt schon im Nebenraum. Ein Requisit aus dem Kostümverleih?

»Nein«, sagt Konrad, »der Kimono und auch die anderen Outfits fürs Shooting gehören Pia.« Gemeinsam mit den Models werden Foto-Ideen und mögliche Motive vorab entwickelt. »Wenn man nicht mit Profis arbeitet, ist es umso wichtiger, dass sich die Models wohlfühlen. Wenn sie Dinge anziehen müssen, die nicht ihre eigenen sind, dann agieren sie entweder wie Schauspielerinnen im Kostüm oder fühlen sich unwohl. Beides wäre unnatürlich und das wollen wir vermeiden.«

Konrad ist Profi. Der gelernte Werbefotograf tritt zurückhaltend und ruhig auf. Er entspricht so gar nicht dem Klischee des flippigen Modefotografen, der den Models ein »Ja, zeig’s mir Baby!« zuruft. In der Ruhe liegt die Kraft.

Kleider und Klappstuhl

Kurz nach 12 der Aufbruch zur geplanten Location. Elena packt nur das Nötigste ein, um vor Ort nachzuschminken. Assistentin Julia begleitet Model, Fotograf und Projektleiterin. Fotoausrüstung, Kleider und ein Klappstuhl werden mitgenommen.

Das Shooting im öffentlichen Bereich hat Projektleiterin Simone vorab angemeldet. Am Eingang des botanischen Gartens wartet schon ein Herr von der Parkverwaltung auf seinem Fahrrad und geleitet die Gruppe zur japanischen Ecke des Gartens. Die ist so, wie es sich der Europäer vorstellt: Rote Torii (japanische Tore) und hölzerne Schreine zwischen fernöstlichen Pflanzen und künstlichen Wasserläufen.

Das kleine offene Holzhäuschen, das offenbar eine Pagode andeuten soll, wird rasch zur Garderobe umfunktioniert, und Pia schlüpft in ihren Kimono. Der ist, wie es sich gehört, hochgeschlossen und dennoch ein höchst erotisches Kleidungsstück, das ins Ambiente passt.

Besucher bleiben stehen und schauen

Der Teil des Parks ist für den Publikumsverkehr nicht gesperrt. Ab und zu bleiben Besucher stehen und schauen. Konrad kennt das, ist es gewohnt. »In solchen Situationen wartet man einfach. Wenn sich nichts tut, wird’s den Leuten schnell langweilig und sie gehen rasch weiter.« Das klappt tatsächlich. Ein älterer Herr der, dem eigenen Reden nach eine langjährige Fotoerfahrung im Amateurbereich hat und daheim auch ein viel besseres Equipment als der Profifotograf, darf seine Tipps der freundlich zuhörenden Julia erzählen, die unter anderem dafür sorgt, dass niemand zufällig ins Bild läuft.

Es gehört ebenfalls zum Konzept der Kalendermotive, dass auf Scheinwerfer und Blitz verzichtet und nur mit vorhandenen Lichtquellen gearbeitet wird. Dass es an diesem Tag zwar warm ist, die Sonne jedoch hinter den Wolken steckt, schafft ideale Lichtverhältnisse, sodass es keine harten Licht- und Schattenkontraste gibt.

Konrad hat alles im Blick. Nicht nur wegen des Lichts muss Pia genau auf die Anweisungen des Fotografs hören, Bewegungen im Zentimeterbereich sind erforderlich. Faltenverläufe des Kimonos werden korrigiert und mit der Projektleiterin besprochen. Bei einem natürlich wirkenden Bild darf nichts dem Zufall überlassen werden. Pia agiert wie ein Profi und bleibt unbeweglich stehen, wenn der Fotograf seinen Standort oder die Objektive wechselt.

Der Grat zwischen erotisch und billig ist schmal

Fast fünf Stunden wird das Shooting dauern. Ein enormer Aufwand, wenn man bedenkt, dass es am Ende um ein Kalenderbild gehen wird. In vier verschiedenen Kleidern wird Pia an diesem Tag fotografiert.

Schon beim zweiten Kleid diskutieren Fotograf und Projektleiterin, ob der Ausschnitt nicht zu tief sei. Konrad ist skeptisch, Simone meint, das sei so schon ok. Also gut, das Kleid geht in Ordnung.

»Erotische Fotos sind eine Herausforderung«, sagt der Fotograf. »Der Grat zwischen erotisch und billig ist verdammt schmal.« So wird es an diesem Tag keine Posen oder über die Schultern rutschende Kleiderträger geben. »Erotik findet im Kopf statt«, sagt Konrad.

Am Ende des Tages sind alle zufrieden. Der Fotograf lobt Pia, die geduldiger war als manches Profi-Model. Auch die Location war ideal.

Buchhändlerin Pia ist ebenfalls sehr zufrieden. Ihr hat es Spaß gemacht. Die Stimmung war angenehm und das Shooting professionell.

Was wird ihre Chefin in der Buchhandlung sagen, wenn sie sie im Kalender entdecken wird? Pia lacht. »Das ist kein Problem. Meine Chefin hat mich auf den Kalender aufmerksam gemacht und gesagt, ich solle mich doch mal bewerben.«

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8 Kommentare

  1. “Sexy Buchhändlerinnen” – sollte eine solche Aktion nicht doch etwas zu plump sein, um Eingang ins Literaturcafe zu finden. Scheinbar schreitet die Bohlenisierung unserer Gesellschaft weiter und schneller voran als gedacht. Sehr schade…

  2. Ich finde es schade, das heutzutage nur noch nacktes Fleisch einen Verkauf anregt und sei es für Artikel, die nichts mit Erotik zu tun haben (Margarine, Bücher u.ä.). Noch mehr enttäuscht es mich, das Frauen da mitmachen, denn eigentlich sollten sie ihre Werte kennen, aber anscheinend kennen sie sie nicht, sonst würden sie lieber ihren Kopf für tolle Werbung nutzen und nicht wie so viele, einfach nur mit Sex und ohne Hirn (sex sales), das kann jeder…

    Katja

  3. prüde Moralapostel.
    schon peinlich, manche Kommentare hier. Allein die Tatsache das so ein Kalender gemacht wird ist also “plump” und gegen irgendwelche “Werte” (meine nicht!). Über das Ergebnis kann man ja diskutieren, aber die Meinung hier scheint ja schon gefestigt bevor man dieses kennt. Denn natürlich ist Erotik offensichtlich da Merkmal einer “Bohlenisierten” Gesellschaft, was auch immer das sein soll.
    Selten so einen Quatsch gelesen, Griechen haben Nackte dargestellt, ebenso wie jeder brauchbare Maler, Bildhauer und Fotograf. Die Gewinnaussichten sind hier offensichtlich gering, aber laut Katja sollen die uns ja lieber mit einer weiteren nervigen, unnützen und geistig armen Werbekampagne überziehen. Und das soll dann Hirn anstrengen sein?
    @ Katja:Und das kann jeder? Dann mach doch mal gute Portraitfotos, würd ich gern sehen ob du das kannst, ich glaubs ja nicht:-)
    Und was mich wirklich enttäuscht sind Menschen die mit ihrer Pseudo-Moral sich gegen Dinge aussprechen die anderen Spaß machen, keiner von euch muß diesen Kalender kaufen, oder auch nur ansehen …
    Maria würd ich allerdings recht geben, im Zuge der Gleichberechtigung wäre ein sexy BuchHÄNDLER-Kalender schon angebracht;-)

  4. So, wie ich das verstanden habe, werden einfach gutaussehende Buchhändlerinnen fotografiert. Und zwar nicht in besonders “sexy” Pose oder leichtbekleidet. Wenn da schon ein Ausschnitt “zu tief” für Fotos ist, frage ich mich, ob dann nicht die potentiellen Käufer maßlos enttäuscht sind …

    Ansonsten: Ich würde mir den Kalender zwar nicht kaufen, aber ich sehe auch keinen Grund, mich darüber aufzuregen. Selbst wenn es tatsächlich Bilder von Frauen in Unterwäsche oder auch “ohne alles” wären. Bilder von Personen (je nach Geschmack eher Männer oder Frauen) mit erotischer Ausstrahlung werden nun mal gerne angesehen – da sind wir noch nicht mal bei Sexualität an sich. Wogegen auch nichts spricht, ist schließlich auch ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Daseins.
    Und zwar nicht nur für dumme, sondern auch für intelligente Menschen. Ich finde es gerade interessant, dass man hier Personen im Bücherumfeld eben auch von einer anderen Seite zeigt.

  5. @ Marcus: Klar, das ein Mann was andres sagt… Ich meinte nicht selber fotografieren (ich bin Fotografin), sondern sich ausziehen, das kann jeder. Sich oder Produkte angezogen zu verkaufen, ist eine Kunst…OGO

  6. Hallo

    Auch ich finde nichts dabei Buchhändlerinnen, mit deren Einverständnis, für einen Kalender abzulichten. Ob nackt, oder auch nur wenig bekleidet, das muss die betreffende Person selbst entscheiden.

    Auf jeden Fall glaube ich dass dieser Kalender bestimmt Zuspruch findet.

    Aber der Käufer sollte auf die gesamte Ausstrahlung schauen, nicht nur auf einen nackten Po oder Busen.
    Auch Augen, Haare, Arme und Beine sind schön und sehenswert.

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